Seiten

16 April 2018

Blogleserunde mit Janine zu "Mister Aufziehvogel"
























Heute startet die Blogleserunde zu "Mister Aufziehvogel" von Haruki Murakami und ich freue mich schon sehr, sehr, sehr darauf, dieses bunte Buch zusammen mit der lieben Janine zu lesen. Die einzelnen Abschnitte findet ihr abwechslungsweise bei Janine und mir auf dem Blog und wir freuen uns natürlich sehr, wenn ihr ebenfalls mitlesen oder mitdiskutieren wollt. Ein Einstieg ist nämlich jederzeit möglich.

Und in diesen Abschnitten lesen wir:
Allgemeine Informationen/Eindrücke zum Buch/Cover/Titel (keine Spoiler erlaubt) - bei Janine
  1. Abschnitt: Start bis S. 73 (Spoiler erlaubt) - bei mir
  2. Abschnitt: S.73 bis inkl. S. 146 (Spoiler erlaubt) - bei Janine
  3. Abschnitt: S. 147 bis inkl. S. 223 (Spoiler erlaubt) - bei mir
  4. Abschnitt: S. 224 bis S. 296 (Spoiler erlaubt) - bei Janine
  5. Abschnitt: S. 296 bis inkl. S. 358 (Spoiler erlaubt) - bei mir
  6. Abschnitt: S. 359 bis inkl. S. 431 (Spoiler erlaubt) - bei Janine
  7. Abschnitt: S. 434 bis inkl. S. 502 (Spoiler erlaubt) - bei mir
  8. Abschnitt: S. 503 bis inkl. S. 577 (Spoiler erlaubt) - bei Janine
  9. Abschnitt: S. 578 bis S. 655 (Spoiler erlaubt) - bei mir
10. Abschnitt: S. 655 bis S. 712 (Spoiler erlaubt) - bei Janine
11. Abschnitt: S. 712 bis Schluss (Spoiler erlaubt) - bei mir
Fazit/Rezension/Rezensionslink (keine Spoiler erlaubt) - bei Janine

Darum geht es im Buch (Beschreibung des Verlages):
In Japan nennen ihn konservative Kritiker und Schriftstellerkollegen "batakusai - nach Butter stinkender Wessi", die anderen halten ihn für den Literaturnobelpreisträger der Zukunft. Haruki Murakami polarisiert mit seinen Geschichten und Romanen. Wie seine Helden entzieht er sich der anonymen Masse. Seine Romanfiguren werden in der japanischen Gesellschaft, in der angepasstes Verhalten von existentieller Bedeutung ist, als einsame Wölfe gebrandmarkt. Der 30-jährige Toru Okada in "Mister Aufziehvogel" steigt aus einer Anwaltskanzlei aus und gerät bei der Suche nach seinem Kater mitten in Tokio in eine Traumwelt, in der ihn erotische Verlockungen, aber auch bösartige Intrigen erwarten. Der Brunnen, der Toru den Einstieg in die geheimnisvolle Unterwelt gewährt, ist Zugang zu Vergangenem und Verdrängtem.

Und nun: lest los, kommentiert mit und hinterlasst uns auch gerne die Links zu euren Rezensionen da. Wir freuen uns über jeden Austausch, jede Meinung und jeden Mitleser :-)

Startet ganz gut in die Woche und wir lesen uns
Livia

29 Kommentare:

  1. 1. Abschnitt: Start bis S. 73 (Spoiler erlaubt)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Livia, ich bin wirklich begeistert! Ich bin eigentlich sofort in der Geschichte gelandet und habe mich schnell mit dem Protagonisten Toru angefreundet. Er ist mir, genau genommen, sogar sehr sympathisch. Ein Mann, der seinen Job in der Anwaltskanzlei aufgibt (ich kann mir irgendwie nichts Langweiligeres vorstellen), um einen Neuanfang zu starten, kann mir nur sympathisch sein.

      Man sollte meinen, dass die Handlung, weil der Gute jetzt ja nur Zuhause ist, langweilig ist, aber ich finde, genau das Gegenteil ist der Fall: es passieren eigentlich viele Dinge, die mich sehr neugierig machen und die ich teilweise echt schräg finde. Eine scheinbar wildfremde Frau, die anruft, um mit Toru Telefonsex zu haben? Himmel! Und dann das mysteriöse Verschwinden des Katers und das mysteriöse Auftauchen und Wiederverschwinden dieser 16-Jährigen? Ist das schon die "kesse 16-Jährige", von der in der Buchbeschreibung die Rede ist? - Ich denke schon. ;) Und dann natürlich noch die geheimnisvolle Wahrsagerin, deren Schwester vom Bruder der Frau vergewaltigt wurde und die scheinbar einen besonderen Hang zu ?roten? Hüten hat? Das ist doch alles echt schräg, nicht? Und ich bin schon sehr gespannt, was Toru noch weiterhin passieren wird!! Ich freue mich total aufs Weiterlesen! :)

      Löschen
    2. Hallo liebe Janine

      Ich bin so froh, dass ich mich intensiv mit Murakami und seinem Stil auseinandergesetzt und mich vor allem davon gelöst habe, stets den grossen Anspruch bei ihm zu suchen. Das war ja immer mein Problem.

      Auch hier schon auf den ersten Seiten sieht man wieder, was seinen Stil ausmacht: ein wenig spirituell, ein wenig übernatürlich, ein wenig sinnlich und ganz viel Alltag und Figuren mit Ecken und Kanten.
      Und schon auch schräg...dieser Anruf, im Ernst, ich würde wohl nicht mehr ans Telefon gehen. Irgendwie ist das ja auch ziemlich gruselig, findest du nicht auch?

