Rezension: Anna Forster erinnert sich an die Liebe

 
"Anna Forster erinnert sich an die Liebe" habe ich via Bloggerportal beim Blanvalet-Verlag angefragt und im August als Rezensionsexemplar zugestellt bekommen, herzlichen Dank.

Anna Forster erinnert sich an die Liebe - Sally Hepworth

Beschreibung des Verlages:
Auch wenn du deine Erinnerung verlierst, wirst du doch nie die Liebe vergessen …
Anna Forster ist erst achtunddreißig, als sie die erschütternde Diagnose Alzheimer erhält. Sie weiß, dass ihr Zwillingsbruder Jack nur ihr Bestes will, und dennoch tut es weh, als er ihr vorschlägt, in ein betreutes Wohnheim zu ziehen. Sie weiß außerdem, dass in der Einrichtung nur eine weitere Person in ihrem Alter lebt – Luke, mit dem sie so viel mehr verbindet als mit allen anderen Menschen, die sie kennt. Anna und Luke verlieben sich ineinander, doch nach einem tragischen Vorfall setzen ihre Familien alles daran, die beiden zu trennen. Nur eine Person kann dem Liebespaar helfen: die Köchin Eve, die selbst einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste. Doch ist sie bereit, alles für Anna und Luke aufs Spiel zu setzen?

Meine Meinung:
Ende August habe ich mich nach einem Buch fürs Herz, einer Familiengeschichte und spannenden, vielschichtigen Figuren gesehnt und deshalb zum Buch "Anna Forster erinnert sich an die Liebe" gegriffen. Bereits am 1. September habe ich das Buch dann beendet und kann nur bestätigen, was ich vermutet habe: hinter dem zauberhaften Cover verbirgt sich eine berührende Geschichte rund um die Themen Liebe, Familie, Verlust und Vergessen.

Anna Forster:
Gerade weil Anna Forster noch so jung ist, als sie die Diagnose Alzheimer erhält, fällt sie durch alle Raster und muss aus Mangel an Alternativen in ein betreutes Heim ziehen, in dem vor allem ältere Menschen wohnen. Da ich einmal eine Dokumentation über junge Menschen in betreuten Heimen gesehen habe, hat mich dies besonders berührt. Es gibt nämlich viel zu wenig Möglichkeiten für junge Menschen, die nach Unfällen oder durch eine Krankheit eingeschränkt sind. Gerade, wenn diese Menschen keine Vollzeitpflege, sondern lediglich ein wenig Hilfe in ihrem Alltag benötigen, werden sie oft mit alten Menschen zusammen in Heimen und betreuten Wohneinrichtungen untergebracht, was ihnen eigentlich überhaupt nicht entspricht, aber oft die einzige Lösung ist.
Und Anna ist ja noch nicht komplett dement, sie realisiert, dass sie fast ganz alleine ist mit ihrer Situation und diese Zerrissenheit, aber auch die berührenden Begegnungen mit Luke, der ebenfalls an einer Form von Alzheimer leidet, sind differenziert dargestellt. Auch Situationen mit ihrer Familie, die hadert und zugleich hilflos, aber auch erleichtert über die akzeptable Lösung ist, sind sehr differenziert ausgeleuchtet und eingebunden. Ausserdem fliessen verschiedene medizinische Hintergründe und Erfahrungen ganz selbstverständlich in dieses Buch mit ein und die einzelnen Etappen des Vergessens werden nachvollziehbar geschildert und so auch für Leser, die bisher keine Berührung mit dem Thema hatten, fassbar gemacht.

