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30 März 2022

Rezension: Vor Rehen wird gewarnt

Vor Rehen wird gewarnt - Vicki Baum

Beschreibung des Verlages:
„Ich kriege immer, was ich will“ – das ist das Lebensmotto von Ann Ambros. Denn so rehäugig und aufopferungsvoll Ann auch wirken mag, so entschlossen und rücksichtslos macht sie sich die Welt untertan. Sie verführt den Mann ihrer Schwester, um das schillernde Leben an der Seite eines Geigenvirtuosen zu führen, und hinterlässt von San Francisco bis Wien eine Schneise der Verwüstung. Eine Frau, der man nicht in die Quere kommen will und deren Bann man sich doch bis zur letzten Seite nicht entziehen kann. Ein quirliger, höchst unterhaltsamer Roman von großer psychologischer Tiefe und atmosphärischer Dichte.

Inhalt:
Angelina (Ann) Ambros hat als kleines Kind gelernt, ihre Mitmenschen um den Finger zu wickeln, zu manipulieren und gegeneinander auszuspielen. Durch ihr unschuldiges und zerbrechliches Aussehen kommt sie immer damit davon, bis sie gemeinsam mit ihrer Stieftochter Joy eine Zugreise antritt, deren unvorhergesehener Ausgang sie ihr Leben als Tochter eines aufopfernden Vaters, als jüngere Schwester der liebevollen Schwester Maud, welcher sie schliesslich den Mann - einen damals berühmten Musikers - ausspannt und als Ehefrau und Mutter Revue passieren lässt.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist mir von der lieben Jamie vom Blog Librovore geschenkt worden und ich habe mich riesig über die schöne Ausgabe aus der Büchergilde gefreut. Jamie hat sich eher schwer getan mit dem Buch und ich konnte dies sehr gut nachvollziehen, hatte ich selber doch in der Mitte auch einen Durchhänger. Der Beginn hat mich nämlich gepackt und obwohl ich ein paar Seiten gebraucht habe, um mich auf die Sprache einzulassen, war ich ziemlich begeistert. Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin ganz unterschiedliche historische Ereignisse und viele Figuren aber auch einiges an Gesellschaftsstudien und Gesellschaftskritik unterbringt.
In der Mitte war mir die Geschichte dann ein wenig zu langsam und ausschweifend erzählt, aber gegen Ende, als vor allem wieder aus der Perspektive von Angelinas Stieftochter Joy berichtet wird, kommt wieder viel Fahrt auf, was mir sehr gut gefallen hat.

Schreibstil:
Vicki Baum, deren Lebensgeschichte mich tief berührt hat, erzählt in eher gemächlichem Tempo und beleuchtet die mittlere bis höheren Gesellschaftsschichten San Franciscos und Wiens. Ausserdem lässt sie Hinter die Fassaden einer Musikerfamilie und tief in den Musikeralltag der damaligen Zeit blicken (wenn man sich vorstellt, dass eine Stradivari damals um die 5'000 bis vielleicht ca. 30'000 Dollar gekostet hat...), was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Die verschiedenen Figuren werden sehr ausführlich beschrieben und Anns manipulative Art, die ihr viele Vorteile verschafft, aber auch ganze Leben zerstört, während sie sich natürlich nie einer Schuld bewusst ist, sondern stets noch die scheinbar geschädigte mimt, verbindet alle Ereignisse und Personen miteinander.

Meine Empfehlung:
Dem ein wenig trägen Schreibstil zum Trotz habe ich in "Vor Rehen wird gewarnt" eine unterhaltsame und gesellschaftskritische Geschichte entdecken dürfen, die mich auf Vicki Baums weiteres Werk neugierig gemacht hat. Deshalb empfehle ich das Buch den Geduldigen unter euch weiter, es wird sich am Ende lohnen.

Zusätzliche Infos:
Titel: Vor Rehen wird gewarnt
Originaltitel: Danger from Deer
Autorin: Vicki Baum (1888–1960), geboren in Wien, zählt zu den erfolgreichsten Erzählerinnen der Weimarer Republik. Sie arbeitete als Redakteurin und Autorin in Berlin, wo sie in den Zwanzigerjahren zum Medienstar wurde. In Deutschland wurde Baum von den Nationalsozialisten diskriminiert und ausgebürgert und ihre Bücher verbrannt. 1931 wanderte sie nach Kalifornien aus und lebte dort bis zu ihrem Lebensende.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Carl-Heinz Ostertag
Hardcover, bedrucktes Leinen und Lesebändchen: 412 Seiten
Verlag: Büchergilde mit freundlicher Genehmigung der Arche Literatur Verlag AG
Ersterscheinung: 21.02.2020 (Arche Literatur Verlag AG)
ISBN: 978-3-7632-7216-7

