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11 November 2015

Rezension: Kiffen und Kriminalität

Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks lesen und ich bedanke mich herzlich dafür.

Kiffen und Kriminalität, der Jugendrichter zieht Bilanz - Andreas Müller

Beschreibung des Verlages:
Circa vier Millionen Menschen in Deutschland konsumieren regelmäßig Cannabis. Sie alle müssen mit der Angst vor strafrechtlicher Verfolgung und sozialer Stigmatisierung leben. Der landesweit bekannte Jugendrichter Andreas Müller legt dar, welche gravierenden Folgen das Verbot der Droge hat und warum damit endlich Schluss sein muss. Legalisierung heißt Schutz, besonders auch für Jugendliche, davon ist Müller überzeugt.

Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch mit sehr vielen Mitleserinnen und Mitleser teilweise äusserst heftig diskutiert und aufs Korn genommen und kann immer noch nichts Schlechtes dabei finden. Andreas Müller erzählt aus seinem Privatleben, als Bruder eines Mannes, der in den Mühlen der Justiz seinen Tod gefunden hat, als Sohn eines alkoholkranken Vaters, als Mann, der auch schon Cannabis konsumiert hat und er beschreibt seine berufliche Sicht als Jugendrichter und als Richter, der schon einige Menschen verdammen musste zu Strafen, die er so nie hätte aussprechen wollen und der auch einige Menschen vor genau solchen Strafen hat schützen können.
Mir war schon vor der Lektüre des Buches - und ist es jetzt erst recht - schleierhaft, wie Menschen gegen die Legalisierung von Cannabis sein können, gerade auch in Ländern, in denen man definitiv andere Probleme lösen sollte. Als Schweizerin bin ich in der luxuriösen Lage, eine nicht ganz so absurde "Rechtssprechung" wie in Deutschland miterleben zu müssen und finde trotzdem, dass auch hier, in diesem beschaulichen Lande, noch so einiges geschehen müsste.
Dass Müller jedes einzelne "Argument", welches von den Legalisierungsgegnern ins Feld geführt wird, aufgreift und widerlegt, ad absurdum führt oder zumindest relaviert, scheint immer noch nicht wirklich zu fruchten, was ich sehr schade finde. Dabei ist Müllers Forderung aktuell, modern und realistisch. Er ist der Meinung, dass jeder volljährige Mensch selber entscheiden (dürfen) soll, wie weit er im Bereich von Rauschmitteln gehen will und es ist ihm auch klar, dass Regelungen und Gesetze her müssen, da eine Legalisierung nicht gleichbedeutend mit einem Freipass für alle ist. Auch und vor allem den Jugendschutz hat er dabei besonders im Auge und appelliert an eine sinnvolle Prävention, eine milde Rechtssprechung und die Behandlung einzelner gravierender Suchtproblematiken durch eine angemessene Therapie und nicht durch Bestrafungen. Dabei sind ihm vor allem konservativ denkende und bestrafende Menschen, die nicht verstanden haben, dass ein Kontrollstaat nicht wirklich zum Ziel führt, sondern seit jeher kontraproduktiv ist, ein Dorn im Auge. Ausserdem wünscht er sich mehr Gespräch, mehr Diskussion und mehr Offenheit von allen Betiligten. Eines seiner spannendsten Argumente war für mich die Eltern-Kind-Beziehung: kann ein Jugendlicher offen mit seinen Eltern über seinen Konsum oder seinen ersten (und häufig auch einzigen) Joint sprechen und muss diesen nicht verstecken - wie dies beim Alkohol in den meisten Familien der Fall ist - kann auch sinnvoll über Risiken und Selbstverantwortung aufgeklärt und somit verhindert werden, dass überhaupt ein problematischer Konsum entsteht.
Aber auch die Argumente der Gegner sind sinnvoll ins Feld geführt und Müller macht sogar Zugeständnisse an begründete Ängste und Sorgen. Dass es aber in Deutschland immer noch illegal, ja sogar mit einer Haftstrafe bedroht sein soll, wenn ein sterbender Mensch zur Linderung seiner Schmerzen einen Joint raucht, kann wohl nicht einmal der schärfste Gegner mehr verantworten und so muss sich - so hoffe ich doch - schon bald etwas in Deutschlands Drogenpolitik ändern.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch sollte vor allem von Politikern, aber auch von Lehrern, Eltern und Jugendlichen gelesen werden. Es enthält spannende und genau belegte Statistiken, Zahlen und Zitate sowie viele persönliche Erlebnisse und Geschichten aus dem Privatleben und der beruflichen Tätigkeit von Andreas Müller. Es lädt zu einer Diskussion ein und beleuchtet die aktuelle gesetzliche Lage in Deutschland ausführlich.