Eve und ihre Aussensicht:
Dieses Buch wäre aber nur halb so gehaltvoll ohne die Aussensicht von Eve. Nachdem ihr Leben komplett in die Brüche gegangen ist, muss sich Eve gemeinsam mit iher Tochter ganz neu orientieren. Was vorher Privatschulen, Dekoelemente, Weinbars und oberflächliche Freundinnen waren, sind nun die täglichen Hänseleien an der Schule, das Zerbrechen von alten Freundschaften und der finanzielle Ruin. Und so muss sich die gelernte Köchin Eve, die eigentlich grosse Karriere hätte machen können, ganz neu orientieren und sich in einer Einrichtung für betreutes Wohnen bewerben.
Dort trifft sie nicht nur auf Anna Forster, sondern auch auf einen überforderten Heimleiter, und mittelalterliche Strukturen und wird zudem nicht nur mit der Küche, sondern auch mit allerlei Reininungsarbeiten und der Betreuung der Bewohner betraut. Heillos überfordert aber froh um die Anstellung, die ihrer Tochter Clem den Platz in der bevorzugten Schule sichert, verbringt Eve mehr und mehr Zeit mit Anna und erkennt schon bald, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt...
Eve gibt uns ganz andere Einblicke in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung und den Problemen, die solche Institutionen haben können. Ausserdem ist sie eine warmherzige Person, die man einfach mögen muss. Besonders gut hat mir übrigens ihre Tochter Clem gefallen, die ebenfalls ganz viel zur positiven Atmosphäre dieses Buches beiträgt.

Schreibstil:
Nachdem ich nun die zwei wichtigsten Figuren und ihre Geschichten ein wenig vorgestellt habe, möchte ich doch noch ein paar Worte zum Schreibstil verlieren. Das Schöne dabei ist nämlich, dass "Anna Forster erinnert sich an die Liebe" von drei verschiedenen Personen erzählt wird. Von Anna selber, von Eve und von Clem. Die drei Figuren berichten in Ich-Form aus ihrem Leben und lassen so die geschilderten Ereignisse noch lebensechter werden. Vor allem Clems kindliche und doch schon so erwachsene Sicht hat mir sehr gut gefallen, aber auch Eves einfühlsame Haltung zu ihrem Leben und den Bewohnern des Rosalind House und Annas teilweise klare, manchmal aber auch verschwommene und immer verschwommenere Gedankenwelt, haben mich sehr berührt.

Meine Empfehlung:
Wie ihr euch unschwer denken könnt, empfehle ich euch dieses Buch, das auf den ersten Blick so leicht wirkt und doch so viele traurige und bewegende, aber auch wunderschöne Lesemomente beinhaltet, sehr gerne und von Herzen weiter.

Zusätzliche Infos:
Titel: Anna Forster erinnert sich an die Liebe
Originaltitel: The Things We Keep
Autorin: Sally Hepworth ist gebürtige Australierin, verbrachte jedoch viel Zeit damit, um die Welt zu reisen. Sie lebte in Singapur, Großbritannien und Kanada, wo sie als Eventmanagerin und im Personalwesen arbeitete. 2009 kehrte sie zurück nach Australien und wandte sich ganz ihrer großen Leidenschaft, dem Schreiben, zu. Sally Hepworth lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Melbourne.
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag: 384 Seiten
Sprache: Deutsch 
Originalsprache: Englisch
Übersetzt von: Gabriele Werbeck
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 25.06.2018
ISBN: 978-3-7645-0640-7

10 Kommentare:

  1. Hallo Livia, :)
    der Inhalt des Buches spricht mich an und deine Worte dazu ermuntern mich, das Buch auf meine viel zu lange Wunschliste zu setzen. Aber die Geschichte klingt sehr schön. :) Interessant finde ich vor allem, dass es aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert wird, die sich auch zu unterscheiden scheinen, sodass man einen guten Rundumblick erhält. Danke fürs Vorstellen. :)

    Liebe Grüße
    Marina

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    1. Liebe Marina

      Hallo schon wieder :-) Ich freue mich so, dass du hier so fleissig kommentierst :-)

      Das Buch lohnt sich definitiv und es ist genau so, wie du geschrieben hast: diese Perspektivenwechsel sorgen für eine Rundumsicht, die wirklich aussergewöhnlich gut gelungen ist.