27 März 2022

Rezension: Baba Dunjas letzte Liebe

Baba Dunjas letzte Liebe - Alina Bronsky

Beschreibung des Verlages:
Der Bestseller von Alina Bronsky im attraktiven Geschenkbuchformat (9,2 x 14,4 cm), das in jede Hand- und Hosentasche passt.
Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt nach dem Reaktorunglück die strahlenden Waldfrüchte fürchtet, baut sie sich mit Gleichgesinnten
ein neues Leben auf. Doch dann kommen Fremde ins Dorf – und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung. Voller Poesie, Herz und Witz erzählt Alina Bronsky von einer außergewöhnlichen Frau, die im hohen Alter ihr selbstbestimmtes Paradies findet.

Inhalt:
Baba Dunja lebt im fiktiven, Tschernobyl nachempfundenen Ort Tschernowo, einem Teil der sogenannten Todeszone. Sie ist einige der wenigen Rückkehrer*innen, welche stur und einfach ihr restliches Leben in der verstrahlten Gegend, ihrer Heimat, verbringen. Ohne fliessendes Wasser und mit einer nur teilweise funktionierenden Telefonverbindung leben die bereits alten und kranken Menschen als eingeschworene Gemeinschaft, welche sich vor der Radioktivität in ihrem selbstgezogenen Gemüse und im Brunnenwasser nicht mehr zu fürchten brauchen, zusammen. Alle paar Wochen fährt die längst pensionierte ehemalige Hilfsschwester Baba Dunja, die als eine Art unfreiwillige Dorfvorsteherin fungiert, mit dem Bus in die Stadt, um einige Einkäufe zu tätigen und die Post zu holen. Der beschauliche und stets ein wenig gleichförmige Alltag der nebeneinanderher existierenden aber in ihren Überzeugungen zusammenhaltenden Menschen wird jäh erschüttert, als ein Vater mit seiner jungen und gesunden Tochter in die Gegend ziehen will, was von den Bewohner*innen Tschernowos, die zwar ihre eigenen Krankheiten und ihren eigenen bevorstehenden Tod akzeptiert haben, aber dieses Risiko für ein gesundes Kind nicht zulassen können, mit allen Mitteln verhindert wird. Die Ereignisse überschlagen sich und locken einige dieser von der restlichen Gesellschaft zugleich bewunderten, bemitleideten und gefürchteten Menschen aus ihrer Reserve. Auch todgeweihte Menschen lieben und leben noch, wollen sich Träume erfüllen und ihren Frieden finden.

Meine Meinung:
"Baba Dunjas letzte Liebe" stand schon jahrelang auf meiner Wunschliste. Durch die aktuellen Ereignisse in der Ukraine erschüttert, habe ich mich dazu entschieden, dieses Buch zu kaufen und sofort zu lesen. Die sehr berührende und kurzweilige Lektüre hat mir ganz viele Einblicke in das Leben von Tschernobyl-Rückkehrer*innen beschert, orientiert sich Alina Bronsky doch an historischen Fakten und den realen Geschichten der Menschen, welche sich - des Risikos bewusst, aber ohne etwas zu verlieren zu haben - in ihrer alten Heimat, der heutigen Todeszone um Tschernobyl niedergelassen haben und in fast kompletter Unabhängigkeit und Freiheit ihre restlichen Jahre erleben wollen.