      Etwas ist mir noch aufgefallen - wird aber sicher noch beantwortet - einmal heisst es, dass Torus Frau schwanger war...wurde schon einmal von Kindern geschrieben? Ich denke, dass da noch etwas geschehen ist oder irgendwie auch die Beziehung der Eheleute ein wenig getrübt hat. Oder (was auch sein kann) ich habe einfach etwas überlesen ;-)

      Viel Spass beim Weiterlesen und wir sehen uns bei dir auf dem Blog :-)
      Livia

      Löschen
    3. Irgendwas stimmt schon wieder nicht mit den Benachrichtigungen von Blogger. Obwohl ich das das Kästchen unten angehakerlt habe, kommt bei mir keine Benachrichtungsmail an ... Naja, muss ich von Zeit zu Zeit halt bei dir vorbeischauen, ob du schon geantwortet hast.

      Figuren mit Ecken und Kanten, genau, das trifft wunderbar auf seine Charaktere zu!

      Ich finde das auch unheimlich, die Frau am Telefon. Aber ob die beiden sich wirklich kennen? Ich glaube nicht. Vielleicht ist sie auch nur eine Stalkerin bzw. weiß so allgemeine Sachen über ihn, wie eben sein Geburtsdatum, seine Adresse, ... Als Frau würde ich, wenn ich so einen Anruf von einem Mann bekomme, sofort auflegen, weil es mich einfach überhaupt nicht interessiert, mit einem wildfremden Mann, oder auch generell, Telefonsex zu haben. Aber als Mann, der schon in einer langjährigen Beziehung steckt? Nutzt der das nicht vielleicht aus, wenn er es angeboten bekommt? Nun gut, wenn die Frau sagt, dass sie sich kennen, dann wahrscheinlich eh nicht. Aber eine ganz Fremde? Ich hätte, erlich gesagt, schon gedacht, dass Murakami seinen Toru etwas länger mit der unbekannten Dame sprechen lässt und nicht so fix wieder auflegen lässt ... Aber die ruft bestimmt nochmal an. :D

      Doch, das ist mir auch aufgefallen. Torus Frau hatte ja diesen exakten Zyklus, der nach den Mondphasen gelaufen sein soll. Und der wurde nur einmal unterbrochen, eben als sie schwanger war. Aber Murakami hat bisher noch nichts von einem Kind oder Kindern geschrieben. Vielleicht hat sie es verloren, eine Fehlgeburt? Vielleicht ist es auch als Baby, bei der Geburt, im Kleinkindesalter verstorben?

      Dir auch viel Spaß beim Weiterlesen!! :-)

      Löschen
  2. 3. Abschnitt: S. 147 bis inkl. S. 223 (Spoiler erlaubt)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Diesen Abschnitt habe ich soeben beendet und werde wohl noch heute den nächsten Abschnitt lesen oder zumindest beginnen.

      Was mir besonders gut gefällt, ist die Art und Weise, wie Murakami es schafft, so viele Geschichten ineinander zu verweben. Wir haben den Gegenwartsstrang um Toru Okada, der nichts weiter macht als zuhause zu sitzen, den Haushalt zu machen, zu kochen und einmal einen Abstecher in ein Cafe und zwei Spaziergänge in seinem Quartier zu unternehmen.
      Die Figuren aber, die auftauchen und ihm ihr halbes Leben erzählen, entführen uns immer wieder in die Vergangenheit und ich bin mir sehr sicher, dass diese einzelnen Geschichten irgendwie zusammenhängen. Hast du da schon Ideen?
      Sind vielleicht Verwandtschaftsbeziehungen im Spiel? Oder Liebschaften? Und nicht zu vergessen: wir suchen ja eigentlich immer noch nach einem Kater.

      Das Geschenk/Erbstück, das Toru bekommen hat, wird ihn sicher noch in eine weitere Geschichte entführen. Oder vielleicht ist es ein Hinweis auf etwas? Und ausserdem gibt es jetzt meiner Meinung nach keine Zweifel mehr daran, dass Torus Frau ihn betrügt. Dass er dabei so ruhig bleibt, erstaunt mich nicht mehr gross, nachdem ich in anderen Murakamis bereits davon gelesen habe, wie selbstverständlich es scheinbar für seine Figuren (oder generell in Japan? Da wäre ich überfragt...) ist, einander permanent zu hintergehen. Normalerweise sind es aber vor allem die Männer. Wie sich alles verhält, wenn es um Frauen geht? Wir werden es wahrscheinlich bald erfahren.

      Auf jeden Fall lese ich jetzt gleich weiter und bin schon sehr gespannt.

      Löschen
    2. Tut mir leid, ich hinke ein wenig hinterher. Die letzten beiden Tage hatte ich mehr zu tun, aber es gibt gute Nachrichten: ich fahre nicht mit nach Deutschland, das heißt, ich werde auf jeden Fall lesen können und auch Internet haben.

      Auch mir gefällt es ungemein, wie Murakami in seinen Gegenwart-Strang die Geschichten anderer Charaktere miteinbaut. Obwohl ich sagen muss, dass die Geschehnisse in der Gegenwart, obwohl Toru fast nur Zuhause ist, ebenfalls sehr spannend für mich sind. Ich bin einfach total interessiert an Toru Okadas Leben. Murakamis Art zu schreiben schafft das, denke ich.

      Glaubst du, dass die Geschichten der Vergangenheit irgendwie zusammenhängen? Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich ging eher davon aus, dass der Autor uns eben ein paar interessante Charaktere vorstellen wollte, über die man mehr erfahren möchte. Und mittlerweile sind es ja schon einige Personen, die vorgestellt wurden und die ein höchst interessantes Leben zu haben oder gehabt zu haben scheinen.

