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05 Januar 2014
Mensch ohne Hund
Mensch ohne Hund - Håkan Nesser
Beschreibung:
Der erste Fall für Inspektor Gunnar Barbarotti:
Familie Hermansson hat sich versammelt, um zwei Geburtstage zu feiern: den 65. des gerade pensionierten Vaters Karl-Erik und den 40. der ältesten Tochter Ebba. Doch plötzlich verschwinden zwei Familienmitglieder spurlos, Sohn Walter und Enkel Henrik. Wurden Sie Opfer eines Verbrechens? Die scheinbar heile Familienwelt beginnt zu bröckeln - Inspektor Barbarotti ermittelt und stößt auf ziemlich unschöne Familiengeheimnisse und einen ungewöhnlichen Mörder...
Inhalt:
Eigentlich hätte es nur ein ganz normales Familienessen anlässlich eines "runden" Geburtstags werden sollen. Vater Karl-Erik und seine Lieblingstochter Ebba haben nämlich am selben Tag Geburtstag und werden zusammen 105 Jahre alt. Ein ganz normales Familienessen ist aber meistens in einer wirklich nicht gerade sehr normalen Familie nicht möglich. Mutter Rosemarie hat eigentlich ihr ganzes Leben lang noch nie eine wichtige Entscheidung alleine getroffen und passt sich ihrem sehr dominanten Mann in jeglicher Hinsicht an, was sie selber aber eigentlich auch stört. Ebba, als Lieblingstochter des Vaters, ist Ärztin geworden und hat eine scheinbar perfekte Familie. Kristina stand immer ein wenig im Schatten ihrer Schwester, hat einen auffällig stillen Sohn und ist mit ihrem Mann nicht mehr sehr glücklich und Walter hat kürzlich für einen Skandal in einer Fernsehsendung gesorgt und traut sich nun nicht mehr unter die Leute. Die Stimmung ist angespannt, zu sagen haben sich die Geschwister nicht viel. Erst als Walter und später noch Ebbas talentierter Sohn Henrik verschwinden, müssen die Mitglieder der Familie versuchen, eine Lösung zu finden um die Ungewissheit zu ertragen.
Meine Meinung:
Dieser Krimi liegt schon ewig bei mir rum und weil ich skandinavische Krimis liebe und schon ziemlich lange keinen mehr gelesen habe, beschloss ich, diesen in den Tagen nach Weihnachten zu lesen, was ich auch geschafft habe.
Mein liebster skandinavischer Autor ist bis jetzt Henning Mankell, von ihm habe ich auch wirklich viel gelesen. Von Nesser habe ich bis jetzt entweder noch gar nichts gelesen, oder ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Umso spannender war es also, dieses Buch, den Schreibstil und die Geschichte zu entdecken. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass skandinavische Krimis in erster Linie äusserst brutal und blutig sind, geschieht hier erst lange Zeit einmal kein Verbrechen. Mit psychologischer Raffinesse beleuchtet der Autor die Familienkonstellation, einzelne Unstimmigkeiten in den verschiedenen Kleinfamilien und ihre Probleme, miteinander umzugehen und einen gemeinsamen Nenner zu finden. Vergangene Geschichten werden aufgewärmt und schon von Anfang an ist eigentlich klar, dass man es mit einer sehr vertrackten Situation zu tun hat, die aber so oder ähnlich in vielen Familien vorkommen kann.
Erst mit Walters Verschwinden ändert sich die Ausgangslage. Polizei einschalten oder nicht? Noch mehr Aufmerksamkeit auf Walter fallen lassen oder nicht? Oder erst einmal abwarten? Erst als dann auch noch Henrik verschwindet, wird die Polizei eingeschaltet. Nach knapp zweihundert von fünfhundervierzig Seiten wird klar, dass man es wohl mit einem Kriminalfall, einem Verbrechen zu tun hat.
Was mir in diesem Buch wirklich sehr gut gefallen hat, war die Langsamkeit. Erst nach ewig langen Nachforschungen wird überhaupt irgend ein Hinweis gefunden, oder auch nicht, die Ermittlungen gehen stockend voran oder bleiben gar ganz stehen. So hat man viel Zeit, sich Gedanken zu machen und obwohl ich kurz nach Henriks Verschwinden genau wusste, wie alles ausgehen würde, so war für mich diese ganze Polizeiarbeit und die vielseitig ineinander verstrickten Geschichten extrem spannend.
Der Inspektor Gunnar Barbarotti war mir sofort sympathisch. Sein Wille, allen Problemen auf den Grund zu gehen und jede noch so kleine Spur und Intuition zu verfolgen, gefielen mir sehr und ich kann es mir gut vorstellen, ein weiterer Krimi mit ihm als Ermittler zu lesen.
Was mich aber wirklich gestört hat ,waren die vielen eingestreuten Anglizismen und ganzen englischen Sätze. Es gab überhaupt kein Verständnisproblem, aber ich habe mich einfach gefragt, warum sowohl die Polizisten, als auch die Mitglieder der grossen Familie gewisse Phrasen immer wieder in Englisch formulieren mussten. Natürlich sollte bei den Polizisten an Polizeiserien aus dem Fernsehen angespielt werden, aber das war einfach des Guten zu viel.
Fazit:
Ein spannender, unblutiger und sehr verstrickter Krimi und ein Autor, der mit viel psychologischem Feingefühl an seine Figuren heran geht.
Zusätzliche Infos:
Autor: Håkan Nesser
Taschenbuch: 541 Seiten
Verlag: btb
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Schwedisch
Übersetzt von: Christel Hildebranth
ISBN 978-3-442-73932-5
Klingt echt spannend :) das Buch wandert gleich auf meine WuLi ♥
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