Figuren:
Innerhalb von so wenigen Seiten gelingt es Alina Bronsky, eindrückliche Charakterskizzen der Bewohner*innen von Tschernowo zu erstellen. Da ist Baba Dunja, die bedächtig, überlegt und voller Dankbarkeit für die Schätze, welche ihr Garten und die umliegenden Wälder hergeben, ihren Alltag begeht und voller Sehnsucht zu ihrer Tochter und der Enkelin, welcher sie noch nie begegnet ist, Briefe nach Deutschland schreibt. Sie hinterfragt dabei zwar stets ihre Qualität als Mutter, sendet ihrer Tochter aber im gleichen Atemzug die schönsten, optimistischsten Berichte in die Ferne, damit sich diese auf keinen Fall Sorgen machen muss. Sie ist eine Art Bürgermeisterin wider Willen und kümmert sich nicht nur um die täglichen Sorgen, Nöte und Bedürfnisse ihrer Nachbar*innen, sondern kommuniziert auch permanent mit den Toten, welche die friedliche Umgebung immer noch bewohnen.
Auch Marja, die sich gefühlt nur von den von Baba Dunja gekochten Gerichten und mitgebrachten Medikamenten ernährt und stets ihrem verstorbenen Mann nachtrauert, obwohl er sie geschlagen hat, nimmt eine wichtige Rolle in der Geschichte ein. Ihr Hahn und ihre gute Seele lassen sie zuerst ein Festmahl und später einen zweiten Frühling erleben und sie steht für die Hoffnung in einer selbstgewählten, todgeweihten Schicksalsgemeinschaft.
Besonders gut unterhalten haben mich die Szenen, in denen Sidorow, der über das einzige und eigentlich nie funktionierende Telefon verfügt und der krebskranke Petrow, dessen entschlossenes Handlung zum entscheidenden Wendepunkt der Geschichte führt, vorkommen. Das Ehepaar Gavrilow übernimmt die Rolle der neureichen Zugezogenen und Lenotschka die der ewig vor sich hinstrickenden Frau, welche nie Kinder bekommen wollte.

Schreibstil:
Alina Bronsky schafft es, diverse existenzielle Themen und zutiefst menschliche Regungen und Dramen, aber auch ganz viel Humor, Zusammenhalt und wunderschöne Naturschilderungen in diesem so kurzen Büchlein unterzubringen. Die Geschichte scheint langsam und poetisch erzählt und ist dennoch durch die enorme Vielschichtigkeit sehr dicht gewoben, wirkt aber nie überladen, sondern vielmehr sehr schlicht. Ein ganz besonderes Gewicht erhält die nur durch Briefe und Erinnerungen aufrecht erhaltene Beziehung zwischen Baba Dunja und ihrer Tochter Irina sowie Baba Dunjas Enkelin Laura. Diese in ihrer Schönheit und Tragik einzigartige Familienstudie hat mich tief berührt.

Meine Empfehlung:
Voller Begeisterung empfehle ich euch diesen unaufgeregt erzählten Aussteigerroman, der gleichzeitig auch ein Familienroman und eine Art Krimi ist. Die einfühlsamen und warmherzigen Charakterstudien, die am Rande mitschwingende Gesellschaftskritik und die mitten ins Herz treffende und mit dem Leben und Sterben versöhnende Sprache haben mich komplett für sich eingenommen und auf die weiteren Bücher von Alina Bronsky neugierig gemacht.

Zusätzliche Infos:
Titel: Baba Dunjas letzte Liebe
Autorin: Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinburg/Russland, lebt seit den Neunzigerjahren in Deutschland. Ihr Debütroman »Scherbenpark« wurde zum Bestseller und fürs Kino verfilmt. »Baba Dunjas letzte Liebe« wurde für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert und ein großer Publikumserfolg. 2019 erschien ihr letzter Roman »Der Zopf meiner Großmutter«, der ebenfalls wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand.
Sprache: Deutsch
Hardcover (Geschenkausgabe): 192 Seiten
Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 05.03.2020 
ISBN: 978-3-462-05472-9

20 März 2022

Mein SuB kommt zu Wort, 20.03.22

"Mein SuB kommt zu Wort"
Eine Gemeinschaftsaktion von Melli und Vanessa

 

Hallo ihr Lieben

Unglaublich aber wahr: mein Frauchen lässt mich schon wieder an die Tastatur und schweigt gleich ganz, schliesslich muss sie sich die Bücher einmal näher ansehen, welche ich ihr für die vierte Frage vorschlage, damit sie nicht wieder keinen meiner Vorschläge liest (ja, richtig gelesen, die drei Bücher der vierten Februarfrage hat sie nicht beendet, aber immerhin ist eines davon begonnen).

Nun aber starten wir und lassen gleich einmal die Zahlen sprechen. Viel Spass beim Lesen und gebt uns ein wenig Zeit für den Gegenbesuch, Frauchen ist immer noch sehr langsam beim Lesen und Besuchen, wir schauen aber auf jeden Fall bei euch vorbei.

1. Wie groß bist du aktuell (Du darfst entscheiden, ob du nur Print oder eBook & Print zählst)?
Bei meiner letzten Teilnahme im Februar 2022 war ich dreistellig und umfasste genau 100 Bücher. Aktuell liegen wir bei 98 Bücher und dies, obwohl mein Frauchen gerade kaum zum Lesen kommt. Aber wenn nur wenige Bücher einziehen, hilft das dem Schrumpfen ja auch schon.