      Ach ja, der Kater. Der ist im letzten Abschnitt ein wenig untergegangen. ;)

      Mir hat die laaange Geschichte von Mamiya unheimlich gut gefallen. Also damit meine ich, dass ich, wahrscheinlich genauso wie Toru, wenn der Mann vor mir gesessen hätte, einfach nur durchgehend an seinen Lippen gehangen hätte. Auch die besonders blutige, brutale Szene mit der Häutung Yamamotos habe ich "gut ausgehalten". Wahnsinn, wie ich mir das alles so bildlich vorstellen konnte. Murakami kann schreibt sehr bildhaft.

      Diese leere Schachtel, die Toru da vermacht bekommen hat: keine Ahnung, ob Toru noch dessen die Bedeutung herausfinden wird, derweil kann ich mir noch keinen Reim darauf machen.

      Der Verdacht erhärtet sich, dass Kumiko Toru betrügt. Von wem sollte denn der Duft sein, wenn nicht von einem Liebhaber oder Verehrer? Aber würde die Frau den Duft dann einfach so mit nach Hause bringen bzw. die Geschenkverpackung dann einfach im Hausmüll entsorgen, wo Toru – nun schließlich Hausmann – sie ganz leicht entdecken und misstrauisch werden könnte? So ganz möchte ich es noch nicht glauben, dass sie ihn betrügt, möglicherweise gibt es für all das eine Erklärung und Kumiko erachtet es nicht als so wichtig, ihren Mann darüber zu informieren, weil sie durch das lange Arbeiten häufig einfach hundemüde und schlecht gelaunt ist. Wenn man irgendwie frisch verliebt ist, dann ist man doch irgendwie euphorisch und wirkt glücklicher und zufriedener, oder nicht? Bei Kumiko kann ich da irgendwie nichts ausmachen. Toru hat nun auch einfach viel Zeit, sich die verschiedensten Gedanken zu machen und vielleicht reitet er sich da gedanklich selbst in etwas hinein, was absolut jeder Tatsache entbehrt.

      Löschen
    3. Alles gut, liebe Janine

      Wir haben ha gar keinen Stress. Und sollten wir das Buch doch im April noch schaffen: um so besser :-)

      Nun aber zu deinen vielen Eindrücken:
      Ich finde es sehr schön, wie du in Worte gefasst hast, was eben genau Torus Alltag so besonders macht: die Sprache, in der alles erzählt ist. Und ich denke, dass genau darin die Meisterleistung Murakamis liegt, unabhängig davon, ob man den Inhalt mag oder nicht.

      Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass du einiges zusammenhängt. Gerade Malta Kanos Geschichte mit Noboru und dem Kater...da fehlen mir noch ein paar Puzzleteile. Auch die von Mamiya erzählten Kriegsgeschehnisse müssen wohl irgendwie mit dem mysteriösen Erbstück zusammenhängen. Oder denkst du nicht?
      Ich war auf jeden Fall auch sehr fasziniert von der Geschichte und frage mich noch, wie genau die dann einzuordnen ist. Vielleicht hast du aber recht und die Geschichten sind nur einzelne Episoden, die dann auftauchen und wieder verschwinden. Bisher hat in jedem Buch, das ich von Murakami gelesen habe ein grosser Teil aus Erzählungen der Protagonisten bestanden und da gab es immer Zusammenhänge. Vielleicht sind die aber viel einfacher, als wir denken.

      Zum letzten Absatz in deinem Kommentar sage ich nichts, sondern beantworte das dann im nächsten Abschnitt unserer Leserunde :-)

      Alles Liebe dir und weiterhin viel Spass beim Lesen
      Livia

      Löschen
    4. Dass die Kriegsgeschichte von Mamiya mit dem Erbstück von Honda zusammenhängt, das ist sicher der Fall. Aber Kreta Kanos Geschichte und der Kater? Aber wenn du schreibst, dass Murakami das gerne macht: die einzelnen Geschichten miteinander verknüpfen, dann wird sich das hier vielleicht auch noch so herausstellen. Wir werden sehen! :)

      Ich habe den 4. Abschnitt auch schon gelesen und werde dann gleich noch dazu kommentieren.

      Dankeschön!

      Löschen
  3. 5. Abschnitt: S. 296 bis inkl. S. 358 (Spoiler erlaubt)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dieser Abschnitt hatte es in sich. Erst die Sache mit der Schwangerschaft und Kumikos rasches und alleiniges Abtreiben. Schon irgendwie eigenartig, dass sie schwanger geworden ist, obwohl sie so gut verhütet haben wollen, nicht? Aber Kumiko sagt in diesem Fall ja eindeutig, dass sie Toru nicht betrogen hat. Ob das eine Lüge war? Und was ist dieses ominöse Gefühl, das Kumiko in dem Zusammenhang nicht beschreiben kann, das sie Toru nicht sagen kann? Glaubst du, erfahren wir das noch? Scheint ja nun auch mit dem jetzigen Betrug zu tun zu haben ...

