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01 April 2019

Rezension: Die Schuld des Tages an die Nacht

 
Die Schuld des Tage an die Nacht - Yasmina Khadra

Beschreibung des Verlages:
Mit fast 80 Jahren trifft Jonas noch einmal die Freunde aus Jugendtagen. Er blickt zurück auf sein Leben und die bewegte Geschichte seiner Heimat Algerien. Geboren unter dem arabischen Namen Younes, wächst er als Jonas im europäischen Viertel der Küstenstadt Rio Salado auf. Dort begegnet er der schönen Französin Émilie – sie wird die große Liebe seines Lebens. Die Sehnsucht dieser beiden Menschen spiegelt über Jahrzehnte hinweg das dramatische Verhältnis von Orient und Okzident.

Meine Meinung:
Obwohl ich in der Mitte des Buches ein wenig feststeckte, weil ich beim Lesen plötzlich nicht mehr wirklich vorankam, hat mich dieses Buch gefesselt, berührt und mit seiner sehr poetischen und zarten Sprache für sich eingenommen. Diese Länge in der Mitte hatte aber wohl mehr mit meiner persönlichen (Lese-)Stimmung, als mit dem Buch an sich zu tun, gerade als am Ende nämlich wieder alle Fäden zusammenführten, konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen und musste mir sogar ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln wischen.
Der Klappentext ist übrigens ein wenig irreführend, weil das Treffen zwischen Jonas (Younes) und seinen Freunden eigentlich erst zum Ende des Buches eine Rolle spielt. Auf den ersten 370 Seiten wird erzählt, wie Younes in bitterer Armut aufwächst und schliesslich zum wohlhabenden Bruder seines Vaters, einem angesehenen und politisch aktiven Apotheker, ziehen darf und so ein ganz neues Leben, ein Leben als "Jonas" kennenlernt. Kaum vorstellbare Armut, brutale Hinterhalte und Hunger sind für ihn bald Geschichte. Weil er aber sehr bald beide Welten und beide Extreme sehr gut kennt, steht er immer ein wenig zwischen Tür und Angel und muss für sich und seine Gefühle zuerst einen neuen Platz in der Gesellschaft finden. Diese Zerrissenheit, sowie die im Teenageralter schon bald anklingenden ersten Herzensangelegenheiten, wurden meiner Meinung nach sehr realistisch und einfühlsam dargestellt und während Jonas sich selber immer wieder neu erfindet, zerfällt das Land, das er Heimat nennt, in einem gnadenlosen Konflikt.
 
Schreibstil und Handlung:
In diesem bewegenden Buch wird die tragische Geschichte eines Landes, einer grossen Liebe, vieler Freundschaften und Familien in einer wunderschönen, eindringlichen und sehr poetischen Sprache erzählt. Es geht darin unter anderem um Schuld, Verlust, Krieg und gemeinsame Erinnerungen. Die brutalen Schilderungen eines tragischen und alles einnehmenden Krieges und das Schicksal einer Gruppe von Freunden, die durch die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, aber auch ihre persönliche Geschichte immer wieder auf harte Proben gestellt wird, sich in alle Winde zerstreut und wieder zusammenfindet, hat mich berührt und lange nicht losgelassen. Fast jeder Satz ist ein Zitat wert, die vielen Dialoge und vor allem auch die klugen Aussagen des Onkels von Jonas, der Jonas stets mit Rat und Tat zur Verfügung steht, haben mein Herz gewärmt und mich immer wieder kurz innehalten und nachdenken lassen, was ich bei Büchern immer sehr schätze.

Meine Empfehlung:
Ich empfehle dieses berührende und zart erzählte Buch sehr gerne weiter und bin mir sicher, dass es auch in euren Herzen einen Platz finden wird.

Zusätzliche Infos:
Titel: Die Schuld des Tages an die Nacht
Originaltitel: Ce que le jour doit à la nuit
Autor: Yasmina Khadra ist der Künstlername des 1955 geborenen Autors Mohammed Moulessehoul. Yasmina Khadra zählt heute zu den wichtigsten literarischen Stimmen der arabischen Welt und ist einer der erfolgreichsten Autoren Frankreichs. Zuletzt erschien auf Deutsch Die Schuld des Tages an die Nacht. Yasmina Khadra lebt in Paris und wurde 2011 u.a. mit dem Literaturpreis der Académie française ausgezeichnet.
Sprache: Deutsch
Übersetzt aus dem Französischen von: Regina Keil-Sagawe
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: List
Erschienen: 12.08.2012
ISBN: 13 9783548610221

2 Kommentare:

  1. Hallo Livia,

    ich bin während meines Praktikums auf Yasmina Khadra gestoßen, genauer gesagt auf "Die Attentäterin". Das Buch ist großartig und ich denke immer wieder daran zurück.

    Seitdem habe ich mir vorgenommen mehr von dem Autor zu lesen, aber bei dem Wunsch ist es bisher leider geblieben. Nach deiner Rezension habe ich aber wieder große Lust drauf.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hallo Julia

      Super, dass du auch schon angefixt wurdest. Ich schaue nachher einmal bei dir vorbei und sehe mir die Rezension an.

      Das Buch lohnt sich definitiv und hat sehr gut in meinen kunterbunten Lesemonat März gepasst.

      Alles Liebe an dich
      Livia

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