Die SuB-Entwicklung in der Übersicht:
20.01.2022: 101 Bücher
21.02.2022: 100 Bücher
20.03.2022: 98 Bücher

2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen – zeig mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel!
Bei uns sind seit unserer letzten Begegnung bei dieser Aktion erst zwei Bücher eingezogen und ein weiteres Buch ist unterwegs zu uns. Wenn Frauchen noch ein wenig Gas gibt beim Beenden ihrer aktuell begonnenen Lektüren, dann werde ich bis Ende März sogar noch ein wenig schrumpfen.
Hier eingezogen sind: "Baba Dunjas letzte Liebe" von Alina Bronsky, das Livia gestern beendet hat und "Das mangelnde Licht" von Nino Haratischwili, das Livia im April lesen wird. Da ihr "Das achte Leben (für Brilka)" so gut gefallen hat, erhofft sie sich packende und sehr berührende Lesestunden.

3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es eine SuB-Leiche, ein Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Rezi-Exemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?
Zuletzt gelesen hat Livia "Baba Dunjas letzte Liebe", das Buch ist allerdigs noch nicht rezensiert. Livia hat es geliebt und empfiehlt es euch sehr herzlich. Die letzte Rezension, welche online gegangen ist, hat mein Frauchen zum Buch "Rory Shy" getippt. Auch dieses Buch hat ihr sehr, sehr gut gefallen und sie kann die Fortsetzungen kaum mehr erwarten. HIER geht es zur Rezension.


4. Liebe:r SuB, der Frühling beginnt, zeig' uns passend dazu Bücher mit Blumen und Pflanzen auf dem Cover oder im Titel. Welche würdest du deiner/m Besitzer:in empfehlen?
Ich habe zwei Bücher aus meinen Regalen ausgewählt, von denen Livia eines lesen soll. Die Februar-Aufgabe (zwei aus drei Büchern) steht ja auch noch an und das hier soll sich schliesslich nicht bis Ende Jahr auftürmen ;-)
"Alles, was wir geben mussten" von Kazuo Ishiguro sowie "Die Stunde der Lerche" von Willi Fährmann sind zwar alles andere als fröhlich im Inhalt, die Cover vermitteln aber viel Frühlingsstimmung und eines davon sollte mein Frauchen bald schaffen.

Somit bleiben aus dem Februar (zwei aus drei soll Frauchen bald lesen):
Hierzulande - Heinrich Böll (begonnen)
Der Räuber - Robert Walser
Poetenleben - Robert Walser

Und aus dem März (eines soll Frauchen lesen):
Alles, was wir geben mussten - Kazuo Ishiguro
Die Stunde der Lerche - Willi Fährmann

Und wie sieht es bei euch aus? Entwickelt ihr euch in eine gute Richtung? Und schaffen eure Besitzer*innen eure Aufgaben?

Wir lesen uns bald
SuBrina

15 März 2022

Rezension: Rory Shy, der schüchterne Detektiv

Rory Shy, der schüchterne Detektiv - Oliver Schlick

Reiheninfos:
1. Rory Shy, der schüchterne Detektiv (erschienen im August 2020)
2. Der Fall der roten Libelle (erschienen im Juli 2021)
3. Das Rätsel um Schloss Eichhorn (erschienen im Februar 2022)

Beschreibung des Verlages:
Rory Shy ist ein ungewöhnlicher Detektiv: Es ist ihm unangenehm, Zeugen zu befragen, er ist zu schüchtern, um mit Informanten zu sprechen, und viel zu höflich, um Verdächtige mit Fragen nach einem Alibi zu belästigen. Dafür besitzt er eine hochgeheime eigene Methode, mit der er bislang auch die kniffligsten Rätsel lösen konnte. Bis jetzt: In der Villa einer Millionenerbin ist eine Perle spurlos verschwunden. Und von der Sekretärin bis zum Butler scheint jeder ein Geheimnis zu hüten. An Befragungen führt kein Weg vorbei! Mithilfe der zwölfjährigen Matilda stellt sich Rory dem schwersten Fall seiner Karriere …
Ein außergewöhnlicher Krimi mit einem originellen Detektivduo: der schüchterne Detektiv und seine redefreudige zwölfjährige Assistentin!

