Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft - Simone Hirth
Beschreibung des Verlages:
Das Elternhaus: zertrümmert. Lebenskonzepte: abhanden gekommen. Regeln,
ein toter Maulwurf und Anleitungen – das sind Dinge, an die man sich
hält, wenn nichts mehr da ist. Eine junge Frau, Mitte 20, sitzt nach dem
Abriss ihres Elternhauses im Schutt und versucht einen Wiederaufbau.
Wie besessen räumt und schleppt sie das Vergangene in ihre
Notunterkunft. Dabei entsteht nicht nur eine solide Bleibe, sondern auch
ein Gegenmodell zur gesellschaftlichen Norm. Simone Hirth sorgt
mit jedem Satz für Überraschungen. Sie geht an die Grenzen
literarischer Möglichkeiten und trifft dort auf das Eigentliche.
Zynismus verkehrt sich in Galgenhumor, die Sprache wird zum Experiment.
Ein außergewöhnliches Romandebüt!
"Dass es weitergeht, weiß
ich, ich habe längst Adieu gesagt zu den Zweifeln. Meine Oberarme sind
schon enorm. PS: Es riecht ein wenig nach Schimmel. Ich werde lüften
müssen."
Inhalt:
Unsere Protagonistin lebt mit einem toten Maulwurf neben und in den Trümmern ihres Elternhauses und errichtet - Stein um Stein - eine Notunterkunft, in der sie bescheiden lebt. Alles, was sie braucht, schafft sie aus ihrem Elternhaus in ihre neue Bleibe oder sammelt und klaut es sich aus der Natur und den Geschäften der Umgebung zusammen. "Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft" ist ein Buch über einen alternativen Lebensentwurf, über die Jugend und das Notwendige, das Vergängliche, Verluste und Minimalismus.
Meine Meinung:
Auf "Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft" bin ich bei Jan aufmerksam geworden und ich bin wirklich froh, dass mich seine amüsante Schilderungen der Protagonistin und ihres toten Maulwurfs so neugierig gemacht haben auf dieses Buch. Nach den ersten paar Sätzen war ich allerdings noch ein wenig irritiert, weil die einzelnen Abschnitte eher Textfragmente sind, welche den Bau der "Notunterkunft" und die Umsiedlung in dieses neue, abgelegene und auch sehr einsame und verlassene Leben dokumentieren. Nach wenigen Seiten habe ich aber das Konzept durchschaut und mich nur so in diese Geschichte gestürzt, die gesellschaftliche Normen ad absurdum führt, mit Leerstellen viel Interpretationsspielraum und Platz für eigene Gedanken lässt und zudem in Rückblicken und Briefen eine Geschichte erzählt, die vom Verlust und der Einsamkeit handelt und nicht immer nur heiter Sonnenschein ist. Wie sich die Protagonistin an ihren toten Maulwurf klammert, hat mich nicht nur amüsiert, sondern auch berührt, wie sie sich von ihren Habseligkeiten trennt, sich aber auch einige wirkliche Notwendigkeiten mühsam beschaffen muss, hat mich zum Nachdenken gebracht. Simone Hirth ist mit diesem vielschichtigen, kritischen und vor allem auch handwerklich geschickt geschriebenen Stück Gegenwartsliteratur ein wahrlich fesselndes und berührendes Debüt gelungen.
Meine Empfehlung:
Von mir gibt es eine herzliche Leseempfehlung für dieses Buch, das zeigt, wie mit wenigen Worten und viel Raum für eigene Gedanken eine ganze Geschichte erzählt werden kann, die kritisch und unterhaltsam zugleich für einige spannende Lesestunden sorgt.
Zusätzliche Infos:
Titel: Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft
Autorin: Simone Hirth, geboren 1985 in Freudenstadt, aufgewachsen in Lützenhardt. Studium am
Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Nach diversen Umzügen und
Aushilfsjobs lebt sie heute als freischaffende Autorin und Lektorin in
Kirchstetten (Niederösterreich). Verschiedene Preise und Stipendien,
u.a.: Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg,
Start-Stipendium des BMUKK, Schwäbischer Literaturpreis sowie
Hans-Weigel-Literaturstipendium. Ihr Debütroman „Lied über die geeignete
Stelle für eine Notunterkunft“ wurde für den Alpha Literaturpreis
nominiert. Zuletzt ist ihr Roman „Bananama“ (Kremayr & Scheriau
2018) erschienen.
Fester Einband mit Schutzumschlag: 192 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Kremayr & Scheriau
Erscheinungstermin: August 2018
ISBN: 978-3-218-01045-0
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