      Dann natürlich noch Torus Abstieg in den Brunnen. Ich bin mir irgendwie immer sicherer, dass sich hier einiges nur in Torus Fantasie abspielt oder er das träumt. Oder was sollte das plötzlich mit Kreta Kanos Auftauchen am Brunnen - mitten in der Nacht wohlgemerkt!? Und dann war sie plötzlich wieder weg und die Strickleiter hing in den Brunnen wie eh und je??? Langsam wird es echt gruselig - oder Toru wird komplett wahnsinnig und kann nicht mehr zwischen Realität und Traum/Fantasie unterscheiden.
      Ich fand Torus Beschreibungen, wie es ihm im finsteren Brunnen unten ergangen ist, so ganz ohne Essen und nur wenig zu trinken und mit steigender Todesangst, sehr beeindruckend. Ergeht es einem so, wenn man dem Tode ins Auge blickt? Sind viele dieser Gedanken, Ängste und Erfahrungen auch einfach nur mit dem Körperlichen verbunden, mit dem Gefühl zu verdursten, zu verhungern oder zu ersticken? Sehr spannend! Wenn dies aber alles so tatsächlich geschehen sein soll, dann muss ich mich auch fragen, ob May Kasahara nicht einen an der Waffel hat. Wie kann sie Toru denn nur die Leiter wegnehmen, wie kann sie ihn so lange dort unten alleine lassen?

      Und nicht zu vergessen: Kumikos Brief, in dem sie sich endlich versucht zu erklären. Ich konnte es einfach nicht fassen, als ich das gelesen habe. Ich meine, ja, sie hat das alles ganz genau geschildert und wohl hoffentlich wahrheitsgemäß gebeichtet, aber meine Güte ... das muss für Toru ja echt schrecklich sein, sowas zu lesen. Da muss er sich erstens total in seiner Männlichkeit getroffen fühlen und zweitens wahnsinnig verletzt sein zu erfahren, dass seine Frau so viel Spaß mit einem anderen Mann hatte - monatelang, um ihn dann einfach so zu verlassen und ihn nie wiederzusehen. An Torus Stelle würde ich durchdrehen! Aber er? Was macht er? Er isst erst mal was und trinkt und hört Musik. Irgendwie zeigt er kaum eine in so einer Situation völlig normale menschliche Gefühlsregung, sondern versucht das alles nochmal in seinen eigenen Worten zusammnzufassen ... Unglaublich eigentlich. Und was ist das nun für eine Sache, die Kumiko ihm damals nach der Abtreibung nicht sagen konnte? Hätte sie es ihm erzählt, dann wäre das alles nicht passiert. Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?

      Löschen
    2. Hallo meine Liebe

      Nun bin ich auch endlich hier und komme zum Kommentieren.

      Ich hatte mir ja auch schon ein wenig gedacht, dass Kumiko ihr Kind abtreiben lassen hat. Die ganzen Umstände erscheinen aber auch mir ein wenig plötzlich. Im Nachhinein aber, nachdem ich ihren Brief gelesen habe, wird sie wohl im Hinterkopf gehabt haben, so oder so nicht ewig mit Toru zusammen bleiben zu wollen und da wäre ein gemeinsames Kind natürlich schon auch im Weg gestanden. Dass aber auch hier Toru dies ziemlich ruhig verkraftet hat, obwohl er ja das Kind eigentlich gerne haben wollte, irritiert mich mehr und mehr.

      Dass er nach der Lektüre des Briefes so ruhig bleibt verstehe ich nach dem Schock und in dem Erschöpfungszustand noch eher, frage mich aber schon auch langsam, ob er Kumiko wirklich geliebt hat.
      Wenn ich es richtig verstanden habe ist die Sache, die sie ihm damals nicht sagen konnte und nun gesagt hat, dass sie gar nie richtige Lust verspürt hat mit und auf ihn. Und hätte sie es ihm damals gesagt, hätten sie sich wohl damals schon getrennt. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

      Und du hast recht, wie kommt Kreta dahin? Und was bitte ging/geht in May vor? Oder hat Toru komplett halluziniert? War Kreta vielleicht May oder war die Leiter gar nie weg? Das könnte ja alles sein.
      Auf jeden Fall erinnert die Geschichte an Hano (so hiess er, ja?), der auch einfach "wusste", dass sein Freund in einem Brunnen gefangen war.

      Also ganz ehrlich: klarer wird für mich - abgesehen von Kumikos Beweggründen - nichts, aber spannender schon :-D

      Löschen
    3. Glaubst du, dass Kumiko es schon damals gewusst hat, dass sie nicht ewig mit Toru zusammenbleiben will/wird? Ich hatte schon irgendwie das Gefühl, dass sie das nachher sehr mitgenommen hat, dass sie es (und dann auch noch so plötzlich und alleine) abtreiben hat lassen. Zumindest habe ich da jetzt noch diese Szene in Erinnerung, wo sie ?ein Monat? später in Torus Armen zusammenbricht und schrecklich weint, weil ihr das so weh getan hat ... Aber gut, vielleicht ging es ihr da nur darum, dass sie IHR Kind getötet hat und weniger darum, dass es auch Torus war?

      Ich weiß nicht, Toru hat bisher ja noch nie wirklich diese starken Emotionen gezeigt, stattdessen fast alles relativ locker und entspannt aufgenommen. Vielleicht ist er einfach nicht der Typ, alles so nah an sich ranzulassen und kann Vieles, was ihn selbst direkt betrifft, so wie ein Außenstehender wahrnehmen. Irritierend finde ich das dennoch.

      Kann schon sein, dass es das ist, was sie für Toru damals nie in Worte fassen konnte. Aber eigentlich denke ich eher, dass es direkt mit dem Schmerz des "verlorenen" Kindes zu tun hatte, was sie ihm so gar nicht mitteilen konnte.

      Hano? Achso, du meinst Korporal Honda. :D Ja, das erinnert sehr an diese Geschichte. ;)

      Löschen
    4. Sorry, da habe ich ganz vergessen zu antworten. Ich denke, dass sie es von Anfang an wusste, weil ihre Gefühle für Toru nie so stark waren. Und irgendwie denke ich auch nicht, dass es die Abtreibung selber war, die sie so mitgenommen hat, sondern eher, dass irgendwie noch ihr Bruder die Hände im Spiel hatte. Ich habe immer noch das komische Gefühl, dass der zusammen mit Malta Kano ein krummes Ding gedreht oder Kumiko irgendwie manipuliert hat.
      Schliesslich ist es schon komisch, dass plötzlich keine der Kano-Schwestern mehr auftaucht, findest du nicht auch?