Inhalt:
Die zwölfjährige Matilda ist eine aufgeweckte Hobby-Detektivin, welche es liebt, Fälle in ihrer Nachbarschaft zu lösen. Immer an ihrer Seite aber nur mässig hilfreich ist dabei ihr überaus ängstlicher Cockerspaniel Dr. Herkenrath. Ihr grösstes Vorbild ist der berühmte Detektiv Rory Shy, den sie bei einer abendlichen Gassirunde aus einer misslichen Situation befreit. Als Entschädigung für die Rettungsaktion verlangt sie, Rory Shy als Praktikantin zur Seite stehen zu dürfen. Zumindest während der Weihnachtsferien. Innerhalb von wenigen Stunden geraten die beiden mitten in einen komplizierten Fall und die mitteilsame Matilda wird zum grössten Trumpf für den schüchternen Detektiv.

Meine Meinung:
Auf die Reihe aufmerksam geworden bin ich bei Aleshanee vom Blog Weltenwanderer. Ihre begeisterten Rezensionen haben mich dazu bewegt, mir diesen ersten Band der Reihe von meinem Mann zu Weihnachten schenken lassen und ich habe es nicht bereut. Rory Shy und vor allem seine Assistentin Matilda, welche die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt und die eigentliche Hauptperson des Krimis ist, habe ich sofort ins Herz geschlossen und die beiden haben mich ein wenig aus meinem turbulenten Alltag entfliehen lassen.
Den Fall um die verschwundene Perle der Millionenerbin Charlotte Strudel habe ich mit grösstem Vergnügen gelesen und besonders gut gefallen haben mir dabei der unkomplizierte Umgang unserer Heldin Matilda mit Rory Shys Schüchternheit und allen anderen Eigenschaften der auftretenden Figuren, aber auch die leicht überzogenen und um so amüsantere Situationskomik. Zur Jahreszeit passend - das Buch spielt mitten in Matildas Weihnachtsferien - sorgen eine riesige aber gemütliche Villa, ein verschneiter Park und eisig kalte Temperaturen für Lesestunden, die man am liebsten schön eingekuschelt mit einem Heissgetränk geniessen möchte, was ich auch im März noch gerne getan habe.

Schreibstil:
Das Buch liest sich äusserst flüssig und ist sehr, sehr unterhaltsam geschrieben. Auf den Vorsatzseiten finden sich Skizzen der vorkommenden Personen und die Kapitelanfänge sowie die einzelnen Seiten sind sehr liebevoll gestaltet. Die Altersempfehlung des Verlages (ab 10 Jahren) empfinde ich als sehr passend und die Erzählsprache ist dem jungen Publikum angemessen. Besonders aufgefallen sind mir die zu den Figuren passenden Namen - so wird Matildas Lieblingscafé beispielsweise von Doro Puderzucker geführt - Details, welche mich immer sehr für sich einnehmen. Ausserdem plappert Matilda in allen Gesprächen so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist (oder spinnt ihre wilden Theorien in ihren Gedanken fort), geht aber mit ihren Mitmenschen trotzdem sehr rücksichtvoll und einfühlsam um, erzählt keine Geheimnisse weiter und und tritt niemandem zu nahe, was ich für ein Kinder- und Jugendbuch als besonders schöne und wichtige Botschaft empfinde.
Der Fall bleibt übrigens bis zum Schluss spannend und mit Matildas Hilfe und Rory Shys ganz besonders geheimen (und schrägen) Fähigkeit, kommen wir diversen Geheimnissen und Verstrickungen auf die Spur, die letztendlich zu einem grossen Ganzen zusammengefügt werden können.

Meine Empfehlung:
Von mir gibt es eine sehr herzliche Empfehlung für dieses spannende und herzerwärmende Jugendbuch, das sich sicher wunderbar im Winter oder zur Weihnachtszeit lesen lässt, aber auch sonst für ganz viele unterhaltsame Lesestunden sorgt.

Zusätzliche Infos:
Titel: Rory Shy, der schüchterne Detektiv
Autor: Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.
Hardcover: 320 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Ueberreuter
Erschienen: August 2020 (1. Auflage)
ISBN: 978-3-7641-5188-1

06 März 2022

Lese-Statistik Februar 2022

Hallo ihr Lieben

Wie geht es euch denn so?
Ich bin ehrlich, für den Februar hatte ich grosse Pläne und wollte mich so richtig intensiv mit meinen Büchern auseinandersetzen aber auch sonst viel erleben. Ihr alle wisst, was der Februar mit sich gebracht hat und viele von uns mussten sich mehr, als ihnen lieb ist, mit einem mittlerweile acht Jahre andauernden Bürgerkrieg befassen, der durch den Angriff der Ukraine durch Putin zu einer noch grösseren Bedrohung Europas geworden ist.

