Seiten

22 Januar 2020

Kurzrezension: Verfasser unser

Verfasser unser - Giwi Magwelaschwili

Beschreibung des Verlages:
Herausgegeben von Kristina Wengorz und Jörg Sundermeier
Giwi Margwelaschwili erzählt von Nashörnern, Kavalieren und dem Mond. Bei ihm wird der Seitenrand eines Buches zum Strand und Interpunktion kann tödlich sein. Er nimmt seine Leserinnen und Leser mit in die Welt der Buch- und Bildfiguren, entführt sie in die bedeutenden Werke der Weltliteratur von Goethe, Schiller, Heine und dem mittelalterlichen Dichter Neidhart, von Jorge Luis Borges, Zbigniew Herbert oder Georg Trakl und Emanuel Geibel. In deren Texten verändert die Buch- und Versweltverwaltung gemeinsam mit den Leserinnen und Lesern das gewohnte Geschehen zum Wohle der Buchfiguren: Mephisto erhält bei seinem Spaziergang im Garten ungewohnte Gesellschaft, der Taucher darf überleben und die „Wohnblume“ Arik Brauers wird als Transportmittel eingesetzt.
Die hier versammelten Geschichten und Gedichte präsentieren anlässlich der Verleihung des Italo-Svevo-Preises 2013 an Giwi Margwelaschwili „Sprachwitz und fantastische Ideenfülle“ (Insa Wilke) dieses bedeutenden deutsch-georgischen Autors und Philosophen.
Dem Band beigefügt sind die Laudatio von Insa Wilke sowie Giwi Margwelaschwilis Dankesrede.

Inhalt:
In diesem schmalen Bändchen versammeln sich Kurzgeschichten und Gedichte, die mit ihrer ganz eigenen Erzählsprache unterhalten und beim Lesen für anschauliche Bilder sorgen. Die Buchmenschen, die Giwi Margwelaschwili ganz besonders am Herzen liegen, werden immer wieder zum Zentrum der Geschichte gemacht und Wortpoesie, neue Wortschöpfungen, Systemkritik, feinsinniger Humor und vor allem eine Liebe zum Beschreiben und Erzählen, zu Gedankenspielen und ungewöhnlichen Auslegungen, versammeln sich hier auf engstem Raum.

Meine Meinung:
Ich bin froh, Giwi Margwelaschwili endlich für mich entdeckt zu haben und "Verfasser unser" ist mit seinen meistens sehr kurzen Gedichten und Texten ein hervorragender Einstieg in ein Werk, das kritisch und voller Widerstand gegen bestehende Grenzen und Regeln anschreibt, das aber innerhalb dieser Grenzen alles macht, was mit Worten auch nur annähernd machbar und vorstellbar ist. Ein so kreativer, intelligenter und vor allem bewusster Umgang mit Sprache ist mir noch nie begegnet und dennoch muss man keine Angst vor Margwelaschwili haben. Ja, der grosse Philisoph und Autor macht rege Querverweise zu grossen Klassikern der Weltliteratur, bedient sich sogar ihrer Figuren und greift in Handlungen ein, seine Beschreibungen und Formulierungen und sogar seine Wortschöpfungen erklären sich aber für Menschen mit einer gewissen natürlichen Intuition für Sprache ganz von selbst. Aber nicht nur das: es macht auch einfach riesigen Spass, sich in diesen Buchwelten zu bewegen und es berührt, wie Margwelaschwili seine turbulente Lebensgeschichte und seine Erfahrungen mit strengen politischen Systemen immer wieder verarbeitet und vor allem auch zum Anlass nimmt, sich nicht mundtot machen zu lassen, sondern stets gegen Grenzen, Systeme, Tyrannen und Engstirnigkeiten anschreibt und dabei seinen Buchpersonen auch immer zu ein wenig mehr Glück im Leben verhelfen will.

Meine Empfehlung:
Ich empfehle euch diesen kleinen literarischen Schatz und die vielen weiteren Werke dieses leider eher unbekannten deutsch-georgischen Wortkünstlers von Herzen weiter und hoffe darauf, dass seine Bücher noch ganz viele Leser*innen in fremde und bekannte Buchwelten entführen, zum Nachdenken anregen, zum Lachen und Weinen bringen und vor allem zum Staunen und Geniessen einladen werden. 

Zusätzliche Infos:
Titel: Verfasser unser
Autor: Giwi Margwelaschwili wurde am 14.12.1927 als Sohn georgischer Emigranten in Berlin geboren. Seine Mutter starb, als er vier Jahre alt war. Sein Vater lehrte Philosophie und Orientalistik. 1946 wurde er zusammen mit seinem Sohn vom sowjetischen Geheimdienst NKWD entführt. Der Vater wurde ermordet, Giwi Margwelaschwili in Sachsenhausen interniert, anschließend nach Georgien verschleppt. Dort lehrte er Deutsch. Erst 1987 konnte er nach Deutschland ausreisen. Ihn begleitete eine Unzahl von in der Emigration auf Deutsch geschriebenen Romanen und Erzählungen. Er wohnte bis 2011 in Berlin, seitdem in Tiflis.
1994 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft und ein Ehrenstipendium des Bundespräsidenten. 1995 erhielt er den „Brandenburgischen Literatur- Ehrenpreis“ für sein Gesamtwerk, 2006 die Goethe-Medaille, 2008 das Bundesverdienstkreuz. 2013 erhielt er für sein Gesamtwerk den Italo-Svevo-Preis. Er ist Mitglied des P.E.N, Werke u.a.: „Muzal – ein georgischer Roman“, „Das böse Kapitel“, „Kapitän Wakusch“, „Der ungeworfene Handschuh“. 2012 erschien der Roman "Das Lese-Liebeseheglück" als Lizenzausgabe im Gollenstein Verlag, Saarbrücken, der nun im Verbrecher Verlag lieferbar ist.
Seit 2007 erscheint eine Werkschau Giwi Margwelaschwilis im Verbrecher Verlag.
Sprache: Deutsch
Leinen mit Lesebändchen: 120 Seiten
Erschienen: 12.11.2013
ISBN: 9783943167689 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über jeden lieben Kommentar, über Anregungen und konstruktive Kritik. Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, dass ihr mit Absenden eines Kommentars zur Kenntnis nehmt und zustimmt, dass dabei personenbezogene Daten gespeichert werden.