      Genau, Honda meinte ich, diese Namen :-)

      Löschen
  4. 7. Abschnitt: S. 434 bis inkl. S. 502 (Spoiler erlaubt)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin mit dem näcshten Abschnitt durch und wow...da ist keine einzige "gewöhnliche" Szene beschrieben. Alles kommt so merkwürdig surreal daher, wie ein Traum und genau so, als würde er träumen nimmt Toru hin, was er erlebt.

      Seien wir aber ehrlich: er hat Kumiko schon verloren, seinen Job ebenfalls...er hat gerade wirklich nichts, das auf dem Spiel steht und nimmt vielleicht diese sonderbaren Erlebnisse einfach hin. Es hat mich aber total gefreut, dass der Kater endlich wieder gesund und munter aufgetaucht ist. Daran glaubte ich schon gar nicht mehr. Malta Kano hat ja einmal erwähnt, dass sich etwas ändern muss, damit der Kater zurückkommen kann. Vielleicht ist es Kumikos Abwesenheit oder Torus neue sonderbare "Bewunderin", die dem Kater die Rückkehr ermöglicht hat?
      Oder alles ist Zufall? Kann ich mir aber nicht vorstellen.

      Und der Kauf des Nachbargrundsücks ist ebenfalls sehr speziell. Vor allem, dass Toru dieser Frau total vertraut. Aber er muss ja auch einfach, sonst hätte er nie genügend Geld für den Kauf des Grundstücks.

      May meldet sich ebenfalls wieder und das ist schon sehr speziell. Überhaupt sie und ihre ganze Geschichte. Was ist mit ihrer Familie, wo lebt sie jetzt? Ist May vielleicht die überlebende Miyawaki-Tochter? Oder würde das gar nicht zusammenpassen? Eigentlich ist es ja schon sehr rätselhaft, dass ein Teenager stets alleine ist, sich von so einem schlimmen Unfall und Trauma erholt, diesen komischen Job ausführt und dann plötzlich verschwindet. Also klar, es hiess, die Familie sei weggezogen, aber was kann man schon glauben.

      Was ich bis jetzt noch gar nicht einordnen kann ist die Geschichte mit dem Jungen, der aus dem Fenster sieht und die beiden Männer beim Baum beobachtet und dabei den Auziehvogel hört. Diese Szene wirkt komplett aus der Zeit gefallen. Begründeteten diese Männer mit dem Gegenstand, den sie im Boden verbuddelten (oder könnte es auch ein Baby gewesen sein? Vielleicht Kumikos Kind, das sie gar nie abgetrieben hat?) vielleicht den Fluch des Nachbargrundstückes?
      Oder war dieser Junge vielleicht "Zimt", der aufgrund dieses Erlebnisses gänzlich verstummte? Da warte ich auf Antworten.

      Aktuell ist für mich alles sehr wirr und ich frage mich, ob ich etwas überlesen habe oder ob sich da wirklich gerade so viele Fragen auftun. Bald aber werden wir klüger sein, ich bin schon gespannt, wie es weitergeht :-)

      Löschen
    2. Du sagst es: hier gibt es wirklich fast keine gewöhnliche Szene. Alles wirkt so unglaublich, so vollkommen unwirklich, traumhaft. Toru beschreibt es aber eh immer wieder so: seine Wirklichkeit scheint ihm abhanden gekommen zu sein.

      Außerdem passiert in diesem Abschnitt recht viel in einem relativ langen Zeitraum. Toru lässt sich monatelang so treiben und dann plötzlich setzt er sich in den Kopf, diesen Brunnen besitzen zu müssen, obwohl er weiß, was die Leute sich für Horrorgeschichten von diesem Grundstück erzählen ... Mir scheint, als würde Torus Leben ihm völlig entgleiten, und er weiß gar nicht mehr so recht, was er eigentlich tut.

      Ach ja, der Kater. Er ist zurück. Anscheinend hat sich irgendwas so Grundlegendes geändert, dass er zurückkehren konnte. Kurz habe ich gedacht, dass Toru Kumiko das irgendwie mitzuteilen versucht, damit sie vielleicht zurückkommt, ich hatte nämlich immer das Gefühl, als würde sie sehr an dem Tier hängen. Jetzt heißt das Tier ja auch Oktopus, das war mir eine Bestätigung, denn ich habe ja schon von Anfang an vermutet, dass der Name für den Kater von Kumikos Bruder nicht ihr Ernst sein kann.

      Tja, was soll ich zum Kauf den Grundstücks sagen? Ich glaube auch nicht ganz, das Toru das Grundstück allein gekauft hat, so habe ich es zumindest aus dem Zeitungsartikel herausgelesen, sondern eben die Firma dieser ominösen Muskatfrau. Vielleicht hat Toru ihr erzählt, was er gerne hätte und sie hat es ihm gekauft und auch diese Veränderungen an dem Brunnen ermöglicht. Es scheint ja nun auch irgendwer auf dem Grundstück ein und aus zu gehen, der mit einem Mercedes dort hineinfährt. Ist das Toru, oder/und Muskat samt Sohn, die dort ... sonst was tun? Alles äußerst mysteriös und so gar nicht fassbar oder zu verstehen. Was geht hier nur vor?