Auch meine Gedanken sind bei den Opfern und den Flüchtenden und es hat sich komisch angefühlt, weiter Rezensionen zu tippen und Kommentare zu lesen. Oder generell zu lesen, Bücher konnten mich in den letzten bald zwei Wochen nämlich nicht packen. Deshalb bin ich vor allem bei Instagram gewohnt aktiv, teile Infos und lasse Betroffene zu Wort kommen, habe meinen Buchcontent aber ziemlich heruntergefahren.
Ausserdem haben der Liebste und ich endlich die mühsamen Diskussionen mit unserer ehemaligen Hausverwaltung (ihr erinnert euch, wir sind im November umgezogen) abgeschlossen und unsere Mietkaution zurückbezahlt bekommen haben. Diese haben wir fast komplett gespendet, was uns das Gefühl gegeben hat, wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten.

So langsam kommt die Lust auf neuen Lesestoff zurück und ich kann das Lesen als Alltagsflucht nutzen, was mir bis vor wenigen Tagen überhaupt nicht gelungen ist. Nun kann ich auch den schon ziemlich lange auf sich aufmerksam machenden Frühling geniessen (seit Februar ist es hier viel zu warm, was leider für trockene Wiesen und Wälder sorgt, aber die Frühblüher seit Wochen spriessen lässt) und vor allem freue ich mich darüber, dass ich meine im November getroffene Entscheidung endlich umgesetzt und eine meiner Musikschulstellen auf das kommende Schuljahr gekündigt habe.
Ja, jetzt ist es raus, hier steht einiges an beruflicher Veränderung an. Nach neun Jahren Arbeit in meinem Heimatort in der Zentralschweiz, bin ich ab August 2022 dann nur noch in meinem Wahlheimatkanton Bern festangestellt. Meine Musikschulstelle in Bern möchte ich deshalb auch vergrössern, weshalb ich fleissig Schüler:innen anwerbe und an jedem Musikschulanlass sehr aktiv bin, damit ich auf mich aufmerksam machen kann. Durch die wegfallende Reisezeit und ein wohl insgesamt auch ein wenig schrumpfendes Pensum, habe ich ab August mehr Zeit für meine musikalischen Projekte, also für die Projektplanung, für Proben und hoffentlich zahlreiche Konzerte. Darauf freue ich mich schon sehr.

Und ja, ein wenig gelesen habe ich im Februar trotzdem. Obwohl die letzte Februarwoche schwierig war und obwohl der Februar leider mit einem absoluten Flop gestartet ist. Jetzt aber spanne ich euch nich mehr länger auf die Folter und zeige euch meine gelesenen Bücher aus dem Monat Februar:

Langatmiger, zu konstruierter "Thriller", der diesen Namen leider nicht verdient und 200 Seiten zu viel hat


Packende, wunderschön und sehr poetisch erzählte und aufrüttelnde Lektüre zum #blackhistorymonth


Ein fast unerträglich aktueller Antikriegsroman, grandios erzählt und ein Klassiker, eine Wucht, ein Muss!


Leichter, ein wenig zu 08/15 erzählter La Palma-Roman, der aber mit traumhaften Beschreibungen entschädigt


Alle Rezensionen auf einen Blick:

Thirteen (Th1rt3en) - Steve Cavanagh   (544 Seiten)
Das Mädchen mit der lauternen Stimme - Abi Daré   (368 Seiten)
Im Westen nichts Neues - Erich Maria Remarque   (336 Seiten)
Sonne über dem Salzgarten - Tabea Bach   (365 Seiten)

Meine Neuzugänge im Februar:


Ich bin schon ziemlich stolz, dass im Februar nur zwei Bücher bei mir eingezogen sind. "Sonne über dem Salzgarten" von Tabea Bach ist ein Rezensionsexemplar aus dem Verlag Bastei Lübbe, das ich in einer Leserunde der Lesejury lesen durfte.
"Der dunkle Wald" von Cixin Liu habe ich mir von einem guten Freund ausgeliehen. Es ist die Fortsetzung von "Die drei Sonnen" und ich möchte im März/April (wohl eher im April) mit dem Buch beginnen.

