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12 Dezember 2010

Weihnachtskrimi Folge 12

 Sprachlos sassen sie am Boden, vor sich das Fotoalbum. Mit diesem Durchbruch hatte niemand gerechnet. Vorsichtig aber ziellos blätterte Forchel, der sich als erster wieder ein wenig gefasst hatte, im Album herum.
Die Fotos stammten aus einer anderen Zeit und waren datiert von Weihnachten 1997 bis Weihnachten 1998. Sandra Volkerz war im Jahr 1998 gerade erst zwanzig Jahre alt geworden.
„Warum hat sie nur dieses eine Fotoalbum und warum ist es mehr als zehn Jahre alt?“, fragte Tomas in die Runde.
„Vielleicht gibt es noch mehr“; antwortete Forchel.
„Sollen wir weiter suchen?“, fragte Mirko.
„Später“ antwortete Forchel, „zuerst schauen wir uns das hier zusammen an.
Sie begannen, das Album noch einmal von vorne durchzublättern. Es enthielt ganz normale Familienszenen, Geburtstage und Treffen. Sandra Volkerz hatte auch Landschaften fotografiert, Berge und Seen. Ab und zu sah man sie darauf auch mit Freunden oder einem gut aussehenden Mann. Er schien ein wenig älter zu sein als sie.
„Die Bilder sind alle beschriftet. Sie erzählen eine Geschichte“, bemerkte Mirko.
Tatsächlich waren alle Bilder beschriftet. Die Personen darauf wurden mit Namen genannt, bei Familienfotos stand immer auch der Anlass für das jeweilige Treffen im Album und Landschaftsbilder enthielten sogar Beschreibungen von den Ferien, in denen sie aufgenommen worden waren.
Vor allem die Bilder mit dem jungen Mann enthielten ausführliche Berichte.
„Scheint eine Art Fototagebuch zu sein“, murmelte Forchel.
Aus den Beschriftungen ging hervor, dass der Mann Lasse hiess.
„Lasses Geburtstag“, stand bei einem Bild. Es war am 23.2.1998 aufgenommen worden.
„Ferien mit Lasse“, stand bei einem weiteren Bild und dann folgte eine ausführliche Beschreibung von Ferienaktivitäten.
Weitere Bilder mit Lasse folgten.
„Taufe von Lara, Lasses Patenkind.“
„Lasse und sein Hund.“
„Lasses Nachbar.“
„Grillfest bei Lasse.“
Und immer folgte noch eine Beschreibung zum Bild.
„Lasse beim Klassentreffen“ war am 4.7.1998 aufgenommen worden. Dann folgten lange keine Fotos mehr mit Lasse. Auch Familienfotos wurden immer seltener. Nur noch Landschaftsbilder waren zu finden.
Weihnachten 1998 zeigte ein düsteres Bild von einer einsam brennenden Kerze. Es waren keine Familienmitglieder zu sehen.
Neben der vergilbten Fotografie stand „Erstes Weihnachtsfest ohne Lasse und ohne meine Familie.“
Dann folgte kein Eintrag mehr. Die letzten zwanzig Seiten des Albums waren leer.
„Sie hat sich von Lasse und der Familie getrennt“; bemerkte Forchel nach langen Minuten des Schweigens.
„Denkst du, dass er noch lebt?“, fragte Mirko vorsichtig, „vielleicht ist er gestorben.“
„Ich habe das Gefühl, dass er noch lebt“, antwortete Forchel, „und och habe auch das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Diese Geschichte ist so seltsam. Mirko, Tomas, ihr könnt ins Präsidium fahren. Lisa und Sandro können Verstärkung gebrauchen.“
„In Ordnung Chef“, sagte Mirko und stand auf.
Sie verabschiedeten sich von Forchel und gingen.
Er nahm das Album in die Hand und stand auf. Dann begann er, noch einmal im Haus herum zu gehen. Er wusste, dass nur noch wenige Puzzlesteine fehlten.

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