Hallo ihr Lieben
Schon geht es weiter mit einem nächsten Beitrag im Rahmen unserer Blogtour zum Buch "Die Glücksschneiderin" von Ulrike Sosnitza. Nachdem Kathi gestern erschreckende und vor allem auch alarmierende Zahlen und Hintergründe zum Thema Fast Fashion geliefert hat (HIER kommt ihr zum Beitrag), möchte ich heute einige Erfahrungen und Tricks mit euch teilen, die euren Kleiderschrank in Zukunft nachhaltiger werden lassen und auch noch richtig viel und lange Freude bereiten. Weitere Beiträge im Rahmen dieser Blogtour findet ihr bis Freitag auf unseren Blogs und bei Instagram. Hier noch einmal alle Aktionen im Überblick:
Ablauf der Blogtour:
21.6.21: Rezensionen bei allen auf ihren Blogs: Zwerghuhn 🐔 Livia 🐲 Nina 😻
22.6.21: Fast Fashion (bei Lesendes Federvieh)
23.6.21: Upcycling & nachhaltige Kleidung (bei mir :-) )
24.6.21: Interview (bei Book-addicted)
25.6.21: Rezepte auf all unseren Blogs und/oder bei uns auf Instagram, nach Lust und Laune ;-)
Schritt für Schritt zu einem nachhaltigeren Kleiderschrank
1. Überblick verschaffen
"Jeder kennt das Gefühl, vor dem gefüllten Kleiderschrank zu stehen und
partout nichts zum Anziehen zu finden. Dabei trägt man 40% davon gar
nicht oder nur sehr selten."
Dies hat Kathi gestern in ihrem Beitrag geschrieben und genau damit sind wir auch schon beim Kern des Problems angelangt: die meisten von uns wissen gar nicht, was sie in ihrem Kleiderschrank horten. Also macht es, wie wenn ihr führenden Aufräumexpert*innen zuhört: räumt einmal alles aus und sortiert eure Kleidung neu. Ich empfehle dabei folgende Kategorien:
- Trage ich regelmässig und ist in einwandfreiem Zustand
- Trage ich regelmässig, hat aber lose Nähte/Knöpfe oder einzelne kleinere Löcher
- Trage ich nicht mehr, weil mir die Kleidung nicht mehr passt (obwohl ich sie sehr gerne mag)
- Trage ich nicht mehr, weil mir die Kleidung nicht mehr gefällt
- Habe ich nur selten/noch nie getragen
2. Einräumen
Alles, was ihr in der ersten Kategorie zusammengestapelt habt, könnt ihr nun neu in den Schrank einräumen und euch weiterhin daran erfreuen :-)
3. Reparieren und Umnähen
Alle Kleidungsstücke, die in die zweite Kategorie fallen, könnt ihr nun Stück für Stück reparieren. Liegt euch dies nicht, findet sich sicher eine Person in eurem Umfeld, die mit Nadel und Faden umgehen kann. Alles, was in die dritte Kategorie fällt, könnt ihr umnähen oder euch professionell umschneidern lassen. Ja, dies kostet manchmal nicht wenig Geld. Aber was nützt euch euer Lieblingskleid, wenn ihr es nicht mehr tragen könnt? Ausserdem können Röcke, Hosen und Kleider oft gekürzt werden, um sie an eure Körpergrösse anzupassen, Säume können ausgelassen oder enger gesteckt werden und Träger oder Ärmel lassen sich ebenfalls beliebig an euren Körper anpassen und ihr werdet sofort wieder richtig viel Freude mit euren Lieblingsteilen haben und diese noch lange tragen, was letztendlich wieder Geld spart. Sollte dies alles nicht in Frage kommen, werdet ihr vielleicht bei Schritt 4 und 5 fündig.
4. Upcyceln
Vielleicht könnt ihr ein langes Kleid halbieren und aus dem oberen Teil eine Bluse, aus dem unteren einen Rock nähen, Ärmel annähen oder abtrennen, Stoffe hinzufügen oder entfernen (lassen), vielleicht näht ihr euch eine tolle Neuschöpfung aus euren ehemaligen Lieblingsteilen oder probiert einen dieser Tipps aus:
- Tasche aus einer alten Jeans (klappt auch von Hand, habe ich schon einige Male ausprobiert)
- Lavendelsäckchen aus Stoffresten (macht Clara aus "Die Glücksschneiderin" andauernd und ich auch)
- Kinderkleidung aus aussortierter Kleidung
- Patchworkdecke aus Stoffresten
- Decko/Spielzeug aus Socken
Sicher findet auch ihr noch zahlreiche weitere Anleitungen, die wirklich einfach umzusetzen sind und viel Freude bereiten.
5. Verschenken, verkaufen und spenden
Diese Teile, die ihr nicht verarbeiten könnt/wollt (vor allem wohl Teile aus der vierten Kategorie), könnt ihr verschenken, verkaufen (beispielsweise online oder auf Flohmärkten) oder spenden. Überlegt euch gut, wohin ihr aussortierte Kleidung bringt. Recherchiert dazu in eurer Region. Evtl. gibt es gemeinnützige Organisationen oder auch Secondhandshops, die eure aussortierte Kleidung gerne annehmen.
6. Hinterfragen
Weshalb trage ich die Kleidung aus der 5. Kategorie nicht? Gefällt sie mir nicht? Fühle ich mich nicht wohl darin? Habe ich sie in einer falschen Grösse gekauft, in die ich vielleicht nie hineinpassen werde? Seid ehrlich mit euch und überlegt euch gut, welche der bereits geschilderten Schritte zu eurer verbliebenen Kleidung passen könnten.