Andreas Müller Autorenbild
Zusätzliche Infos:
Titel: Kiffen und Kriminalität, der Jugendrichter zieht Bilanz
Autor: Andreas Müller ist Jugendrichter am Amtsgericht Bernau und war ein langjähriger Freund von Kirsten Heisig. Viele seiner Urteile sind ungewöhnlich kreativ, so manche bis zum heutigen Tag legendär und einige hatten landesweite Signalwirkung. Seit über zehn Jahren wird Müller in den Medien immer wieder als Experte zum Thema Jugendstrafrecht befragt.
Gebunden mit Schutzumschlag: 256 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Herder
Erschienen: 08.09.2015                                                                     Foto: Siegfried Pielken
ISBN: 978-3-451-31276-2

2 Kommentare:

  1. Hallo Eponie,

    sicher ein sehr spannendes Buch dass, wie du schon erwähnt hast zu Diskussionen führt. Das Thema ist an sich ja eh sehr heiss dieskutiert nicht nur hier in der Schweiz. Ob wohl wir vond er Rechtssprechung her sicher besser dran sind als Deutschland, Amiland gar nicht zu erwähnen, müsste hinsichtlich viel mehr passieren. Legalisieren ist der einzige Schritt. Das sag ich die nie ein Schluck Alkohol getrunken oder sonst irgendwelche Drogen ausprobiert hat.

    Aber ich kenne viele die kiffen, schon damals ind er Schule war ich eine Ausnahme. Alle die ich kenne die eben kiffen stehen voll im Leben, machen Karriere auf der Bank, haben ein eigenes Geschäft das seit 20 Jahren gut läuft oder arbeiten sonst normal in ihrem Beruf und haben Familien. Klar gib es auch da die Ausnahmen. Und nein, ich verharmlose es nicht, rauchen ist schädlich. Wenn mans übertreibt genau wie Alkohol, der in meinen Augen und aus meiner Erfahrung sehr viel mehr anrichtet. Ich komme aus einer Alkoholikerfamilie. Also das heisst, Mütterlicherseids waren mein Grossvater, meine beiden Tanten und mein onkel schwer Alkohol krank. Auch ein Brude meines Vetars wars mit seiner Frau Alkoholiker. Von denen kann man leider nicht viel gutes sagen. Mein Grossvater schlug im Suff Frau und Kinder, schoss mit dem Sturmgewehr rum! Das 3 von ihren 5 Kindern da auf die selbe Bahn geraten war wohl kein Wunder. Meine beiden tanten starben vor 50 an den Folgen des Konsums, mein Onkel unternahm mehere Selbstmordversuche, sin Talent zu Zeichnen opferte er den Tabletten undem Alkohol und der Brudr meines Vaters fuhr sein Hotel, welches wirklich gut lief, völlig an die Wand. 2 Familien total zerrstört, 10 Menschen Traumatisiert.

    Da könnte ich noch so viele andere Beispiele vortragen...

    Ich glaube einfach das es sheinheilig ist auf den Kiffern rum zu treten. Viele erzählen nicht das sie kiffen weils eben in der Gesellschaft verpönt ist und illegal. Ob jetzt jemand ein Bier trinkt nah der arbeit oder auch 2, da reisst sich keiner drum, das ist ja gar kein Problem, aber wehe einer kifft am Abend dann ist die Hölle los.

    Es gibt nur eins, wieder legalisieren.

    Liebe Grüsse
    Allexandra

    PS: Dein Blog gefällt mir, hab ihn gleich mal in meine RSS-Liste aufgenommen ;)

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  2. Huhu :o)

    klingt sehr interessant, bisher ist mir dieses Buch noch nicht bewusst begegnet.
    Wünsche Dir ein schönes Wochenende!

    Liebe Grüße,
    Tanja

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