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04 September 2014

Nachtzug nach Lissabon

Nachtzug nach Lissabon - Pascal Mercier

Beschreibung:
Mitten im Unterricht verlässt ein Lehrer seine Schule und macht sich auf den Weg nach Lissabon, um den Spuren eines geheimnisvollen Autors zu folgen. Immer tiefer zieht es ihn in dessen Aufzeichnungen und Reflexionen, immer mehr Menschen lernt er kennen, die von diesem Mann, den ein dunkles Geheimnis umgibt, zutiefst beeindruckt waren. Eine wundervolle Reise die vergeblich sein muss und deren Bedrohungen der Reisende nicht gewachsen ist. Endlich kann er wieder fühlen, endlich hat er von seinem Leben zwischen Büchern aufgeblickt aber was er sieht, könnte ihn das Leben kosten...

Meine Meinung:
Dieses Buch wollte ich schon immer einmal lesen und weil der Beginn von "Nachtzug nach Lissabon" in Bern spielt und die Hauptperson Raimund Gregorius gleich am Anfang der Geschichte über die Kirchenfeldbrücke spaziert, kam ich auch sofort in die Geschichte hinein. Das kalte und stürmische Wetter hier in der Schweiz und die besagte Brücke, die ich selber mindestens einmal die Woche überquere, liessen mich sofort an den Herbst und Winter im Buch denken und ich fühlte mich dem Protagonisten so nah, wie ich mich selten einem Protagonisten in einem Buch fühle.
Ausserdem hatte ich damit gerechnet, es mit einem hochkomplexen und somit schwer zu lesenden und verstehenden Buch zu tun zu haben. Dies war allerdings nicht der Fall. Natürlich ist es hochkomplex und man kann in diesem "Buch im Buch" sehr wohl viel zwischen den Zeilen lesen, aber auch wenn ich vielleicht mit diesem Buch ein wenig länger beschäftigt war, als mit einem durchschnittlichen Roman, so hatte ich doch überhaupt gar nicht damit zu kämpfen. Im Gegenteil; die Poesie der Worte, die Schönheit der Sprache und die Suche nach einer geheimnisvollen Person (die ich ja genau so auch erlebt hatte, während ich meine Bachelorarbeit schrieb), fesselten und überzeugten mich.

Schreibstil und Handlung:
Der perfekt organisierte und seit Jahren im selben Trott lebende Lehrer Raimund Gregorius ist trotz seiner Strenge - oder vielleicht genau wegen seiner Konsequenz - sehr beliebt bei seinen Schülern. Man würde ihn hier in der Schweiz wohl als einen "Bünzli" bezeichnen. Aber als einen Bünzli mit einem grossen Herz. So staunen seine Schüler und Mitarbeiter und nicht zuletzt er selbst nicht schlecht, als er eines regnerischen Tages plötzlich das Schulzimmer verlässt und nach Lissabon verschwindet. Der Anlass für diese überstürzte Handlung ist die sehr geheimnisvolle Begegnung mit einer unbekannten Frau und der darauf folgende Besuch einer portugiesischen Buchhandlung.
Das Buch, das Gregorius nach Lissabon führt, liest er uns Lesern Abschnitt für Abschnitt vor. Er macht sich auf die Suche nach dem scheinbar unbekannten Autor und taucht dabei tief in die Geschichte von Lissabon ab. In eine traurige und grausame Geschichte von Folter und Verrat, dem tragischen Schicksal einer gutbetuchten Familie, zerbrochenen Freundschaften und der unzerstörbaren Macht einer verbotenen Liebe.
Von der ersten bis zur letzten Seite ist dieses Buch schlüssig, spannend und berührend. Der Schreibstil ist magisch und verzauberte mich bis zum letzten Wort und über das Ende des Buches hinaus. Genau so wie die Grundstimmung des Buches, eine nicht allzu düstere Melancholie, hat mich auch die Geschichte selber gefangen genommen.

Meine Empfehlung:
Lest dieses Buch. Es ist intelligent, in einer bezaubernden Sprache geschrieben, geheimnisvoll, düster, melancholisch und ein kleiner Schatz in jedem Bücherregal.

Zusätzliche Infos:
Autor: Pascal Mercier (Peter Bieri)
Taschenbuch: 496 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: btb
ISBN  978-3-442-73436-8

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