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21 Februar 2021

Rezension: Die Frauen von Salaga

Die Frauen von Salaga - Ayesha Harruna Attah

Beschreibung des Verlages:
Westafrika, Ende des 19. Jahrhunderts. Aminah, ein verträumtes junges Mädchen, wird brutal aus ihrem Zuhause gerissen und als Sklavin verkauft. Wurche ist eine privilegierte Frau, doch ihr Vater zwingt sie, eine ungewollte Ehe einzugehen. Als Aminah und Wurche sich auf dem Sklavenmarkt von Salaga begegnen, verbinden sich ihre Schicksale unwiderruflich miteinander. Beide hadern mit den Grenzen, die ihnen Zeit und Gesellschaft auferlegen. Beide riskieren ihr Leben. Und beide verlieben sich in denselben Mann.

Inhalt:
Im heutigen Ghana treffen zwei Welten aufeinander: die Welt von Wurche, der Königstochter, die aus politischen Gründen verheiratet wird und die Welt von Aminah, einer pflichtbewussten jungen Frau, die beim Überfall auf ihr Dorf versklavt wird. Mitten in einer Zeit des Umbruchs, in der weisse Männer immer mehr Einfluss in zahlreichen Regionen Afrikas gewinnen und sich als Erlöser und Erretter aufspielen, dabei aber ganze Dörfer gegeneinander aufhetzen und damit für noch mehr Leid und Ungleichheit sorgen, kämpfen die beiden Frauen um ihr nacktes Überleben und nähern sich beim Versuch, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, einander an.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mir Jamie vom Blog librovore geschenkt und ich habe mich riesig darüber gefreut. Jamie ist mit dem Buch nicht so ganz warm geworden und dies ist einigen Leserinnen und Lesern vor mir auch so ergangen und ich kann sehr gut nachvollziehen, woran dies gelegen haben könnte. Einerseits tauchen sehr viele Personen auf, deren Namen sich nicht immer ganz einfach merken lassen und andererseits werden auch zahlreiche Sitten und Gebräuche erwähnt, die für westeuropäische Leserinnen und Leser durchaus nicht ganz einfach nachzuvollziehen sind.
Ich selber kann nur von mir sprechen: meine beste Freundin aus Jugendzeiten hat als Kind vier Jahre lang in Ghana gelebt, weshalb ich immer wieder versucht habe, Bücher aus dieser Region und generell aus Afrika zu lesen (war mir natürlich nur ungenügend gelungen ist, die Wände unserer persönlichen Bubble sind oft nicht aus Glas, sondern aus Stahl). Deshalb war "Die Frauen von Salaga" auch schon länger auf meiner Wunschliste und ich wollte unbedingt erfahren, was das Schicksal noch mit Aminah und Wurche vorhatte. Deshalb lag es vielleicht an meinem grossen Interesse oder auch daran, dass ich oft Bücher lese, die viele Personen und deren Geschichte beinhalten und deren Strukturen auf den ersten Blick nicht immer einfach zu verstehen sind, aber ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch förmlich inhaliert. Ja, einzelne Figuren sind ein wenig blass geblieben und ja, der Klappentext (den ich erst jetzt beim Tippen der Rezension komplett gelesen habe) ist irreführend, aber dieses Buch hat mich mit seiner ganz eigenen, langsamen und beständigen Erzählweise für sich eingenommen.
Bezüglich Klappentext: Im Buch geht es nicht um eine grosse Freundschaft und auch nicht um eine romantische Liebesgeschichte. Es geht um zwei Frauen, die mitten zu einer Zeit des Umbruchs aufeinandertreffen, die auch aneinandergeraten und sich ihren eigenen, neuen Platz in der Gesellschaft suchen müssen. Zwei Frauen, die gegen rassistische und patriarchale Strukturen aufbegehren und dabei zusätzlich mit ungewollten Schwangerschaften, gebrochenen Herzen, homosexuellen (und somit von der Gesellschaft verteufelten) Fantasien und den Erwartungen ihrer Familien jonglieren müssen. Zwei Frauen, die "das Richtige" tun wollen, die aber auch einfach zuerst einmal herausfinden müssen, was das ist.

