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13 Mai 2012

Flüsterkind

Flüsterkind, Mona Michaelsen

Dein Mann hat mich missbraucht
Ein Brief an meine Mutter

Klappentext:
"Irma ... es widerstrebt mir, Dich Irma zu nennen. Es widerstrebt mir aber noch mehr, Dich Mama zu nennen. Irgendeine Anrede muss ich aber benutzen, sonst fühlst Du Dich am Ende gar nicht angesprochen."

Mona Michaelsen war fünf, als sie zum ersten Mal von ihrem Stiefvater missbraucht wurde. Jahrelang ertrug sie ihr Martyrium, ohne mit jemandem darüber reden zu können. Heute, fast vierzig Jahre später, schreibt sie einen Brief an ihre Mutter. Die damals wegschaute, die nichts wissen wollte, die den Missbrauch duldete. Endlich bereichtet Mona ihr all das, was sie damals nicht sagen durfte. Mit beklemmender Eindringlichkeit konfrontiert sie ihre Mutter mit der schrecklichen Wahrheit. 
Doch mehr als um die Mutter geht es um Mona selbst: Wort für Wort befreit sie sich von ihrer Vergangenheit, indem sie ihre Geschichte erzählt - die wahre Geschichte des Flüsterkinds. 

Von Anfang an fesselte mich dieser Bericht, dieser Brief an die Mutter. Mona Michaelsen gelingt neben einer Familienchronik eine erschütternde Gesellschaftsskizze. Eine Geschichte von Menschen, die wegsehen und schweigen und solchen, die zusehen und dulden. Sie beschreibt in chronologischer Reihenfolge, wie sie aufgewachsen ist und wie sie mit ihren Geschwistern zusammen gelebt hat. Als älteste von vier Schwestern übernahm sie schon früh eine Mutterrolle und als immer mehr Kinder dazu kamen, musste sie die Schule sogar vernachlässigen, um ihren Pflichten im Haushalt nachzukommen. Sie schreibt von Angst und Misstrauen, von Zurückweisung und dem Wunsch nach Liebe und Geborgenheit. Von ihren Jugendjahren und ihrer Träumen.
 Es geht hier aber nicht in erster Linie um eine Anklage. Es geht darum, endlich aussprechen zu können, was man schon immer wollte, darum, sich zu befreien von dieser ewigen Last.
Es ist ein erschütternd ehrlicher Bericht, der fast nichts auslässt und darum nur schwer zu verdauen ist. Trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Zu sehr wollte ich erfahren, wie es ausgeht, wie man überhaupt mit so einer Geschichte umgehen oder umgehen lernen kann.
Ich bewundere die Autorin für ihren Mut und ihre Kraft, diese Geschichte mit der Öffentlichkeit zu teilen. Und ermuntere alle, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen.

2 Kommentare:

  1. Eine wundervolle Rezension :) dankeschöön!! Das Buch befindet sich nun auf meinem Wunschzettel ;)

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    1. Es ist wirklich ein harter Brocken, ist aber nur zu empfehlen. Vielen dank für den lieben Kommentar und herzlich willkommen hier.

      Liebe Grüsse
      Eponine

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