Seide - Allessandro Baricco
Beschreibung:
Der Seidenhändler Hervé Joncour führt mit seiner schönen Frau Hélène ein
beschaulich stilles Leben. Dies ändert sich, als er im Herbst 1861 zu
einer langen und beschwerlichen Reise nach Japan aufbricht, um
Seidenraupen für die Spinnereien seiner südfranzösischen Heimat zu
kaufen. Dort begegnet er einer rätselhaften Schönheit, die ihn für alle
Zeit in den Bann zieht. Auf jeder Japan-Reise, die er fortan unternimmt,
wächst seine Leidenschaft, wird seine Sehnsucht unstillbarer, nie wird
er aber auch nur die Stimme dieses Mädchens hören. In einer schwebenden,
eleganten Prosa erzählt Baricco, der mit diesem Buch weltberühmt
geworden ist, eine Parabel vom Glück und seiner Unerreichbarkeit.
Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich einfach umgehauen. Selten habe ich so sanfte und einhüllende Worte, so verzaubernde Sätze, so traumhafte Bilder in einem Buch gefunden. Und obwohl es nur wenige Seiten umfasst, war ich noch stundenlang davon gefangen. Dieses Buch ist wirklich ein kleiner, zerbrechlicher Schatz und trotz aller Feinheit strahlt es auch eine Stärke aus, einen Sog, der den Leser in seinen Bann zieht.
Handlung und Schreibstil:
Erst ganz am Ende wird ein grosses Rätsel aufgelöst, also befindet sich der Leser zusammen mit dem Protagonisten Joncour während der ganzen Lektüre auf der Suche nach Antworten und Klarheit. Dabei begleitet man Joncour mehrmals nach Japan und mehrmals wieder nach Frankreich zurück. Immer die gleiche Reise, immer die gleichen Strecken, immer die gleiche Kontaktperson in Japan, immer die gleiche rätselhafte Frau. Nur einmal ist alles anders. Ein Krieg tobt, eine Volière öffnet sich endgültig. Und so sanft der Flügelschlag eines einzelnen Vogels klingt, so tosend und rauschend ist der Klang eines ganzen Vogelschwarmes. Genau diese Erfahrung macht auch Joncour und er merkt, wie im nach und nach seine Geschichte entgleitet, seine Realität verschoben wird und sein Leben nicht mehr sicher ist. Das Weltgeschehen holt Joncour ein und er muss sich darauf konzentrieren, sich wieder eine eigene Existenz aufzubauen und seinen Frieden zu finden.
Riesig und klein, magisch und realistisch, undurchsichtig und klar, unwirklich und erlebt. Vielleicht könnte man so den Schreibstil beschreiben. Reine Worte, verwischte Strukturen und dieser schwebende, traumähnliche Zustand, der den Leser und die Handelnden umgibt.
So erfährt man zum Beispiel auch nicht wirklich viel mehr als einzelne Charaktereigenschaften der Protagonisten. Sie bleiben undurchschaubar und unfassbar und so scheint es, als könnte vielleicht jeder von uns in die Rollen von Hervé Joncour und seiner Frau Hélène schlüpfen. Aber vielleicht nur fast.
Meine Empfehlung:
Wer Zeit und Raum vergessen und in eine magische und poetische Liebes- und Lebensgeschichte eintauchen will, soll dieses Buch lesen, geniessen, mit sich herum tragen und weiter empfehlen.
Zusätzliche Infos:
Autor: Alessandro Baricco
Taschenbuch: 132 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Italienisch
Übersetzt von: Karin Krieger
Verlag: Piper
ISBN 3-492-22822-4
Ich habe bisher nur "Novecento" vom Autor gelesen, aber davon bin ich ja sehr angetan. "Seide" liegt aber schon länger auf dem SuB - vielen Dank dass du mich gerade an dieses Buch erinnert hast! Jetzt habe ich Lust darauf!
AntwortenLöschenlg, Cara
Liebe Cara
LöschenDas freut mich doch sehr. Ich werde sicher weitere Bücher des Autors lesen. Vielleicht genau "Novecento"? Dann haben wir uns gegenseitig einen Tipp gegeben ;-)
Alles Liebe und man liest sich
Livia