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03 März 2011
Der Schatz am Ende des Regenbogens
Sie erwachte erst nur langsam. Aber als sie bemerkte, dass es zu regnen begonnen hatte, blinzelte sie vorsichtig und sprang dann ruckartig auf. Erst noch hatte sie in der warmen Nachmittagssonne auf der grünen Wiese gelegen und nun dies. Sie hob den Kopf erneut, reckte ihre Nase in den Himmel und sah plötzlich, dass sie mitten unter einem Regenbogen stand. Ohne lange zu überlegen, mass sie den Abstand bis zu den beiden Enden hin mit den Augen ab und rannte dann los. Sie näherte sich dem Ende des Regenbogens, das ihr näher war oder näher zu sein schien, es lag nämlich hinter einem kleinen Hügel verborgen und liess sich nicht genau schätzen. Die Regentropfen rannen ihr über den ganzen Körper und inmitten dieser unwirklichen Kulisse glitzerte die Sonne durch einen fahlen Dunstschleier auf die dampfende Erde herab. Endlich erreichte sie den Hügel und nahm keuchend den Aufstieg in Angriff. Oben angekommen atmete sie kurz aus und rannte dann jubelnd vor Glück den Hügel hinunter, wo sie das Ende des Regenbogens wähnte. Aber vor ihr war nichts. Sie blieb stehen, drehte sich um und lachte. Das war er also, der Schatz am Ende des Regenbogens, dachte sie und schüttelte sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie sah jetzt nämlich den Regenbogen wieder vor sich. So, als würde er auf der Seite des Hügels enden, von der sie gekommen war. "Er hat kein Ende", schrie sie laut in den Regen hinaus. "Der Regenbogen hat kein Ende." Und sie blickte in den Himmel hinauf, wo die Farben schon langsam zu verblassen begannen. "Und wo kein Ende ist, ist auch kein Schatz", rief sie und lachte dabei. Vielleicht hatte er aber doch ein Ende. Und vielleicht war sie genau an diesem Ende angekommen und hatte den Schatz gefunden, dachte sie und spann den Faden noch weiter. Vielleicht war der Schatz die Erkenntnis, dass man nicht immer nur nach dem Ende suchen musste. Der Regenbogen wollte etwas zeigen, etwas darstellen. Schönheit. Vergängliche Schönheit. Etwas, das man betrachten und geniessen musste und nicht etwas, das man abschreiten und durchsuchen musste. Denn während sie gesucht hatte, war der Himmelsbogen mehr und mehr verblasst. Nur noch schwach schimmerten die Farben herab. Aber die Hoffnung hatte sie angetrieben. Während sie dem Bogen gefolgt war, hatte sie immer auf den Schatz gehofft. Sie hatte gehofft, ihn zu finden, das Ende zu finden. Hatte sie das Ende gefunden?
War am Ende Weisheit?
Eine traumhafte, märchenhafte Geschichte! Dazu fällt mir doch gleich wieder ein Satz aus meinem kleinen Notizbuch ein. Er ist von Friedrich Nietzsche:"Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens."
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Inka
@Inka
AntwortenLöschenVielen Dank für diese wundervolle Ergänzung. Es tut gut zu sehen, dass ich (wenn auch nur kleinste) Anregungen schenken darf.
Liebe Grüsse
Eponine
eine wunderschöne Geschichte und das Foto dazu.
AntwortenLöschenRegt an zum denken ....
Gute Nacht
Liebe Grüsse Elke
@Schöngeist for two
AntwortenLöschenVielen Dank liebe Elke.
Dir auch eine geruhsame Nacht und ganz liebe Grüsse
Eponine