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09 Februar 2014

Short stories 2014 - Freundschaft

Bine von Was eigenes und Andrea von jolijou hatten eine absolut tolle Idee, sie wollen ihre und unsere Blogs ein wenig mit erfrischenden und akutellen Themen aufpeppen. Dass man immer ein wenig im selben Trott bleibt oder aus Bequemlichkeit nur noch Bilder, statt Texte postet, kennen sicher viele Bloggerinnen und Blogger. Die zwei inovativen Frauen appellieren darum an unsere eigene Kreativität und fordern mehr Texte. Selbst geschriebene, ehrliche, persönliche und ganz unterschiedliche Texte.
Dazu veröffentlichen sie jeden Monat ein Thema, das aber nicht Vorgabe, sondern Anregung sein soll. Die Beiträge zu den jeweiligen Themen werden gesammelt und veröffentlicht, so kann man sich alle Beiträge von anderen Bloggerinnen und Bloggern anschauen. Im Januar war das Thema "Gute Vorsätze" vorgegeben, im Februar ist es nun "Freundschaft". Man kann übrigens das ganze Jahr hindurch Beiträge zu den verschiedenen Themen veröffentlichen, die Fenster dazu bleiben offen.
Hier geht es zu den Regeln und nun mache ich mich an den Text zum Thema "Freundschaft".




Wenn man Menschen fragt, was ihnen wichtig ist, so werden Freunde häufig direkt vor oder nach Familie und Partner genannt. Aus dieser Aufzählung kann man entnehmen, dass Freunde oder Freundschaft wohl für alle Menschen eine ziemlich grosse und wichtige Bedeutung haben. Doch was ist so wichtig an einer Freundschaft und wann ist ein Bekannter ein Freund?
In einer Zeit, in der es so einfach wie nie ist, eine Beziehung zu Menschen auf der ganzen Welt zu pflegen, verringert sich der Aufwand, um miteinander in Kontakt zu bleiben.
Meine damalige beste Freundin aus der Schule zog nach der ersten Klasse für vier Jahre nach Ghana. Wir schrieben uns hunderte von Briefe, wovon einige nicht und andere mit sehr grosser Verzögerung ankamen. Auch Mails nutzten wir zur Kommunikation. Aber da das Tastaturschreiben uns beiden noch grosse Mühe bereitete, kehrten wir immer wieder zu den Briefen zurück. Als meine Freundin in der sechsten Klasse wieder neben mir im Klasseszimmer sass, hatten wir uns unglaublich viel zu erzählen und wir schrieben uns weiterhin Briefe. Dies taten wir, weil wir merkten, dass wir uns und unsere Freundschaft sich verändert hatte. Indem wir uns weiterhin Briefe schrieben, konnten wir wichtige Erlebnisse verarbeiten und besprechen, während wir uns im realen Alltag erst wieder neu kennen lernen mussten. Irgendwann hörten wir auf, uns Briefe zu schreiben. Wir sehen uns nun nicht mehr so häufig, telefonieren ab und zu, schreiben uns SMS und Whatsapp-Nachrichten und sind uns dabei trotzdem so nahe, wie nur möglich. Die gemeinsamen Jahre haben uns zusammen geschweisst, die tränenreichen Wiedersehen zu Beginn und die Trennungen nach den Sommerferien, wenn meine Freundin wieder nach Afrika reiste, haben unsere Freundschaft stark gemacht.
Auch wenn ich andere Freundinnen und Freunde gefunden habe, mit denen ich mehr Zeit verbringe, die ich eher einmal um Mitternacht anrufe oder denen ich immer sofort alles erzähle, so bleibt diese langjährige Freundschaft immer noch bestehen. Und auch wenn wir uns wohl nicht mehr als beste Freundinnen bezeichnen würden, so werden wir nie vergessen, was wir aneinander haben.

Ich habe sehr viele Freundinnen und Freunde, was ich toll finde. Fast alle davon könnte ich jederzeit anrufen, fast alle davon haben ein Bett oder Sofa, auf dem sie mich übernachten lassen würden und ich vertraue allen davon. Wenn ich einem Menschen nicht vertraue, bezeichne ich ihn nicht als Freund, sondern als Bekannten. Und davon habe ich auch ganz viele. Trotzdem ist es mir lieber, wenn Bekannte zu Freunden werden.
Meine beste Freundin hat das selbe Gymnasium besucht, wie ich. Wir waren nicht in der selben Klasse, aber im gleichen Jahrgang. Ich kannte sie schon vor der Gymizeit, weil sie bei der selben Flötenlehrerin Unterricht hatte, wie ich. Dort war unser Kontakt noch nicht so intensiv. Als wir aber beide in Klassen kamen, in denen wir fast niemanden kannten, waren wir sehr froh, dass wir uns im Kantiorchester trafen und von da an in jeder Probe, bei jedem Konzert und jeder Kozertreise, jedem Musiklager, in jedem Projektorchester nebeneinander sassen. Es entwickelte sich eine ganz intensive Freundschaft und auch wenn sie jetzt in Zürich und ich in Bern studiere, so treffen wir uns doch mindestens einmal im Monat und telefonieren sehr viel. Wenn ich sie wegen einer kleinen Sache anrufe, so telefonieren wir mindestens eine Stunde und ich weiss mit Sicherheit, dass sie meine Trauzeugin sein wird, wenn ich irgendwann einmal heirate (sie weiss dies erst inoffiziell :-) ).