Alle Zahlen in der Übersicht:

Gelesene Bücher: 4
Abgebrochene Bücher: -
Aussortierte Bücher: -
Somit in die Leseeule: 4 Franken
Gelesene Seiten: 1613 Seiten
Durchschnittliche Seitenzahl pro Tag: 57.6 Seiten
Bücher von Autorinnen: 2
Bücher von Autoren: 2
Gemischte Autorenduos (oder mehr): 1
Geschenkt bekommene Bücher: -
Ausgeliehen: 1
Buchgewinn: -
Buchprämien: -
Rezensionsexemplare: 1
Gekaufte Bücher: -
Eingesammelte Bücher: -
Gesamte Neuzugänge: 2
SuB am Monatsbeginn: 100
Aktueller SuB: 98 (yeeesss)
Differenz: -2

Und nun freue ich mich auf den Austausch mit euch. Lasst mir gerne den Link zu eurer Lese-Statistik in den Kommentaren und ich schaue auf jeden Fall bei euch vorbei, gebt mir nur ein wenig Zeit, ich muss mich erst wieder ein wenig an das viele Kommentieren gewöhnen ;-)

Passt gut auf euch auf, verbreitet Liebe und Frieden in eurem Umfeld und fühlt euch umarmt
Livia

01 März 2022

Rezension: Sonne über dem Salzgarten

Dieses Rezensionsexemplar aus dem Verlag Bastei Lübbe durfte ich in einer Leserunde der Lesejury lesen.

Sonne über dem Salzgarten - Tabea Bach

Reihenübersicht Salgarten-Saga:
1. Sonne über dem Salzgarten
2. Himmel über dem Salzgarten (erscheint am 24.6.22)
3. Sterne über dem Salzgarten (erscheint am 24.2.23)

Beschreibung des Verlages:
Die erfolgreiche, aber gestresste Sterneköchin Julia will ihren Neffen eigentlich nur kurz auf die kanarische Insel La Palma begleiten. Doch dann entdeckt sie über einer wildromantischen Bucht eine alte Finca, die sie sofort verzaubert. Könnte sie sich hier ihren Traum von einem kleinen Restaurant am Meer erfüllen? Es scheint sich perfekt zu fügen, dass am Fuße der Klippe ein Salzgarten liegt, der in Familientradition von dem attraktiven Álvaro betrieben wird. Julia verliebt sich auf den ersten Blick in ihn, und auch er ist ihr sehr zugetan. Aber wie so oft im Leben kann das, was so einfach schien, ganz schön kompliziert werden …

Inhalt:
Julia lebt für ihren Beruf als Chefköchin im "Savoir Vivre" und hat ihren Neffen Emil sehr ins Herz geschlossen. Als der ausgerechnet mitten in der Hochsaison des "Savoir Vivre" aus seinem Internat verschwindet und bei Julia unterkommt, muss diese ihn nach La Palma begleiten, wo ihr Bruder und Emils Vater Jens lebt und arbeitet. Aufgrund eines Sturmes kann sie die Insel erst einige Tage später wieder verlassen, obwohl ihr Chef sie schnellstmöglich im Restaurant braucht und kurzerhand fristlos entlässt. Auf La Palma festsitzend verliebt sich nicht nur in die traumhaft schöne Insel, sondern auch in eine verlassene Finca neben einem Salzgarten. Wird sie in La Palma ihr Glück finden? 

Die Leserunde:
Zum ersten Mal seit einiger Zeit hat mich wieder ein Buch der Lesejury so sehr angesprochen, dass ich mich bei der Leserunde beworben habe und tatsächlich durfte ich bei der Leserunde mitlesen, was mich riesig gefreut hat.
Der Austausch war sehr bereichernd und ich habe meine Mitleser:innen und deren aufmerksame Art, ihre Gedanken und Überlegungen sehr geschätzt.

Meine Meinung:
In La Palma war ich noch nie, weshalb ich die literarische Reise in die traumhaft schöne Landschaft sehr gerne angetreten habe. Sicher wisst ihr mittlerweile auch, dass ich sehr gerne Bücher lese, welche die Arbeit in der Gastronomie zum Thema haben. "Sonne über dem Salzgarten" hat mich diesbezüglich mit vielen spannenden Details überzeugen können. Zuerst wird Julias Arbeit in einer Sterneküche geschildert und später geht es vermehrt um das Einrichten und Gestalten eines Restaurants. Gekocht wird aber immer und ausserdem ist jedes Kapitel mit einem typischen Gericht aus La Palma oder einem anderen für Julia wichtigen Gericht überschrieben. Dieses Gericht taucht dann auch im Kapitel auf und es empfiehlt sich definitiv nicht, dieses Buch hungrig zu lesen. Tabea Bach schafft es, Konsistenzen, Gerüche und auch den Respekt vor den Lebensmitteln und die Liebe, mit der die einzelnen Speisen zubereitet werden, auf meisterhafte Art in Worte zu fassen. Besonders sympathisch war mir, dass Julia in La Palma den Markt besucht und ihre Zutaten stets bei regionalen Händlern sucht und findet.

