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05 September 2019

Rezension: Die verlorenen Briefe des William Woolf

Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar aus dem Wunderraum-Verlag, das mich via Bloggerportal erreicht hat. 
 
Die verlorenen Briefe des William Woolf - Helen Cullen
 
Beschreibung des Verlages:
William Woolf hat den wundervollsten Job der Welt: In einer Londoner Sammelstelle für verlorene Briefe bringt er verirrte Botschaften auf den richtigen Weg. Doch seinen eigenen Weg im Leben scheint er aus den Augen verloren zu haben. Den Traum, Schriftsteller zu werden, hat er aufgegeben, und das Glück ist ihm im Alltag irgendwie abhandengekommen. So kommt es ihm wie ein Wink des Himmels vor, als er bei der Arbeit immer neue mitternachtsblaue Briefe entdeckt, die alle an »Meine große Liebe« adressiert sind. Könnte er selbst gemeint sein? Wer ist die geheimnisvolle Verfasserin, die sich nur »Winter« nennt? William beschließt, der Spur der Briefe zu folgen …
 
Inhalt:
William Woolf arbeitet in einem Traumberuf und darf im Depot der verlorenen Briefe in London dafür sorgen, dass aufgrund von unleserlichen oder fehlenden Adressen unzustellbare Briefe doch noch ihre Empfänger erreichen. Er selber steckt aber in der mittlerweile unglücklichen Ehe mit Clare, die ihn zugleich bemitleidet und ihm auch fehlenden Ehrgeiz vorwirft, fest. Schliesslich ist er es, der damals den Traum einer Schriftstellerkarriere aufgegeben hat und sich nun täglich durch fremde Post wühlt. während sie als erfolgreiche Anwältin viel Geld verdient. So einfach ist die ganze Geschichte aber nicht und als William wunderschöne Briefe findet, die scheinbar an ihn adressiert sind, realisiert er plötzlich, dass er in seinem eigenen Leben nur noch eine Statistenrolle einnimmt und beginnt, unbeholfen aber immer überzeugter die Spur der rätselhaften "Winter" zu verfolgen, während sein eigentliches Leben, seine Ehe und sein ganzes Umfeld erschüttert werden.
 
Meine Meinung:
Bei Friedelchen finde ich jeweils die wundervollen Bücher aus dem Wunderraum-Verlag und habe bei ihr auch schon "Wenn der Rest der Welt schläft" entdeckt, das mich ebenfalls begeistert hat. Mit William habe ich das Depot der verlorenen Briefe kennengelernt. Ein Ort, der aus Träumen gemacht scheint. Schliesslich darf man dort, was sonst verboten ist: in fremden Briefen schnüffeln. Und als wäre das nicht genug, gelingt es manchmal sogar, diese verlorengegangene Post wieder auf den richtigen Weg zu schicken und so den eigentlichen Empfänger glücklich zu machen. Ist das nicht eine wundervolle Idee?
Weiter bin ich beeindruckt von der Art und Weise, mit der Helen Cullen es schafft, die Entfremdung zwischen Clare und William darzustellen. Es sind kleine Alltagssituationen, fehlende Gesten der Zärtlichkeit, eine fehlende Kommunikation und gewisse Verhaltensweisen, welche sich die beiden angeeignet haben, um einander aus dem Weg zu gehen, die in ihrer Gänze zeigen, wie sehr sich Beziehungen verändern können, auch wenn man das so gar nicht will.
Williams Suche nach "Winter" führt ihn nach Dublin, wo er an glückliche Zeiten erinnert wird, während er einem Phantom hinterherjagt. Dies ist manchmal amüsant, meistens aber sehr schmerzlich und voller Mitgefühl und Hoffnung habe ich atemlos Seite um Seite umgeblättert, um herauszufinden, ob und wie unser - genau wie seine Briefe - verlorener Protagonist doch noch den Platz in seinem eigenen Leben finden kann.
 
