Während ich in Kroatien und Bosnien war, viele Geschichten gehört, viele Menschen getroffen und viele zerstörte Häuser gesehen hatte, konnte ich nicht in Worte fassen, was ich fühlte. Auch fand ich keine Worte - oder meiner Meinung nach zumindest nicht genügend aussagekräftige Worte - um mich für alle Dinge, die ich geniessen durfte (Gastfreundschaft, Herzlichkeit, Menschlichkeit) zu bedanken. Auch heute noch fällt es mir schwer zu beschreiben, wie es mir ergangen ist, als ich den Ecken sah, in dem sich die Grossmütter des Liebsten während des Krieges "versteckten" oder was ich fühlte, als eine der Grossmütter bat, mich zum Abschied küssen zu dürfen (ich könnte noch tausende Dinge erwähnen, die mich zum Weinen, Lachen oder Fluchen brachten).
Nur eines kann ich euch mitgeben und mit euch teilen. Es ist ein Gedicht, welches ich in diesen Tagen immer in Gedanken mit mir herumgetragen habe. Warum ich es überhaupt kenne, weiss ich gar nicht und wieso es für mich persönlich ausgerechnet zu meinen Erlebnissen passt kann ich nicht beschreiben. Es lässt mich mit einer ähnlichen Sprachlosigkeit zurück, mit der ich von dort gegangen bin. Vielleicht versteht ihr mich.
Vater komm erzähl vom Krieg
Vater komm erzähl vom Krieg
Vater komm erzähl wiest eingrückt bist
Vater komm erzähl wiest gschossen hast
Vater komm erzähl wiest verwundt wordn bist
Vater komm erzähl wiest gefallen bist
Vater komm erzähl vom Krieg
Ernst Jandl (1925 - 2000)
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