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07 August 2016

Kurzrezension: Die Taube

Die Taube - Patrick Süskind

Beschreibung des Verlages:
In fünf Monaten wird der Wachmann einer Pariser Bank, der als einzigen Nutzen seiner Tätigkeit das Öffnen des Tores vor dem Direktionswagen erkannt hat, das Eigentum an seiner kleinen Mansarde endgültig erworben haben, wird ein weiterer Markstein seines Lebensplanes gesetzt sein. Doch dieser fatalistische Ablauf wird an einem heißen Freitagmorgen im August 1984 jäh vom Erscheinen einer Taube in Frage gestellt."

Meine Meinung:
Nachdem ich von "Die Geschichte von Herrn Sommer" so begeistert von Süskinds Sprache war, musste schon bald das nächste Buch des Autors her, welches mein SuB mir dann auch bereitwillig aushändigte:-) Einmal mehr war ich von der ersten Seite, ja, vom ersten Satz an gefesselt und fasziniert von der Wucht der Sprache, dem steten Sog der Geschichte und den Beschreibungen, die mich die Welt genau so fühlen, sehen, hören, riechen und schmecken liessen, wie den Protgonisten Jonathan Noel. Und obwohl auf den ersten Blick auf den hundert Seiten dieses Büchleins nichts zu passieren scheint, schreitet die Geschichte doch stetig voran und reisst den Leser mit sich. Vom Anblick einer Taube auf seiner Fussmatte wird der stets pflichtbewusste Wachmann Noel so sehr aus dem Konzept gebracht, dass sein ganzes Leben droht, aus den Bahnen zu geraten. Dieses zuerst harmlos wirkende Ereignis zieht eine Reihe weiterer Ereignisse und vor allem immer absurdere Gedankengänge nach sich, so dass sich Noel bald einmal gefangen wird in seinen eigenen Abgründen und Fantasien. Wie auch bei "Die Geschichte von Herrn Sommer" verschwinden die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, ja, Wirklichkeit und Irrsinn immer mehr und trotz einer stetigen Bedrohung, einem Netz, das sich auch für den Leser fühlbar, immer enger um den Protagonisten zieht, sorgen die Skurrilität der Personen und Handlungen und der Wortwitz des Autors für beste, schrägste Unterhaltung und belohnen den Leser, der sich vorurteilslos auf dieses Gedankenexperiment einlässt, reich.

Meine Empfehlung:
Natürlich ist es ein Vorteil, wenn ihr euch beim Lesen auch ein paar Gedanken machen wollt, aber in erster Linie müsst ihr euch einfach in dieses Buch hineinschicken und abwarten, was geschieht. Das Erlebnis wird euch gefangen nehmen und überzeugen und ein aussergewöhnlicher Lesegenuss wird euch zuteil werden.

Zusätzliche Infos:
Titel: Die Taube
Autor: Patrick Süskind, geboren 1949 in Ambach am Starnberger See, studierte in München und in Aix-en-Provence mittlere und neuere Geschichte und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst mit dem Schreiben von Drehbüchern. 1984 erschien sein Ein-Personen-Stück ›Der Kontrabaß‹, 1985 sein Roman ›Das Parfum‹, der 2005 von Tom Tykwer verfilmt wurde. 1987 folgte die Erzählung ›Die Taube‹ und 1991 ›Die Geschichte von Herrn Sommer‹, mit Illustrationen von Jean-Jacques Sempé. Patrick Süskinds Werk ist in über fünfzig Sprachen übersetzt.
Taschenbuch: 100 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Diogenes
Erschienen (meine Ausgabe): 1987
ISBN (neue Ausgabe): 978-3-257-21846-6

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