7. Entsorgen
Ja, manchmal fällt Kleidung wirklich auseinander, ist mottenzerfressen oder so oft repariert worden, dass sie offensichtlich nicht mehr tragbar ist und was ihr nicht mehr tragen könnt, solltet ihr auch sonst niemandem zumuten. Entsorgt diese Kleidung bitte sachgerecht.
8. Entscheiden, was noch fehlt
Natürlich kann es immer sein, dass einzelne Stücke in eurem Kleiderschrank ersetzt oder auch ergänzt werden müssen, damit sie vielseitig kombinierbar sind und euch lange Freude bereiten.
Dazu hilft es, folgendes im Hinterkopf zu behalten:
- Kombinationen,
was nützt die tollste Bluse ohne den passenden Rock/die passende Jeans?
Lassen sich eure Kleider miteinander kombinieren? Einzelne Basics und
zusätzliche Jacken, Schals und weitere Akzente lassen sich einfacher
kombinieren, als zahlreiche Einzelstücke
- Habt ihr (genügend) Kleidung
für alle Situationen in eurem Leben, für eure Arbeit, eure
Freizeitaktivitäten und euer persönliches Wohlbefinden?
9. Ergänzen
Nun darf eingekauft werden. Aber auch hier geht es darum, zu überlegen, was ihr überhaupt benötigt und wie ihr möglichst nachhaltig entscheiden könnt. Achtet also auch in Secondhandshops und auf Flohmärkten auf Naturmaterialien wie Baumwolle, Leinen, Hanf, und andere. Diese lassen sich leichter recyceln und sind weniger schädlich für Gewässer und Böden, sowie eure Gesundheit.Hier kaufe ich Secondhand ein:
- Bärner Brocki ein Fachgeschäft der GEWA, schafft Arbeitsplätze und Perspektive für Menschen auf ihrem Weg zurück in die Berufswelt
- Secondhandbrigitte Brigitte ist gelernte Haut Couture-Schneiderin und hat sich vor allem auf Abend- und Brautmode spezialisiert. Sie verkauft gerade mein Brautkleid weiter und ich kaufe meine Konzertkleider secondhand bei ihr und/oder lasse diese auf mich anpassen, sofern nötig
10. Pflegen
Tut eurer Kleidung und somit auch der Umwelt und eurer Brieftasche etwas Gutes und pflegt eure Kleidung. Hängt sie mit genug Platz auf, oder faltet sie übersichtlich und verwendet Lavendelsäckchen gegen Motten und Milben. Beachtet beim Waschen die Waschhinweise, verzichtet auf hohe Waschtemperaturen und Weichspüler und trocknet eure Kleidung nicht im Tumbler, sondern an der frischen Luft. Macht euer Waschmittel selber (beispielsweise nach diesem Rezept, das ich auch oft nutze) oder setzt auf umweltverträglichere Alternativen.Einige weitere Gedanken zum Thema "nachhaltige Kleidung"
Wirklich nachhaltiger Konsum ist kein Konsum...
- Wie wäre es beispielsweise, das Hochzeitskleid nicht zu kaufen, sondern zu mieten? Oder es nachher nicht zu behalten, sondern umnähen zu lassen oder weiterzuverkaufen? Genau so habe ich es gemacht. Mein Hochzeitskleid wird aktuell weiterverkauft. Behalten habe ich mein Kleid, das ich in Irland getragen habe. Vielleicht werde ich es färben und zu einem Abendkleid umarbeiten lassen. Behalten habe ich den Schleier und die Brautschuhe. Wer weiss, vielleicht darf bald eine Freundin von mir meinen Schleier oder meine Schuhe als "etwas geliehenes" tragen ;-)
- Wie wäre es, für diesen einen Anlass im Jahr, an dem man Abendgarderobe tragen muss, ein Kleid/einen Anzug zu leihen/mieten? Viele Geschäfte vermieten ihre Ware mittlerweile, aber mit ziemlicher Sicherheit werdet ihr auch in eurem Umfeld fündig.
- Wie wäre es, sich regelmässig mit Freund*innen zu Kleidertauschpartys zu treffen und dabei aussortierte Kleider weiterzugeben und selber auch das eine oder andere Schätzchen für sich zu entdecken?
- Vielleicht strickt/häkelt ihr ab jetzt eure Socken und Pullover einfach gleich selber aus Biowolle?
Livia
Liebe Livia,
AntwortenLöschenWOW! Was für ein ausführlicher Artikel, in dem so viele nützliche Tipps zu finden sind! Angefangen beim Verschaffen des Überblickes bis hin zu direkten Anleitungen zum Upcyceln habe ich nicht nur einiges gelernt, sondern werde auch den ein oder anderen Vorschlag direkt ausprobieren. Insbesondere die Tasche aus einer alten Jeans hat es mir angetan, die Idee finde ich genial! :D
Leider sind weder das Zwerghuhn noch ich nähtechnisch versiert, aber was nicht ist, kann ja noch werden! ;)
Allerliebste Grüße,
Kathi
Liebe Kathi
LöschenVielen herzlichen Dank für den Kommentar und die Tasche lohnt sich definitiv und kann auch ganz leicht von Hand genäht werden. Jeansstoff ist so oder so ein wenig dicker und deshalb kann man da auch fast gar nichts falsch machen. Falls du es aber doch mit der Maschine probierst: wähle genug dicke Nadeln und nähe langsam (evtl. auch mit dem Handrad) über Nähte hinweg. Die Nadeln können schon einmal brechen bei Jeansstoff. Aber lass dich nicht einschüchtern, auch das gehört dazu.
Ganz liebe Grüsse und hoffentlich findest du bald deinen ganz eigenen Weg zur nachhaltigen Garderobe
Livia