      Wo ist Malta bzw. warum meldet sie sich überhaupt nicht mehr. Kreta ist bestimmt auf Kreta, so wie sie angekündigt hat, aber Malta. Wie sieht es mit der Scheidung aus? Ist in der Sache immer noch nichts vorangegangen?

      May ist ja auch eine recht merkwürdige Jugendliche, ja. Überhaupt, dass sie sich SO mit einem erwachsenen Mann "anfreundet" und nun per Breif mit ihm in Kontakt ist. Wird sie noch eine größere Rolle im weiteren Verlauf spielen? Dass sie die verschollene Myjawaki-Tochter ist, glaube ich nicht, da in dem Artikel die Rede von einer studierenden Tochter war, die verschwand, und das wohl schon Jahre her sein muss, und May ist ja erst 16, vielleicht schon 17.

      Oh, da hast du dir aber ein paar Gedanken zu der Szene mit dem Jungen in der Nacht gemacht, der aus dem Fenster sieht und diese Geschehnisse mitverfolgt. Hättest du das jetzt nicht geschrieben, ich hätte gar nicht mehr dran gedacht. Für mich war es grundsätzlich einfach rätselhaft und ich habe absolut keine Ahnung, wer der Junge sein könnte bzw. was die Männer da in dem Garten konkret gemacht haben könnten. Irgendwie fand ich das kurzzeitig auch sehr unheimlich.

      Ich hoffe doch, dass hier bald mal mehr Licht ins Dunkel kommt, denn ja, es treten auch bei mir immer mehr Fragezeichen und Verwirrungen auf. ;)

      Löschen
    3. Einige Fragen haben sich ja wohl mittlerweile geklärt.

      Aber du hast recht, May ist wohl nicht die verschollene Myjakawi-Tochter. Und doch ist sie die Figur, deren Vergangenheit und Zukunft mich irgendwie am meisten interessiert. Sie lässt mich überhaupt gar nicht kalt und ich kann so viel Schmerz in ihrem Wesen erahnen.

      Immer noch denke ich, dass Malta mit Noboru unter einer Decke steckt und sie einen perfiden Plan verfolgen. Darin sind Kumiko und Toru nur Marionetten. Aber was genau geht da vor? Wir werden es hoffentlich bald erfahren.

      Süss aber, den Kater Oktopus zu nennen, findest du nicht auch? Das passt auf jeden Fall viel besser und dem Kater scheint es auch ganz gut zu gefallen :-)

      Toru scheint mir wie ein Schlafwandler durch sein Leben zu gehen. Da ist so viel, was jeden von uns total aus der Bahn werfen würde. Aber er hat die Kontrolle so oder so schon lange verloren und bleibt einfach ruhig... Was tut er den ganzen Tag? Wir werden es bald erfahren. Ich bin schon schon sehr gespannt :-)

      Löschen
    4. Du hast recht, May ist auch wieder ein Charakter in diesem Buch, der eine sehr interessante Vergangenheit gehabt zu haben scheint. Im Gegensatz zu Kumiko schafft sie es wenigstens ein bisschen darüber zu berichten. Das muss man dem Mädchen hoch anrechnen. Wer weiß, was vorgefallen ist oder wie so groß geworden ist? Jedenfalls erfordert das eine Menge Mut, über Dinge zu reden, die einem weh tun/weh getan haben oder die einem durch das eigene Verhalten von damals unangenehm sind ...

      Oh, das kann ich gar nicht glauben, dass Malta mit Noboru einen bösen Plan verfolgen. Noboru von mir aus, aber Malta glaube ich eher nicht. Die Frau ist doch viel zu "erleuchtet" als dass sie so etwas tun würde.

      Oktopus würde ich persönlich meine Katze, hätte ich eine, nicht nennen, aber ein besserer Name als der Name des gehassten Bruders der Frau ist er allemal!

      Löschen
    5. Da hast du recht: May ist wirklich sehr mutig und für ihr Alter auch sehr reif (und für die vielen schrägen Situationen, die sie mit Toru erlebt, sehr rational).

      Ich traue Malta einfach nicht...und dieses komische Gespräch zwischen Malta, Noboru und Toru...wir werden sehen.

      Oktopus finde ich wirklich süss, aber ja, klar, es gibt bessere Katzennamen. Auf jeden Fall löst sich Toru so ein wenig von seinen bösen Gedanken um Noboru und das ist schon einmal gut.

      Löschen
  5. 9. Abschnitt: S. 578 bis S. 655 (Spoiler erlaubt)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dieser Abschnitt hat sich bei mir sehr in die Länge gezogen und zwar haben mich die vielen in der weiten Vergangenheit stattgefundenen politischen Ereignisse aufgehalten. Da den Überblick zu behalten war ein wenig anstrengend für mich.

      Dann aber kam wieder so viel Fahrt auf...

      Zuerst einmal die Erkenntnis: ja der Tierarzt war Muskats Vater, ja, ihr Mann ist brutal ermordet worden, ja, seine Organe sind ihm entnommen worden, ja, Zimt ist aufgrund der nächtlichen Ereignisse verstummt (war das vielleicht das Herz seines Vaters, das da verbuddelt wurde, oder ist das chronologisch nicht möglich? Muskat sagt ja einmal, dass zuerst Zimt verstummte und dann ihr Mann getötet wurde, also könnte es auch eine Vorahnung gewesen sein?)
      Warum diese Organentnahme? Was ist damit geschehen? War da auch ein solches "Etwas" im Spiel?