Auch die Beziehung zu ihrem Neffen Emil (in La Palma Emilio genannt) hat mir sehr gut gefallen. Julia findet immer wieder den Draht zum zwölfjährigen Jungen und schafft es, so manche nicht ganz einfache Situation zu entschärfen. Ihr Bruder Jens - Emils Vater - ist nämlich ein richtiges Ekel. Nicht nur ist er ein absolut verantwortungsloser Vater, sondern er schädigt auch noch bewusst und rücksichtslos die Menschen sowie die Flora und Fauna von La Palma.
Emil wirkt wesentlich älter als zwölf, was mich ein wenig gestört hat und ausserdem kann ich mir kaum vorstellen, dass es möglich ist, ein so junges Kind komplett auf sich allein gestellt einfach in einem Internat abzuladen und auszuwandern, aber dieser logistische Aspekt wird im Buch komplett ignoriert. Das fand ich ein wenig schade, letztendlich spielt es aber für die Handlung keine grosse Rolle.

Als Julia den Salzgarten am Meer entdeckt, habe ich mich zum ersten Mal sehr bewusst mit Meersalzen auseinandergesetzt und einiges über die Salzgewinnung erfahren, das ich vorher nicht wusste. Der Betreiber des Salzgartens, Álvaro, in den sich Julia Hals über Kopf verliebt, bleibt ein wenig blass. Anfänglich scheint er ebenfalls grosse Sympathien für Julia zu besitzen, dann aber wendet er sich plötzlich von ihr ab und auch sein ganzer Freundeskreis, der Julia vorher mit offenen Armen empfangen hat, tut es ihm gleich. Warum dies geschieht ist leider sehr vorhersehbar - wie auch die weitere Entwicklung des Buches - und ausserdem liegt allem ein klassisches Missverständnis zugrunde, das auf 08/15-Art verarbeitet wird. Ständig werden Andeutungen gemacht, aber weder fragt Julia mal konkret nach, was eigentlich das Problem ist, noch wird sie darüber aufgeklärt, was sie anscheinend falsch gemacht haben soll. Dies hat mich ein wenig gestört, weil es doch sehr üblich ist, diese gekünstelten Konflikte lange aufzubauen und am Ende ein wenig unbefriedigend aufzulösen. Ein einziges klärendes Gespräch hätte uns viel Hin und Her erspart und uns vor allem mehr über Álvaro und dessen Familie oder auch die traumhaft schöne Insel erfahren lassen.

Obwohl mich diese Konstruktionen in der Regel sehr stark stören, hat dies in "Sonne über dem Salzgarten" mein Lesevergnügen höchstens ein wenig getrübt. Tabea Bach schreibt so wundervoll und erzählt diese Geschichte mit nur so vor Liebe für La Palma sprühenden Sätzen, dass ich ihr diesen Aufbau gar nicht so übel nehmen konnte. Deshalb kann ich es kaum mehr erwarten, wieder nach La Palma zu reisen und Julia im nächsten Band noch besser kennenzulernen.

Meine Empfehlung:
"Sonne über dem Salzgarten" ist noch nicht ganz rund erzählt, aber die zahlreichen traumhaft schönen Beschreibungen der bunten Landschaften und köstlichen Gerichte machen dies wett und ich freue mich schon riesig auf die Fortsetzung der Reihe. Schliesslich möchte ich unbedingt erfahren, wie es mit Julia weitergeht. Sie war mir von Anfang an sympathisch und ist mir als Protagonistin sehr ans Herz gewachsen.
Wer eine kleine Realitätsflucht gerade gut gebrauchen kann, ist mit diesem Buch bestens beraten. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung.

Zusätzliche Infos:
Titel: Sonne über dem Salzgarten
Autorin: Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wurde in der Hölderlin-Stadt Tübingen geboren und wuchs in Süddeutschland sowie in Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald, Ausgangspunkt zahlreicher Reisen in die ganze Welt. Die herrlichen Landschaften, die sie dabei kennenlernt, finden sich als atmosphärische Kulisse in ihren Romanen wieder. Tabea Bachs Bücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Mit ihrer Kamelien-Insel-Saga gelangte sie sofort auf die Bestsellerliste. In den erfolgreichen Seidenvilla-Romanen wechselte der Schauplatz zu einer Seidenweberei in Venetien. Mit ihrer Salzgarten-Reihe führt uns Tabea Bach auf die Kanarischen Inseln.
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 365 Seiten
Ersterscheinung: 25.02.2022
ISBN: 978-3-404-18484-2