Schreibstil:
Sanft und einfühlsam schildert Cullen einen Mann, der einfach nur irgendwie ein wenig aus seinem Leben gefallen ist, der eigentlich alles hat, aber nicht wirklich glücklich sein kann, weil er gar nicht weiss, was er wirklich will. Immer wieder nutzt Cullen die Briefe, die William nicht nur von "Winter" sondern auch von anderen Absendern findet, als Mittel, William eine Tür zu einer neuen Entscheidung oder einem neuen Abenteuer zu öffnen und hat letztendlich mit diesem Buch eine Hommage an den (hand-)geschriebenen Brief verfasst, die Lust macht, gleich selber zu Papier und Stift zu greifen. Mit viel Liebe zum Detail zeigt sie, was ein Brief alles im Sender und Empfänger bewirken kann und lässt zudem viel Poesie und Humor in eine Geschichte einfliessen, die von der ersten bis zur letzten Seite berührt.
 
Meine Empfehlung:
Ich bin so froh, dieses Buch gelesen zu haben, weil es mich an viele wundervolle Stunden erinnert hat, in denen ich Briefe geschrieben und gelesen habe und weil es mit einer aussergewöhnlichen Handlung, einem liebenswerten Protagonisten und einer einfühlsamen Erzählsprache überzeugen und berühren kann.
 
Zusätzliche Infos:
Titel: Die verlorenen Briefe des William Woolf
Originaltitel: The Lost Letters of William Woolf
Autorin: Helen Cullen ist in Irland geboren, hat Theaterwissenschaften und Englische Literaturwissenschaft studiert und lebt mittlerweile in London. Allerdings kehrt sie zum Schreiben immer wieder in ihre Heimat zurück. Ihr Debütroman »Die verlorenen Briefe des William Woolf« wurde von Lesern wie Presse gefeiert, und die Irish Times zählt die Autorin zu den aufregendsten jungen Stimmen des Landes.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Heike Reissig
Hardcover, Halbleinen: 416 Seiten
Verlag: Wunderraum 
Erschienen am: 22. April 2019
ISBN: 978-3-336-54795-1

6 Kommentare:

  1. Liebe Livia,
    nun bin ich vollkommen überzeugt, dass ich mir das Buch kaufen werde! Mit "Die Nähmaschine" habe ich auch lange gehadert, aber die habe ich mir nun von meinem Gutschein geholt und wird im Oktober gelesen. Dann habe ich noch gebraucht "Das Wunder" gekauft, das nun als Taschenbuch im Goldmann Verlag herausgekommen ist...deswegen gab es das Wunderraum Buch billiger. Sie sind soo schön und vorallem dein aktuelles Buch passt hervorragend, denn ich schreibe ja schon seit meiner Kindheit Briefe =)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina

      Das freut mich sehr und ich bin mir sicher, dass dir das Buch gefallen wird. Ich finde die Bücher auch sehr schön und vor allem hochwertig gestaltet und sie ragen aufgrund ihres Formats sehr schön aus der Masse heraus, was mir immer besonders gut gefällt.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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    2. Das finde ich auch! Hier zahlt man gerne den Preis des Hardcovers!
      Liebe Grüße
      Martina

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    3. Auf jeden Fall, das macht sich dann auch schöner im Regal :-)

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  2. Hallo Livia, :)
    was für eine schöne Vorstellung eines einzigartigen Buches. :) Ich finde, die Geschichte klingt wundervoll, und sie spricht mich total an, besonders diese Idee, dass verloren gegangene Briefe auf den richtigen Weg gebracht werden. Es ist schade, dass Briefe zu versenden immer teurer wird, denn es ist eine schöne Art jemandem einen lieben Gruß zu schicken.
    Das Buch setze ich mir gerne auf meine Wunschliste. :)

    Liebe Grüße
    Marina

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    1. Liebe Marina

      Herzlichen Dank für die lieben Worte. Nicht nur hier, auch generell. Es tut mir schrecklich leid, dass ich aktuell so wenig zum Stöbern und Kommentieren komme. Gerade bei dir würde ich mich mehr beteiligen. Aber ich hoffe, dass ich meinen Rhythmus bald wieder finde und dann auch aktiver sein kann.

      Die Idee zu diesem Buch ist wirklich grandios und lädt zu eigenen Gedankenspielereien ein, was ich immer sehr schön finde. Ja, eigentlich ist es schade, aber wenn man bedenkt, für welch anderen Schrott dann manchmal Geld hat, dann liegt es sicher nicht am Preis, dass immer weniger Briefe versandt werden... ;-)

      Alles Liebe an dich
      Livia

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