Seine Suche hatte ihn nicht weiter gebracht und auch sein Team war die ganze Zeit mit den Recherchen zu den verschiedenen politischen Gruppen und Aktivisten beschäftigt gewesen.
Am Freitag musste er ihnen bei ihren Recherchen zur Hand gehen und liess das Haus ein wenig ruhen.
Als er ein wenig früher Schluss machte, beschloss er, am Montag nach dem Wochenende noch einmal ins Haus zu gehen. Er wusste, dass dieser Montag der dreizehnte Dezember war und dass ihm die Dreizehn schon immer Glück gebracht hatte. Also machte er sich ein mehr oder weniger ruhiges Wochenende und stand dann am Montag weder pünktlich in Sandra Volkerz Haus.
Forchel wusste, dass er heute etwas entdecken würde. Er begann im untersten Stock und durchquerte langsam die Küche. Dabei tastete er sämtliche Schränke ab, vertiefte sich ins Gewürzregal, öffnete den Kühlschrank und befühlte die karierten Küchentücher.
Alles schien so, wie es zu sein hatte. Geordnet, sauber und unauffällig.
Nach der Küche versuchte er sein Glück in den beiden Badezimmern. Aus seiner langjährigen privaten und beruflichen Erfahrung wusste er, dass Frauen viele Geheimnisse im Badezimmer bargen. Aber nebst ein paar wenigen (verdächtig wenigen) Pflegeprodukten und einiger wunderschöner Topfpflanzen fand er nichts.
Später begab er sich ins Arbeitszimmer. Er tastete jede Schublade von allen Seiten her ab und durchsuchte sämtliche Notizen und Pläne nach möglichen Botschaften. Seine Enttäuschung war grenzenlos, als seine Suche immer noch ergebnislos blieb.
Dann begab er sich schon ziemlich erschöpft ins Wohnzimmer und setzte sich mitten auf den Boden. Er liess die Stimmung des Raumes auf sich wirken und stellte sich Sandra Volkerz lebend vor. Auf den wenigen aktuellen Fotografien, die er im Verlauf der Ermittlungen von verschiedensten Quellen erhalten hatte, sah er immer eine attraktive Frau, voller Tatendrang und Lebenswillen. Die Erinnerungen, die er an die Leiche hatte, waren nicht sehr schön. Er unterdrückte den Brechreiz, als er sich ihr zerschnittenes Gesicht vor Augen führte.
„Jemand ist dafür verantwortlich“, flüsterte er halblaut vor sich hin, „jemand hat diese Schönheit ausgelöscht, zerstört. Finde ihn!“
Und plötzlich wusste er, wo er suchen musste.
Er rannte die Treppen hinauf ins Schlafzimmer und liess seinen Blick über den ganzen Raum schweifen. Ein grosses Bett in der Mitte des Raumes. Eine Wand voller Unterhaltungsliteratur welche stark an die Bücherwand im Atelier erinnerte aber ein wenig kleiner war, schöne Teppiche und Vorhänge, ein geräumiger Kleiderschrank und ein kleines Beistelltischchen.
Forchel durchwühlte Kleider und Schmuck, schlug die Decken im Bett zurück, trat an die Bücherwand, raffte die Vorhänge zusammen und wusste, dass er etwas übersehen hatte. Er ging noch einmal zu den Büchern zurück und ein wissendes Gefühl machte sich in ihm breit. Als er seine Augen immer langsamer über die Buchrücken wandern liess verstärkte sich das Gefühl noch. Etwas stimmte ganz und gar nicht.
Und da sah er es. Das Buch. Er ärgerte sich, dass es ihm nicht schon früher aufgefallen war. Es war ein schwedischer Krimi von Ake Smedberg. „Tod im Sommerhaus.“ Er begann zu frieren aber er war sich ganz sicher, das richtige Buch gefunden zu haben. Alle anderen Bücher waren alphabetisch geordnet aber dieses Buch stand nicht bei „S“ wie „Smedberg“ sondern beim „L“.
Er schwitzte, als er das Buch vorsichtig aus dem Regal zog und mit zitternden Fingern aufschlug.
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