Vor dem Fest - Saša Stanišić
Beschreibung des Verlages:
Es ist die Nacht vor dem Fest im uckermärkischen Fürstenfelde. Das Dorf
schläft. Bis auf den Fährmann – der ist tot. Und Frau Kranz, die
nachtblinde Malerin, die ihr Dorf zum ersten Mal bei Nacht zeigen will.
Ein Glöckner und sein Lehrling wollen die Glocken läuten, das Problem
ist bloß: die Glocken sind weg. Eine Füchsin sucht nach Eiern für ihre
Jungen, und Herr Schramm, ein ehemaliger Oberst der NVA, findet mehr
Gründe gegen das Leben als gegen das Rauchen.
Niemand will den
Einbruch ins Haus der Heimat beobachtet haben. Das Dorfarchiv steht aber
offen. Doch nicht das, was gestohlen wurde, sondern das, was entkommen
ist, treibt die Schlaflosen um. Alte Geschichten, Sagen und Märchen
ziehen mit den Menschen um die Häuser. Sie fügen sich zum Roman einer
langen Nacht, zu einem Mosaik des Dorflebens, in dem Alteingesessene und
Zugezogene, Verstorbene und Lebende, Handwerker, Rentner und edle
Räuber in Fußballtrikots aufeinandertreffen. Sie alle möchten etwas zu
Ende bringen, in der Nacht vor dem Fest.
Inhalt:
Im Dorf Fürstenfelde spuken alte Geschichten, verbotene Gedanken und rätselhafte Gestalten durch die Nacht vor dem alljährlichen Annenfest. Die Menschen besinnen sich, erinnern sich, wägen ihre Lebensentscheide und Werte gegeneinander ab. Der Fährmann ist tot, die anderen schlafen. Und die, die wach sind, führen etwas im Schilde. Sie müssen etwas erzählen, loswerden, beenden, richtigstellen. Aber ihnen bleibt nur diese eine Nacht, in der sich Traum und Wirklichkeit vermischen, bevor sie sich am nächsten Tag zum Feiern und gemeinsamen Erinnern treffen.
Meine Meinung:
Einmal mehr durfte ich mich in einem Buch von Saša Stanišić verlieren und diesmal habe ich mich einem Frühwerk (erschienen 2014) gewidmet. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und dabei vor allem die Beschreibungen der Figuren sehr gerne gemocht. Auch haben mir die eher düstere Grundstimmung und die vielen verschiedenen Perspektiven gefallen. Stanišićs zweiter Roman liest sich nicht ganz so leicht wie "Wie der Soldat das Grammofon repariert" oder "Herkunft", aber er ist mindestens genau so kunstvoll und ausgeklügelt und einfach ein wahres - durchaus ein wenig anspruchsvolles - Lesevergnügen.
Schreibstil und Aufbau:
In der nächtlichen Dunkelheit kommen verschiedene Figuren aus Fürstenfelde zu Wort. Herr Schramm möchte sein Leben beenden, trifft aber bei diesem Unterfangen auf einige rätselhafte Gestalten, Frau Schwermuth kann kaum mehr zwischen Erinnerungen und Wirklichkeit unterscheiden, eine Fähe schleicht durchs Dorf, auf der Suche nach Hühnern und Eiern, um ihre Jungen und sich selbst zu ernähren, der Nachwuchsglöckner steht kurz vor seiner Abschlussprüfung und in Ullis Garagenbar werden Pläne geschmiedet, während Ditzsche sich dazu bereit macht, seine Hühner zu präsentieren. Alle diese Szenen, Schicksale, Erinnerungen und auch Leerstellen verbindet Stanišić gekonnt zu einer ein wenig unheimlichen, spannenden Geschichte, die manchmal wie ein Märchen und dann aber auch wieder wie eine Anekdote aus einem beliebigen Dorf anmutet. Seine Liebe zum Erzählen und zu den Figuren ist dabei stets spürbar und sein kluger Humor und Sprachwitz sorgen immer wieder dafür, dass die Nacht ihren Schrecken verliert.
Meine Empfehlung:
Es bleibt mir nur mehr, eine sehr herzliche Empfehlung für dieses spannende, beeindruckende und vor allem auch sehr unterhaltsame Buch auszusprechen.
Zusätzliche Infos:
Titel: Vor dem Fest
Autor: Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit
1992 in Deutschland. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen
übersetzt und viele Male ausgezeichnet. Saša Stanišić lebt und arbeitet
in Hamburg. Er ist dort Fußballtrainer einer F-Jugend.
Sprache: Deutsch
Hardcover mit Schutzumschlag: 320 Seiten
Verlag: Luchterhand
Erschienen am: 10.03.2014
ISBN: 978-3-630-87243-8
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