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23 Juni 2018

Rezension: Der Pudel, der mich liebte

Dieses Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag Blanvalet via Bloggerportal zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank.

Der Pudel, der mich liebte - Nicolas Robin

Beschreibung des Verlages:
Was tun, wenn man über 40 und arbeitslos ist, eben von seiner Freundin verlassen wurde und sich plötzlich um einen fremden Pudel kümmern muss? Das fragt sich Rolands Nachbar. Roland ist nämlich tot. Und obwohl sie kaum ein Wort miteinander gesprochen haben, scheint Roland ihn geschätzt zu haben: Er hat seinem Nachbarn nicht nur seinen Hund anvertraut, sondern auch die Urne mit seiner Asche, die er nun in die Normandie bringen und ins Meer leeren soll. Es ist der Beginn einer todkomischen Odyssee, um Pudel und Asche unbemerkt loszuwerden. Vor allem ist es aber der Anfang eines neuen Lebens für einen Mann, der auf vielen Umwegen endlich das findet, was er nie gesucht hat: die Liebe und das Glück.

Meine Meinung:
Roland ist tot. Mit diesem Satz (übrigens auch der Originaltitel dieses Buches, natürlich in französischer Sprache) beginnt jedes Kapitel von "Der Pudel, der mich liebte" und als wäre der einsame Tod dieses älteren Herren nicht schon aufregend genug, bekommt Rolands Nachbar zuerst den Pudel und später die Asche des Verstorbenen überreicht. In diesem dünnen Büchlein, das Einsamkeit in verschiedenen Lebenssituationen, Liebe, Freundschaft und das Sterben und den Tod thematisiert, kommt trotz den eher düsteren Themen eine so skurrile Tragikkomik auf, dass ich fast keine Lesepausen einlegen konnte. Denn auch wenn die Geschichte mit einem würdelosen Todesfall beginnt und auch wenn der ich-erzählende Nachbar des Verschiedenen selber in einer Spirale aus Pech und Pornos festhängt, so ist doch die Tatsache, dass er - ohne seinen Nachbarn wirklich gekannt zu haben - dessen Asche erbt, wirklich total schräg.  
Letztendlich geht es aber in diesem Buch darum, dass das Sterben zum Leben dazugehört und dass wir alle hunderte von Chancen zu bekommen, unser Leben zu leben und anzupacken, bevor es dafür zu spät ist. Es geht um die Liebe, die man manchmal findet, wo man sie nicht erwartet und um Freundschaften, Familientragödien und fast schon menschlich agierende Haustiere. Dieses Buch hat mir einfach Freude bereitet, Charme asugestrahlt und zum Nachdenken angeregt. Wenn wir nämlich das Leben nicht immer so todernst nehmen, erfahren wir manchmal ein Glück, nachdem wir vorher stets vergeblich gesucht haben.

Schreibstil und Handlung:
Der repetierte Satz "Roland ist tot." sorgt stets dafür, jedes Kapitel von Grund auf neu aufzubauen. Genau so, wie andere Repetitionen, die unendlich komisch wirken und manchmal so absurd sind, dass man erst einmal darauf kommen muss (beispielsweise Rolands Nachbar, der sich von wildfremden Menschen verurteilt fühlt oder die stets gleich ablaufenden Handlungen der geschauten Pornos), ist auch diese Repetition ein gekonnt gewähltes Stilmittel. Die Handlung rast nur so voran, eine unvorhersehbare Szene jagt die nächste und dann sorgt dieses Stilmittel für Ruhe, einen neuen, geordneten Aufbau und auf das Besinnen auf die wirklich essentiellen Dinge im Leben.
Robert ist tot. Und sein Nachbar findet und beherbergt zuerst dessen Hund (den er loszuwerden versucht) und dann dessen Asche in ihrer Urne (die er loszuwerden versucht). Natürlich bleibt er auf beiden Dingen sitzen, egal, was er unternimmt, sie loszuwerden. Und plötzlich muss er sich mit einer neuen tierischen Mitbewohnerin und einem letzten Willen auseinandersetzen. Beides Dinge und Situationen, mit denen er nie gerechnet hätte. Und so überstürzen sich die Ereignisse manchmal und manchmal werden Szenen aus der Vergangenheit erzählt, die uns Rolands Nachbarn näher bringen.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch ist nicht zum Schreien komisch, dieses Buch ist von einem stillen, manchmal fast schon poetischen Humor. Es ist typisch französisch, charmant, tragisch und komisch zugleich und es regt zum Nachdenken an und lädt zum Schmunzeln ein. "Der Pudel, der mich liebte" passt somit als leichte Lektüre mit morbidem und traurigem Hintergrund in kein Raster und sticht genau deshalb aus der Masse heraus. Eine herzliche Leseempfehlung von mir.

Zusätzliche Infos:
Titel: Der Pudel, der mich liebte
Originaltitel: Roland est mort
Autor: Nicolas Robin, geboren 1976 in Les Landes im Südwesten Frankreichs, hat sehr früh entschieden, dass er Flugbegleiter werden wollte, um die Welt bereisen zu können. Der Pudel, der mich liebte ist sein erster Roman in deutscher Sprache.
Paperback, Klappenbroschur: 208 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Französisch
Übersetzt von: Doris Heinemann
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 23.04.2018
ISBN: 978-3-7645-0616-2 

2 Kommentare:

  1. Hallo Livia,
    das hört sich ja nach einem richtigen kleinen Geheimtipp an. Das Buch hatte ich bislang noch nicht im Blick. Die Geschichte klingt nach einem Abenteuer der besonderen Art. Ich freue mich, dass du so schöne Lesestunden damit hattest :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja

      Vielleicht muss man ein wenig ein Flair für den französischen Stil und Humor haben, beides kommt meiner Meinung nach in diesem Buch sehr gut zum Ausdruck und ich kann mir vorstellen, dass es nicht zu schwer sein sollte, das Buch auch in der Originalsprache zu lesen :-)

      Aber so oder so lohnt sich die kurzweilige Lektüre sehr und eignet sich sicher auch seht gut als Geschenk.

      Alles Liebe dir
      Livia

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