Vor kurzem habe ich im Bus eine interessante Unterhaltung mitverfolgt. Es ging dabei darum, seinen Schwarm anzusprechen, kann aber auch auf Freundschaften übertragen werden.
Zwei Mädchen im Alter von vierzehn/fünfzehn Jahren diskutierten, welcher Junge zu ihnen passen würde und wie sie ihn ansprechen könnten. Facebook, SMS, Whatsapp?
Und da sagte eines der Mädchen folgende - dem Sinn nach zitierte - Worte: "Eigentlich ist es schon krass. Unsere Grosseltern mussten früher einen Brief schreiben, wenn sie etwas mitteilen oder sich mit jemandem verabreden wollten. Vielleicht konnten sie noch telefonieren, aber das war viel teurer. Also konnte man nichts kurzfristig abmachen oder absagen und wenn man einen Jungen ansprechen wollte, musste man ihm zuerst ein Briefchen schreiben. Das braucht doch viel mehr Überwindung als eine schnelle SMS." So ging das noch eine Weile weiter und diese junge Frau hat genau das angesprochen, was ich mir jedes Mal denke, wenn ich ein Brief oder eine kleine Nachricht schreibe. Wie viele Gedanken muss man sich heute noch machen, wenn man jemanden kontaktieren muss oder will? Es ist doch wirklich alles zu einfach. Warum soll man sich denn überhaupt die Mühe machen eine Freundschaft ernsthaft zu pflegen, wenn man mit einer oberflächlichen Nachricht erstens einmal mehrer Menschen gleichzeitig informieren und berücksichtigen kann und zweitens sich nicht so viele Gedanken über richtig gewählte Worte machen muss?
Eine Freundschaft braucht aber genau so viel Pflege, wie eine Beziehung. Und weil ja eigentlich alle wissen, dass die Facebookfreunde nicht die sind, die in schweren Momenten mittragen helfen, ist es um so wichtiger, zu wissen, wer seine Freunde sind.

Wahrscheinlich ist es also schlussendlich egal, wie viele Freunde man hat, Freunde sind schliesslich kein Statussymbol und die Anzahl der Freunde sagt auch nichts darüber aus, wie ernsthaft diese Freundschaften sind und wie beliebt man persönlich ist.
Viel schöner ist es doch, wenn man genau weiss, dass man Freunde hat, denen man vertrauen kann und die immer da sind, wenn man sie braucht.

5 Kommentare:

  1. Sehr schön geschrieben :) Deine Geschichte von deiner ehemals besten Freundin hat mich sehr gerührt. Ich hatte auch eine beste Freundin .. mit den Jahren trennten sich unsere Wege, aber wir begegnen uns immer wieder mal und dann ist dieses Treffen hoch emotional und freundschaftlich. Ich möchte sie in meinem Leben nicht mehr missen und doch ist sie so weit entfernt, dass ich ihr nie alles sofort erzählen kann, wenn es mich betrifft oder umgekehrt .. Solche Bänder kann kein Mensch mehr zerschneiden, denn sie bestehen auch über Zeiten hinweg, in denen man sich nicht gesehen oder gesprochen hat. Und obwohl man sich weiterentwickelt, bleibt die Erinnerung und die Freundschaft bestehen ..

    Danke für deinen tollen Text!

    LG Jimmy

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    1. Vielen Dank für diesen lieben Kommentar.
      Genau so ist es, gewisse Verbindungen sind wohl unzertrennbar, auch wenn dazwischen noch das Leben geschieht.

      Alles Liebe
      Livia

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  2. Auch du unterscheidest zwischen Freunden und echten Freunden, das ist mir auch wichtig.
    Liebe Grüße, Brigitte

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    1. Ja, das gehört schon dazu. Nur mag ich den Begriff "echte Freunde" nicht so sehr weil das irgendwie impliziert, dass es auch "falsche Freunde" gibt. Ich spreche lieber von Bekannten (oder hier in der Schweiz in der Mundart auch von "Kollegen") und von Freunden.
      Wenn ich Facebook hätte, würde ich die "Freunde" dort aber nicht als Freunde bezeichnen, weil es meiner Meinung nach mehr braucht, um ein Freund zu sein.

      Liebe Grüsse und herzlichen Dank für deinen Kommentar
      Livia

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  3. So wahr. Mit meiner Cousine hatten wir (meine Schwestern und ich) vor kurzem auch so eine Unterhaltung wie du sie im Bus belauscht hast. Wir haben uns im Unterricht Briefchen zugesteckt, in Spitzern und Co. quer durchs Klassenzimmer gereicht, immer mit der Furcht im Nacken der Lehrer merkt es. Heute wird ne kurze Nachricht digital verschickt: Gleich Kiosk? Antwort: Jop. Schon allein der Gedanke daran löst in mir keine wirklichen Emotionen aus. Aber die Briefchen quer durchs Klassenzimmer zu buxieren war schon spannend. Und hat auch irgendwie ein Band zwischen den Leuten gesponnen. :) Aber ich schweife vom eigentlichen Thema ab. ;)
    Ich sehe es auch so... Ein Freund ist nicht gleich ein Freund. Auch da gibt es Unterschiede. Und das macht es ja auch so spannend. Irgendwie. :)
    Wünsche einen tollen Tag! xo Julia

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