Schreibstil:
Das Buch liest sich sehr flüssig, was auch daran liegt, dass immer mal wieder scheinbar nüchtern beschrieben wird, was geschieht. Wenn man aber ein wenig zwischen den Zeilen liest, erkennt man sofort die Gräuel der Sklavenmärkte, die Ängste der verschleppten und versklavten Männer und die Unsicherheiten der Frauen, die sich wildfremden Männern ausgeliefert fühlen. Trotzdem lässt sich auch ab und an ein feinsinniger Humor erkennen, der den zwischenmenschlichen Umgang begleitet und mich sehr gut unterhalten hat.
Auch werden zahlreiche Bräuche und Gerichte erwähnt, die mir allesamt fremd waren. Mir persönlich hat es gut gefallen, dass alle diese Details nicht noch ausführlicher erklärt und auseinanderdividiert worden sind. Wenn mich ein Gericht interessiert, oder wenn ich wissen will, was es mit historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten auf sich hat, bin ich als Leserin in der Pflicht, mich zu informieren, schliesslich will ich ein Buch lesen, das in einer mir komplett unbekannten Region spielt, also kann ich dabei auch durchaus etwas lernen und "Die Frauen von Salaga" lädt wirklich dazu ein. Auch werden die Landschaften mit einer grossen Sprachschönheit beschrieben und ich habe die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat förmlich gespürt.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch hat mich in ein warmes, staubiges Ghana entführt, mir die Schönheiten der Lnadschaften und die Gräuel der Sklaverei aufgezeigt und mich zwei Frauen näher gebracht, deren Ausgangslage nicht unterschiedlicher sein könnte, deren Schicksal sie aber zusammenführt. Einige Figuren bleiben blass, manchmal fällt es nicht leicht, den Überblick zu behalten und die im Klappentext angetönten Szenen finden so nie statt (was aber der Fehler des Verlages und definitiv nicht der Autorin ist, was aber verstehen lässt, weshalb einige Leserinnen und Leser wohl nicht so ganz warm geworden sind mit dem Buch), aber der leichte und manchmal aller Gräuel zum Trotz humorvoller Schreibstil sprechen für sich. Ich merke mir die Autorin auf jeden Fall vor und werde gerne wieder etwas von Ayesha Harruna Attah lesen.

Zusätzliche Infos:
Titel:
Die Frauen von Salaga
Originaltitel: The Hundred Wells Of Salaga
Autorin: Ayesha Harruna Attah wurde in Ghana geboren, studierte in den USA u.a. an der Columbia University und der NYU und lebt heute mit ihrer Familie im Senegal. Ihr Roman »Die Frauen von Salaga« ist von dem Schicksal ihrer Ururgroßmutter inspiriert.
Sprache: Deutsch
Aus dem Englischen von: Christiane Burkhardt
Hardcover mit Schutzumschlag: 320 Seiten
Verlag: Diana Verlag
Erschienen am: 11. März 2019
ISBN: 978-3-453-29219-2

6 Kommentare:

  1. Hallo Livia,

    hach, deine Begeisterung ist sehr ansteckend.
    Du hast mich richtig neugierig auf das Buch gemacht.

    So wie ich mich kenne, würde es dann doch eine Weile bei mir im Regal stehen, weil ich mich nicht rantrauen würde, aber ich bin auf jeden Fall angefixt...

    Ich hab es mir auf jeden Fall auf meine Wunschliste gesetzt, mit der Notiz, vorher mal in die Leseprobe zu lesen. Vielleicht hilt mir das festzustellen, ob ich mit dem Schreibstil und dem Buch insgesamt klarkomme.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Liebe Julia

      Für mich persönlich war das Buch wirklich einfach zu lesen. Aber ich denke, dass du das genau richtig erfasst hast: man muss mit dem Schreibstil klarkommen. Probier es auf jeden Fall aus.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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  2. Ahoi Livia,

    der Klappentext hätte mich nicht von diesem Buch überzeugt - deine Rezension jedoch vollends;: das klingt nach einer Geschichte, die mir - so man das bei diesen Themen sagen kann - richtig gut gefallen könnte!

    Danke :)

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Liebe Ronja

      Das klingt doch wirklich gut. Dann hoffe ich, dass du dir das Buch ganz bald gönnen wirst und damit schöne und lehrreiche Lesestunden verbringen darfst.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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    2. Ich habe tatsächlich direkt bei TauschTicket geguckt & bin fündig geworden, sodass das Buch schon einziehen durfte :) Ich hoffe, in nächster Zeit dazuzukommen; lasse es dich dann auf jeden Fall wissen!

      LG Ronja

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    3. Liebe Ronja

      Wie schön, ich freue mich sehr darüber, dass das geklappt hat und wünsche dir viele spannende Lesestunden mit dem Buch.

      Alles Liebe
      Livia

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