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25 Mai 2018

Rezension: Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück

Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück - Judith Kuckart
Rezensionsexemplar via Bloggerportal aus dem btb-Verlag, herzlichen Dank

Beschreibung des Verlages:
Manchmal verlangt das Leben, ungestüm gelebt zu werden.
Silvester verbringt der achtzehnjährige Leonhard allein im Haus seiner Eltern. Am Neujahrsmorgen kommt das Leben dann einfach zu ihm: Eine fremde Frau schläft auf dem Boden in der Diele. In der nächsten Nacht schläft Leonhard mit ihr im Gästezimmer. Emilie und Maria hingegen, beide über siebzig, sind unternehmungslustig, wenn auch den Ereignissen auf ihrer Reise in ein tschechisches Kurhotel nicht mehr ganz gewachsen. War es wirklich ein Klavierlehrer, der sie dorthin fuhr, und hat er tatsächlich betrunken die Nacht im Bett zwischen den alten Damen verbracht? In einem Reigen aus elf Episoden erleben Judith Kuckarts Figuren Unerhörtes. Es gibt ihrem Leben eine unerwartete Wendung und dem Leser eine Ahnung, dass alles zusammengehört: Lust und Schrecken, Liebe und Tod, Schuld und Glück.

Meine Meinung:
In wenigen Minuten komme ich in Brüssel an - bin also bereits in Belgien - und schreibe diese Zeilen aus dem Zug. Das Buch wollte ich unbdingt auf meiner Reise lesen, weil ich vermutete, dass das darin enthaltene Gefühl sich dadurch noch besser auf mich übertragen liesse. Und ich hatte recht.
Anfangs war ich jedoch durch sehr laute Mitreisende noch ein wenig abgelenkt, was aber nicht verwundert, ist der btb-Verlag doch bekannt dafür, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern ganz weit in die manchmal auch unangenehmen Tiefen des Menschseins zu gehen, weshalb man schon ein wenig Ruhe benötigt, sich mit dem Buch zu befassen. Dann konnte ich aber immer tiefer in die Geschichte eintauchen und wurde sofort zutiefst berührt.
Mit "Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück" hatte ich es nämlich mit einem Buch zu tun, das sich mit den grossen Themen der Menschheit beschäftigt. Mit dem Sterben, dem Tod, der Verlassenheit, den Zufällen und den Schicksalen und damit, dass sich letztendlich jedes Puzzleteil, jede Bekanntschaft und jede Lebenssituation zu einem grossen Ganzen zusammenfügt. Und dass man im Leben manchmal mutig sein und etwas riskieren muss, auch wenn man dann am Ende vielleicht verliert.

Schreibstil und Handlung:
In elf Episoden aus elf Blickwinkeln erzählt Kuckart von den fast schon an Träumerei erinnernden Erlebnissen ihrer Figuren. Wer sich aber auf diese Erzählweise einlässt und auf das enorme Glück und Unglück, das Leid und die Liebe, wird mit einer Geschichte belohnt, die an feinen Silberfäden aufgezogen wird, zuerst noch zögerlich und dann immer konkreter, sich langsam verdichtet und gegen Ende ein schier unglaubliches Gesamtbild ergibt. Immer wieder ergänzen sich somit die einzelnen Episoden und obwohl dieser Geschichte ein höchst intelligentes Konstrukt zugrunde liegt, wirken die Sprache nie bemüht, die Situationen nie an den Haaren herbeigezogen. Und diese Dichte der Erzählung, die unerwarteten Wendungen und die sprachliche Feinheit, die tief in das Wesen der Charaktere blicken lässt, machen dieses Buch zu einem aussergewöhnlichen Leseerlebnis.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch empfehle ich für melancholische Momente und Reisestunden, als Anregung zum Nachdenken über die wirklich intensiven Themen des Lebens und als unterhaltsame, tragische und auch amüsante Lektüre sehr gerne weiter. 

Zusätzliche Infos:
Titel: Dass man durch Belgien muss auf dem WEg zum Glück
Autorin: Judith Kuckart, geboren 1959 in Schwelm/Westfalen, absolvierte eine Tanzausbildung an der Folkwang-Schule in Essen und studierte Literatur- und Theaterwissenschaften in Köln und Berlin. 1986 gründete sie das Tanztheater Skoronel in Berlin, mit dem sie bis 1998 an verschiedenen deutschen und internationalen Bühnen Stücke aufführte, an denen sie als Autorin, Tänzerin, Choreografin und Regisseurin mitwirkte. Für ihr Werk wurde Judith Kuckart vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis 2012, dem Margarete-Schrader-Preis für Literatur der Universität Paderborn 2006 und dem Deutscher Kritikerpreis 2004. Ihr Roman "Wünsche" stand 2013 auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.
Taschenbuch: 224 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: btb
Erschienen:  13.11.2017 
ISBN: 978-3-442-71555-8

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