Diesen Text habe ich heute beim Stöbern
gefunden. Ich habe ihn vor mehr als einem halben Jahr einmal für
einen Wettbewerb mit dem Thema "Krimi-Szene" geschrieben.
Ich weiss allerdings nicht, welcher Wettbewerb das war und schon gar
nicht, ob ich diesen Text überhaupt abgeschickt habe. Gewonnen habe
ich aber eher nicht, sonst hätte ich ja irgendwie davon erfahren :-D
Sie hielt sich ihren Schal mit einer
Hand vor dem Mund zusammen, während sie mit der anderen Hand den
Henkel ihrer Tasche fest umklammerte. Zielstrebig und sehr energisch
stöckelte sie auf dem regennassen Asphalt durch die dunklen
Strassen. Ihre schwarze, blickdichte Strumpfhose und das ebenfalls
schwarze Kleid klebten ihr am Körper fest. Zum Glück hatte sie
ihren azurblauen Wollschal bei sich, so spürte sie die Kälte
wenigstens nicht im Gesicht. Die dicken Tropfen durchnässten ihre
Haare und liessen ihr Make-up zerfliessen. Nur der leuchtendrote
Lippenstift hielt dem Unwetter trotzig entgegen. Alles in allem also
eigentlich eine elegante Erscheinung. Nur der gehetzte
Gesichtsausdruck wollte so gar nicht in dieses Schema passen.
Auffällig unauffällig eilte sie weiter.
Aber sie wurde verfolgt. Schon seit
Tagen waren sie hinter ihr her. Sie ging immer schneller und wollte
doch nicht den Eindruck erwecken, zu flüchten. Endlich sah sie vor
sich die Strassenbahn auftauchen, in die sie sich rettete und sich
dann auf einem der wenigen leeren Sitzplätze niederliess. Doch
gerade als die Bahn sich in Bewegung setzte, sah sie einen von ihnen
auf sich zukommen. Er hatte sie noch nicht bemerkt und schlängelte
sich behände durch die sitzenden und stehenden Menschen, durch den
ganzen Wagen. Sie wusste, dass sie in Gefahr war. Eigentlich wollte
sie das Gesicht abwenden, schaffte es aber nicht und musste
unverwandt auf die Narbe auf seiner rechten Wange starren. Wie die
wohl entstanden war? Sie wollte es eigentlich gar nicht wissen. Ihr
fröstelte und sie überlegte fieberhaft, wie sie sich aus der
Situation retten sollte.
Plötzlich spürte sie einen kalten
Blick auf sich ruhen. Er hatte sie entdeckt. Die Gedanken jagten ihr
wie Rennmäuse durch den Kopf und sie wusste überhaupt nicht mehr
weiter. In diesem Moment bemerkte sie eine ältere Dame, die sehr
gebrechlich wirkte. Sie bot der Dame ihren Sitzplatz an und konnte
sich so unauffällig ganz nahe an die Türen stellen. Als die
Strassenbahn bei der nächsten Station anhalten musste, verhielt sie
sich ruhig, bis der hohe Piepton das endgültige Schliessen der Türen
ankündigte. In letzter Sekunde schlüpfte sie durch den engen Spalt
der sich schliessenden Türen hindurch und stand wieder da, auf
offener Strasse, auf freiem Feld. Sie orientierte sich kurz und
setzte sich dann wieder in Bewegung Der Regen hatte nachgelassen und
die Temperatur war nicht mehr weiter gesunken. Immer wieder blickte
sie sich um. Da stand sie mit einem Male vor einer engen Gasse, die
sie aber durchqueren musste, um nach Hause zu gelange. Sie fasste
sich ein Herz und rannte los. Als sie plötzlich Schritte hinter sich
hörte, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen und als sie
bemerkte, dass die Schritte immer näher kamen, rannte sie noch
schneller. Den Stein direkt vor ihren Füssen bemerkte sie erst, als
sie bereits darüber gestolpert war.
Das Messer schrammte an ihrem Arm
entlang und sie schrie auf. Sie robbte vorwärts und versuchte dabei,
sich umzudrehen. Da hörte sie plötzlich eine Stimme, die
unverständliche Worte rief. Der Angreifer liess von ihr ab und
rannte in die entgegengesetzte Richtung davon.
Ohne sich noch einmal umzudrehen oder
die Gasse nach ihrem Retter abzusuchen, richtete sie sich auf und
eilte weiter. Ihr linker Knöchel schmerzte, aber sie lebte noch und
das war die Hauptsache. Schnell tastete sie die Taille ihres Kleides
ab, in welcher der Datenträger mit den wertvollen Informationen für
ihren Auftraggeber eingenäht war. Er war noch da.
Schon erblickte sie die Strasse vor
sich, in welcher sie wohnte und bog erleichtert in den schmalen
Seitenweg, der zu ihrer Wohnung führte, ab. Sie kramte in ihrer
Tasche bereits nach den Schlüsseln und bemerkte so nicht den
Schatten, der ihr langsam gefolgt war. Sie schloss die Eingangstür
auf und stieg die Treppen hoch bis in den zweiten Stock. Ihr Nachbar
ging an ihr vorbei und grüsste freundlich. Vor ihrer Wohnung
angekommen, steckte sie den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn
zweimal um, öffnete die Türe und trat in ihr helles Wohnzimmer
hinein. Sie zog die Türe wieder hinter sich zu und wollte sie
abschliessen. In dem Moment bemerkte sie aber den verstümmelten
Leichnam auf dem Küchenboden und den Fuss, der die Türe blockierte.
Bevor sie schreien konnte, hatte sich eine Hand auf ihren Mund
gelegt.
Spannend!
AntwortenLöschenWowwh ... Du bist echt gut!
Mehr!
Und ... ja, ich will Patin werden. Für Deine Pflanze Kunigunde. Tönt ähnlich schräg wie Elfriede. :-)
Herzgrüessli
Fränzi
@Sternenzaubers Geschichtenhimmel
AntwortenLöschenDanke, danke. Ich Moment arbeite ich an einem anderen Projekt. Bald mehr dazu.
Kunigunde, wie schön :-D. Du musst sie dann einmal besuchen kommen. Wenn sie bis dann noch lebt, freut sie sich sicher.
Herzgrüessli zrugg
Eponine