      Alles Liebe
      Livia

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  2. Liebe Livia,

    freut mich, dass du auf dieses Buch gestoßen bist! :) Eine Kollegin von mir schwärmt ebenfalls davon und hat mir (leider) auch schon ziemlich detailreich erzählt wie die Handlung verläuft und das Buch letztlich ausgeht. Rein aus von ihrer Erzählung her hört es sich extrem berührend an. Nur werde ich es jetzt wohl nicht mehr lesen, da ich mich gerne von einer Handlung überraschen lasse. Auf jeden Fall aber eine wunderschöne Idee für ein Buch und ein Thema, dass sich ein Autor/eine Autorin auch zutrauen muss. Weit abseits von üblichen Liebesgeschichten!

    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Misty

      Oh nein, das ist ja total schade, solchen Menschen drohe ich jeweils an, die Freundschaft aufzukünden ;-) Aber sie arbeitet nicht noch mit dir und verrät dann auch den Kunden den Ausgang aller Bücher?

      Trotzdem finde ich, dass sich die Lektüre lohnt, da sind so viele schöne Momente sprachlich brillant erzählt, dass man sich sehr gut einfühlen und mit den Figuren identifizieren kann.

      Ganz liebe Grüsse
      Livia

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  3. Hallo Livia :)

    Ich habe das Buch vor einer Weile auch gelesen und war deshalb gespannt, was du dazu schreibst. Ich kann deine Meinung voll und ganz teilen und fand die Geschichte auch sehr berührend, wenn auch etwas anders, als ich anfangs erwartet hätte. Ich fand die Aussenperspektive durch Eve sehr interessant und sie hat dem Buch eine Richtung gegeben, das ich bei der Alzheimer-Thematik anfangs so nicht erwartet hätte.

    Eine schöne Rezension zu einem schönen Buch ♥

    Liebe Grüsse
    paperlove

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    1. Hallo liebe Paperlove

      Ich dachte mir schon, dass das Buch nicht ganz dem Mainstream entsprechen würde und war dann auch nicht überrascht von der Handlungsentwicklung. So oder so haben mir aber Eve und ihre Tochter einfach sehr, sehr gut gefallen und die Autorin hat mit dieser zusätzlichen Ebene zeigen können, was auch erzählerisch in ihr steckt.

      Ganz liebe Grüsse
      Livia

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  4. Oh wow, Livia, das Buch klingt so grandios. o: Du schreibst so begeistert und man liest in deiner Rezension noch heraus, wie sehr dich die Geschichte bewegt hat. Die Charaktere klingen allesamt interessant und gut herausgearbeitet. Ich denke, das Buch muss ich auf meine Wunschliste setzen. =) Wirklich schöne Rezension!

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

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    1. Liebe Leni

      Wie schön, dass du dies aus meiner Rezension herauslesen kannst. Genau so war es: das Buch hat mich berührt und überzeugt und ich denke, dass es dir auch sehr gut gefallen könnte.

      Alles Liebe dir und vielen Dank für deine Worte
      Livia

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  5. Hallo liebe Livia,

    ich muss gestehen, dass ich das Buch gerade zum ersten Mal gesehen habe. Irgendwie ist das bisher komplett an mir vorbeigegangen, was wahrscheinlich daran lag, dass ich die letzten Wochen leichtere sowie lockere Lektüre bevorzugt habe. Deine Rezension hat mich nun jedoch ziemlich neugierig gemacht, da so langsam die Lust auf tiefgründigere Bücher zurückkommt und ich werde es mir auf jeden Fall mal vormerken. Das klingt richtig toll!

    Liebste Grüße
    Diana

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    1. Liebe Diana

      Dann ist diese Buch perfekt für dich. Es ist zart, poetisch, berührend, tragisch und sehr, sehr humorvoll und liebenswert. Du wirst das Buch mit positiven Gefühlen beenden und trotzdem ist es keine "leichte" Lektüre. Also sehr passend❤️

      Alles Liebe
      Livia

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