      Toru ist wirklich eine Art Heiler. Wie und was genau geheilt wird, ist nach wie vor ein wenig kryptisch. Aber es scheint schon so, als würde das Mal sehr viel damit zu tun haben. Einmal in seinen Gedankengängen, wo Toru alle Fäden zusammenführt, spricht er davon, dass das Mal ihn mit den Klientinnen verbindet. Haben diese Frauen auch ein Mal, oder beruht die Verbindung lediglich auf der Tatsache, dass Toru ihnen mit diesem Mal "hilft"? Ich vermute zweiteres, bisher war von weiteren Malen ja keine Rede.

      Was hat es mit der "Aufziehvogel-Chronik" an sich? Hat Zimt diese erstellt, um der ganzen Geschichte auf die Spur zu kommen? Oder wer zieht da die Fäden? Und warum kann Toru dies alles lesen?

      Und auch der Chat mit Kumiko...ach, ach...das wird alles so böse enden. Toru wird vielleicht noch gut wegkommen, weil er sich so wunderbar arrangieren kann mit den schrägsten Situationen, aber irgendwie braut sich da so sehr etwas zusammen, dass ich nun einfach wissen möchte, was da alles geschieht und geschehen ist.

      Sehr spannend und passend finde ich übrigesn die Sinnlosigkeit des Krieges dargestellt. Das erinnert mich ein wenig an "Wo warst du, Adam?" von Heinrich Böll, ein grossartiges Buch.
      In "Mister Aufziehvogel" war alles auch wirklich sehr brutal dargestellt und hat mir bis jetzt mehr imponiert als die Häutung und die Tötung der Tiere. Eben genau, weil alles so sinnlos war. Mir ist davon sogar ein wenig übel geworden.
      Wie ging es dir?

      Löschen
    2. Mir ist es hier auch so wie dir ergangen, Livia. Du merkst es ja an meiner langen Lesezeit für diesen Abschnitt. Zusätzlich war in den letzten Tagen viel los bei uns und seit zwei Tagen geht's mir echt mies: mal wieder Übelkeit und Erbrechen, die Verdauung spielt verrückt. :-/ Habe eben erst diesen Abschnitt beenden können, weil ich viel rumliege und mich ausruhe.

      Das letzte Kapitel mit der Aufziehvogel-Chronik, wo wir wirklich viel über Muskats Vater, den Tierarzt, erfahren haben, hat mich dann schon sehr gefesselt. Ich weiß zwar noch nicht genau, wofür wir das alles erfahren mussten, besonders die sinnlosen Gräuel des Krieges, aber Murakami hat sich bestimmt was dabei gedacht und man wird bald die Wichtigkeit dessen erahnen und verstehen können. Wie oder wer das entstehen hat lassen, dass der Computer mit diesem Text nach Toru "ruft", ist mir auch noch schleierhaft. Toru könnte Zimt ja danach fragen, schließlich hat er da nichts Verbotenes getan.

      Momentan ist es tatsächlich noch recht undurchsichtig, auf welche Art Toru seinen Klientinnen Heilung verschafft. Aber dass das Mal Zeichen dafür ist, dass er eine besondere Fähigkeit hat, dürfte nun klar sein, ja. Vielleicht reicht es allein aus, dass Toru die Klientinnen berührt oder sie sein Mal berühren, um sie genesen zu lassen? Ich glaube, es handelt sich hierbei aber um rein psychische/seelische Probleme, keine körperlichen.

      Beim Chat mit Kumiko dachte ich nun endlich, dass sie mal etwas mehr verrät. Leider wurde ich enttäuscht. Ich bewundere aber Toru für seine Geduld mit ihr. Er muss sie wirklich sehr lieben und vermissen. Ich hoffe trotzdem, dass sich da nichts zusammenbraut oder zusammengebraut hat und dass es für die beiden gut enden wird. Was diesen Ausgang betrifft, bin ich echt schon wahnsinnig gespannt!

      Klar, die Szenen waren schon heftig, aber ehrlich gesagt, hat es mich nicht so extrem entsetzt, wie die Beschreibung der Häutung. Dabei habe ich nämlich echt Gänsehaut bekommen. Sehr viel übler, als mir zur Zeit ist, ist mir durch das Lesen der Szenen nicht geworden, nein. ;)

      Weiter geht's!

      Löschen
  6. 11. Abschnitt: S. 712 bis Schluss (Spoiler erlaubt)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wow, welch ein Abschluss dieses monumentalen Werkes. Klar, nicht alles löst sich auf, aber so bleibt einiges an Interpretationsspielraum offen.

      Für mich wirklich ganz besonders gut ausgearbeitet ist die Situation des Protagonisten Toru, die sich eigentlich während der ganzen Geschichte nie verändert: Toru verliert seinen Job und dann ist er einfach nur. Er fügt sich in alles hinein, hinterfragt (fast) nichts und bleibt total passiv. Alles, was geschieht, ereilt ihn, er selber initiiert gar nichts, sondern lässt sich in seinem Leben einfach treiben.

      Vielleicht gleicht dieser Zustand einer Art Meditation? Einer Trance? So liessen sich die Elemente erklären, die weder Traum noch Wirklichkeit sind. Oder vielleicht auch beides zugleich? Und nur so kann er ja aber auch erleben, was er überhaupt erlebt. Ein von seiner Ratio geleiteter Mensch mit festem Tagesablauf hätte diese Erlebnisse gar nicht erst wahrnehmen können.
      Ganz Murakami-typisch, erkennen wir selbst am Ende nicht, was wahr ist und was nicht. Es existiert sogar eine Welt, deren Figuren und Gesetzmässigkeiten sich von der unseren unterscheiden. Gibt es die Kano-Schwestern beispielsweise wirklich? Oder kann es sein, dass die Kumiko-Figur, respektive die gesichtslose Frau aus der anderen Welt, alle diese Frauenfiguren verkörpert? Schliesslich haben sie alle die gleiche Unterdrückung durch Noboru erlebt oder zumindest erzählt bekommen. Kretas trauriges Gesicht in Torus Traum spricht ja aber sogar dafür, dass Malta nicht mehr lebt oder dass ihr zumindest etwas zugestossen ist.

