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18 Januar 2011

Lieber den Spatz in der Hand, als...

Sieht brutal aus, war aber ganz harmlos.
Meine Lieben

Wie häufig schon bin ich einem Vogel begegnet, der nicht mehr flugfähig war. Wenn es ein Vogeljunges war, durfte ich es nicht berühren. Die Eltern füttern ihre Jungen ja meist weiter, wenn sie aus dem Nest gefallen sind. Wenn ich aber einen ausgewachsenen Vogel finde, fange ich ihn vorsichtig ein, nehme ihn ins Haus und untersuche ihn ein wenig. Man sieht ja, ob ein Flügel gebrochen ist, oder nicht. Ist dies aber offensichtlich nicht der Fall, so gebe ich ihm ein wenig Wasser aus einer kleinen Schale. Dies hat bis jetzt jeder dankbar angenommen. Wenn ich ein paar Kernen zur Hand habe, lege ich die zur Schale und warte ab, ob er sich bedient, oder nicht. Wenn ich sehe, dass er langsam wieder munter wird, setze ich ihn nach draussen und warte ein wenig ab. Die meisten Vögel sind dann bald wieder einmal davon geflogen.
Dann überlege ich mir immer, ob dies jetzt gerade ein Zeichen war. Aber wenn es ein Zeichen war. Was will es mir sagen? Von wem stammt es?
Und dann noch dieses Sprichwort "Lieber einen Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach." Der Spatz gilt ja darin als etwas, was man hat und besitzt und nicht so schnell wieder hergeben muss, während die Taube einen unsteten Zustand verkörpert, der zudem noch ein wenig (oder viel) Dreck hinterlassen kann und sich dann doch wieder aus dem Staub macht. Den Spatz kann man auch als Nahrung sehen, die man hat, während die viel grössere Taube zwar einen viel saftigeren Braten abgeben würde, aber nicht zu fassen ist (das Sprichwort ist ja schon ziemlich alt, logisch essen die meisten Leute in der heutigen Zeit keine Spatzen mehr).
Wenn ich aber von einer anderen Seite her an dieses Sprichwort herangehe, sagt es mir etwas anderes. Mein Spatz in der Hand ist mein Traum den ich verfolge. Meine Taube auf dem Dach ist mein Traum, den ich nicht fassen kann oder gar nicht erst träume. Dies ist schon mal ziemlich ähnlich wie das Sprichwort. Das Sprichwort lässt aber die weitere Vorgehensweise offen. Wenn ich nun aber weiter denke, muss ich sagen, dass dieser Spatz (wenn er dann nicht gegessen wird) eingesperrt oder freigelassen werden muss. Sperre ich ihn ein, meinen Traum, ist er zwar sicher und kann mir nicht mehr genommen werden. Aber er kann sich nicht entfalten, nicht grösser und kräftiger werden und natürlich nicht frei sein. Lasse ich ihn aber wieder fliegen, kann ich nur hoffen, dass er aus freien Stücken wieder zu mir zurückkehrt. Ich kann ihn aber nicht dazu zwingen.
So stellt der Spatz in meiner Hand auch eine Hoffnung dar. Eine Hoffnung auf die Verwirklichung eines Traumes und darauf, dass ich meinen Traum auch weiterhin träumen kann.
Die Erfüllung eines jeden Traumes hängt ja dann schlussendlich auch immer vom Träumer ab.
Aber dies ist wieder eine andere Geschichte.

Ganz nachdenkliche Grüsse

Eponine

4 Kommentare:

  1. Schöööön hast Du das geschrieben, liebe Eponine. Da ist ganz viel an Gefühlen, Gedanken und Liebevollem mit drin.

    Also ... wäre ich der Spatz, ich käme gerne zu Dir zurück. Ich denke, bei Dir wird sich ein Traum gerne entfalten.

    Das wird schon.

    ♥lichst mit Lächelgrüesslis
    Fränzi Sternenzauber

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  2. Deine Auslegung des Sprichworts ist ungewöhnlich, aber sehr schön poetisch. Bei Dir sind beide Träumer, sowohl der mit dem Spatz in der Hand als auch der mit der Taube auf dem Dach. Der eine Traum ist greifbar, der andere nicht. Eigentlich gilt ja nur der, der die Taube auf dem Dach haben will, als Träumer. Der, der sich mit dem Spatz in der Hand begnügt, sagt dagegen zu sich selbst: Sei zufrieden mit dem, was du hast und strebe nich nach etwas, was Du sowieso nicht erreichen kannst. Insofern ist der mit dem Spatz in der Hand ein eher durschnittlicher und kleinbürgerlicher Mensch, der seinen Besitzstand wahren und kein Risiko eingehen will. Er ist der realitätsnahe Pragmatiker, während der andere der realitätsfremde Utopist ist. Doch wer keine Träume und Utopien hat, wird auch nichts bewegen, sondern irgendwann nur noch auf der Stelle treten. Schon Che Guevara hat gesagt: "Seid realistisch! Fordert das Unmögliche!"
    Dass Du den Spatz in der Hand als ein Symbol der Hoffnung siehst, ist eine interessante neue Sichtweise, über die es sich nachzudenken lohnt.

    Liebe Grüße
    Inka

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  3. Gefällt mir sehr gut! Wie oft jagen wir aber dennoch die Taube, anstatt uns mit dem Spatz zu begnügen...

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  4. @Sternenzaubers Geschichtenhimmel
    Liebe Fränzi

    Danke für die wunderschönen und aufmunternden Worte. Ich stelle mich mal in den Wind und warte auf den Spatz, nein, Traum. Oder besser Traumspatz?


    @Inka
    Huch, deine Antwort muss man sich einfach auf der Zunge zergehen lassen. Es freut mich zu sehen, dass ich dich (und auch andere) zum Denken anregen konnte.

    Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und ganz liebe Grüsse zurück.


    @Sajotkatta
    Schön, wieder etwas von dir zu hören und dass du mich besuchst. Mit deiner Antwort hat sich der Kreis zum ursprünglichen Sprichwort wieder geschlossen. Herzlichen Dank dafür.

    Die liebsten Grüsse an alle

    Eponine

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