      Froh bin ich aber irgendwie darüber, dass es Muskat und Zimt gut geht und der Fluch nun gebrochen scheint. Schade, dass Zimt sich gar nicht mehr bei Toru blicken lässt. Fühlt er sich durch ihn vielleicht an seinen Vater erinnert? Oder weiss er mehr, als er erzählt und hat sogar seine Hände irgendwie im Spiel?

      Auch Kumiko konnte sich endlich von ihren Geistern lösen und ich verstehe sie sehr, sehr gut. Und nun, ganz am Ende, schliesst sich auch der Kreis wieder. Toru wartet einmal mehr, bis Kumiko nach Hause kommt. Vielleicht kocht er sogar etwas für sie und trinkt dabei ein Bier. Nur was wirklich anders und besser ist als vorher: die Welt ist wieder im Fluss und der Kater ist da.

      Ich werde vielleicht heute Abend schon die Zeit finden, eine Rezension zu tippen, jetzt, wo die Eindrücke noch frisch sind. Und ich bin ganz gespannt auf deine Meinung zum Schluss😊

      Löschen
    2. Entschuldige für die verspätete Antwort hier. Ich habe jeden Tag ein paar Tage lang einige Seiten des letzten Abschnittes genossen. ;)

      Du hast recht: es löst sich nicht alles gänzlich auf, aber es wurden mir dennoch einige offene Frage (meist) zufriedenstellend beantwortet. Ich hatte beim Lesen der letzten Seiten auch immer wieder dieses Aha-Gefühl, mir wurde also doch noch das eine oder andere klar. Ich bin mir jetzt zum Beispiel sehr sicher, dass dieser Brunnen ein Symbol für Torus Unterbewusstsein war. Alles, was er dort "unten" erlebt/fatasiert hat, konnte er natürlich nicht fassen, erschien ihm also unwirklich.

      Toru als Protagnisten konnte ich häufig nicht verstehen, eben wegen seiner passiven Art, seiner Art, alles so hinzunehmen und wenig zu hinterfragen. Aber ja, das war vielleicht seine bewusstes Leben mit seiner spärlich bewussten Wahrnehmung. Irgendwann hat er sich dann – zu Zeiten, in denen er eigentlich verzweifelt hätte sein müssen – in sein Unterbewusstes begeben (den tiefen Brunnen), um dort etwas zutage zu fördern, das ihm einfach unnwirklich vorkam. Also ja, diese Erlebnisse durch den Brunnen, sind nicht tatsächlich geschehen, das ist das, was er unbewusst erfahren durfte und mit dem er schlussendlich einiges verstanden hat z. B. bzgl. Kumiko.

      Dass das Wasser nun wieder fließen kann, liegt anscheinend an Noboru Watayas Gebrechen. Denn durch Kumikos Mut, sich endlich ihrem Bruder in den Weg zu stellen und sich ihrem Mann zu offenbaren, kann nun auch wieder die Kommunikation zwischen Kumiko und Toru fließen. Das ist also alles nur symbolisch zu verstehen, denke ich. - Was sagst du zu meinen Gedanken und Überlegungen?

      Alles Liebe dir!

      Löschen
    3. Alles gut, liebe Janine :-)

      Du hast recht, das ist ein wirklich sehr, sehr guter Gedanke. Ich habe mir auch überlegt, dass dieser Brunnen einerseits das Unterbewusstsein, andererseits aber auch eine wirklich nur in diesem Buch existierende Verknüpfung zwischen Realität und Fiktion darstellt. Schliesslich hatten einige Ereignisse aus dem Brunnen dann wirklich Folgen in der Wirklichkeit (Verletzungen, der Schläger, der verschwindet) und deshalb passt das für mich nicht ganz "nur" mit dem Unterbewusstsein zusammen.

      Genau, der Fluss ist eingetreten, nachdem Toru in seinem "Unterbewusstsein" oder was auch immer etwas in Noboru Wataya "zerschlagen" hat. Ich denke mir, dass dadurch, durch sein Abreagieren und die wirklichen Auswirkungen auf Watayas Leben (Schlaganfall), dieser Fluss wieder in Gang gesetzt wurde.

      So oder so bleibt natürlich offen, wie das alles am Ende zusammenhängt, aber mit ging es anders wie dir mit Toru. Ich konnte ihn sehr gut verstehen. Anfangs zwar auch nicht, aber dann war für mich irgendwie klar, dass man wohl, wenn wirklich gar nichts mehr zusammenpasst, sich auch einfach ein wenig resigniert in sein Leben hineinschicken kann. Und dies ist ihm wohl so geschehen.

      Löschen
    4. Genau, oder dass gewisse Sachen, die im Brunnen erlebt wurden, die dann Folgen in der Wirklichkeit hatten, von Toru einfach nicht bewusst wahrgenommen worden sind, deswegen hat er sich nicht daran erinnern können. So eine Art Blackout oder eine zweite Persönlichkeit, die hervorgetreten ist, die sich der anderen nicht bewusst ist?

      Löschen
    5. Oder so, genau. Auch vielleicht wie eine Art Schutz des Körpers/Geistes vor zu bewusst wahrgenommenen Verschiebungen der Realität.

      Löschen

Ich freue mich über jeden lieben Kommentar, über Anregungen und konstruktive Kritik. Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, dass ihr mit Absenden eines Kommentars zur Kenntnis nehmt und zustimmt, dass dabei personenbezogene Daten gespeichert werden.