Rezension: Abschied in Prag

Abschied in Prag - Alyson Richman

Beschreibung des Verlages:
Lenkas und Josefs Geschichte beginnt im Prag der 1930er Jahre. Kurz nach ihrer Heirat werden die jungen Liebenden beim Einmarsch der Deutschen auseinandergerissen. Josef emigriert, arbeitet als Arzt in New York, heiratet. Lenka entrinnt im Konzentrationslager dem Tod nur knapp und beginnt nach dem Krieg ein neues Leben in den USA. Obwohl sie glauben, einander nie wiederzusehen, vergessen sie ihre Liebe nie. Bis sie sich sechs Jahrzehnte später in New York zufällig begegnen…

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich im Dezember beim Verlag angefragt und dann auch bekommen, worüber ich mich sehr gefreut hat. Treue Leserinnen und Leser wissen von meiner Liebe zu Prag und meinem Interesse an Geschichte und grossen Gefühlen.
Dieses Buch war aber besonders intensiv und berührend für mich. Nicht nur, weil wirklich sehr viele Emotionen transportiert und die Grauen des Krieges und der Judenverfolgung im Detail dargestellt worden sind, sondern weil ich die Schauplätze der Stadt Prag und auch Theresienstadt sehr gut kenne. Lediglich Auschwitz habe ich bis jetzt nicht besucht. Aber meine persönliche Nähe zu den Schauplätzen sowie die Tatsache, dass die Autorin sehr viele reale Schicksale erzählt und sich grundsätzlich an historischen Ereignissen orientiert hat, konnte ich beim Lesen fast gar nicht ertragen. Und trotzdem habe ich mich diesem Leseerlebnis ausgesetzt und trotzdem wollte ich unbedingt wissen, wie die Lebensgeschichte von Lenka und Josef sich entwickeln würde. Belohnt worden bin ich mit einem wundervollen Schreibstil voller Liebe zum Erzählen und den authentisch gestalteten Figuren. Auch wenn ich beim Lesen unzählige Tränen geweint habe. 

Schreibstil und Handlung:
Lenka und Josef treffen sich im hohen Alter auf der Hochzeit ihrer Enkel wieder und erkennen sich auf den ersten Blick gar nicht, obwohl kein Tag vergangen ist, an dem sie nicht aneinander gedacht haben. Mehr als sechzig Jahre sind seit ihrer eigenen Hochzeit vergangen und was die beiden in der Zwischenzeit erlebt haben und erleben mussten, erfahren wir nach dem Prolog. Wir lernen dann nämlich Lenka und Josef als Kinder kennen und sind dabei, wenn sie sich treffen, sich verlieben, heiraten und auseinandergerissen werden.
Während der angehende Arzt Josef nach einem Schiffsunglück auf dem Weg in die USA fälschlicherweise für tot erklärt wird, deportieren die Nazis die junge Künstlerin Lenka und ihre Familie nach Theresienstadt.
Und was dann geschieht, ist an Grauen, Schmerz und Angst kaum zu überbieten und zu ertragen und es gelingt der Autorin meisterhaft, wahre Geschichten, historische Figuren und die verschiedensten Emotionen in diesem Buch unterzubringen. Durch all diese schrecklichen Ereignisse wird aber auch immer wieder die Liebe thematisiert, welche Lenka und Josef über all diese Jahre wie ein unsichtbares Band verbunden hat. Aber nicht nur diese Liebe zwischen Frau und Mann, sondern auch die Liebe zwischen Familienmitgliedern, die Liebe zur Kunst und Musik und die vielen wunderbaren Versuche, sich in den Todeslagern über Wasser zu halten und gegenseitig zum Weiterleben zu motivieren oder gar Widerstand zu leisten, nehmen in diesem Buch eine wichtige Rolle ein. So werden Freundschaft, Geschick, aber auch Verlust und Schmerz zur Kulisse des tragischen Schicksals einer jungen Künstlerin und ihrer Familie, sowie einer Liebesgeschichte, die sich wirklich fast genau so oder ganz ähnlich hat.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch, das mich komplett fassungslos und erschüttert zurückgelassen hat ist unendlich grausam, und zugleich auch wunderschön geschrieben. Detaillierte Beschreibungen, genaueste Recherchen, eine Autorin, die ihr Handwerk beherrscht und mit wenigen Worten gigantische Gefühle festhalten und auslösen kann, sowie historische Ereignisse und Figuren ergeben im perfekten Verhältnis und von einer schriftstellerischen Meisterleistung zusammengehalten ein Gesamtkunstwerk, das vor Liebe, Freundschaft, Trauer und Angst nur so überquillt und genau darum so wichtig ist, weil es - trotz allem - Mut und Hoffnung macht.

Zusätzliche Infos:
Titel: Abschied in Prag
Originaltitel: The Lost Wife
Autorin: Die amerikanische Bestsellerautorin Alyson Richman hat bereits mehrere Romane verfasst, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Zuletzt erschien Ein italienischer Garten im Diana Verlag. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern auf Long Island, New York.
Taschenbuch, Klappenbroschur: 384 Seiten
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Amerikanisch
Verlag: Diana
Erschienen: 11.12.2017
ISBN: 978-3-453-35959-8 

6 Kommentare:

  1. Huhu liebste Livia!

    Wie schön, deine Meinung zu diesem Buch zu finden! :) Ich liebäugle schon länger damit, habe es aber noch nicht zu Hause. Dafür könnte ich es mir sicher mal von meiner Mum ausborgen, die konnte nämlich nicht wiederstehen. ;) Die Thematik finde ich toll und wie du schon weißt, bin ich wie du ein großer Prag Fan. Wahnsinn, wie gut dir die Geschichte gefallen hat, da muss ich also unbedingt mal reinschnuppern. :D Vielen Dank für deine Empfehlung, ich werde mich dran halten.

    Liebste Grüße
    Nina von BookBlossom

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    1. Liebe Nina

      Ich kann es dir wirklich nur ans Herz legen. Es ist allerdings so gar nicht leicht und locker und macht auch nicht wirklich gute Laune, klar.

      Alles Liebe dir und ich freue mich darauf, vielleicht schon bald deine Meinung dazu zu lesen :-)
      Livia

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  2. Grausam und zugleich schön geschrieben - das klingt nach einem interessanten Buch. Vielen lieben Dank für diesen tollen Buchtipp dein neuer Follower,
    Christine

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    1. Hallo liebe Christine

      Das ist auch ein wirklich interessantes Buch und es lohnt sich meiner Meinung nach sehr.

      Ausserdem begrüsse ich dich ganz herzlich in meiner Leserschaft.

      Alles Liebe dir
      Livia

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  3. Hallo Livia,

    mich hat das Buch auch beeindruckt. Ich verlinke deine Rezension auf meinem Blog. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich.

    Ganz liebe Grüße aus Tirol
    Marie

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    1. Liebe Marie

      Meine Antwort kommt Jahre zu spät...aber ich habe deinen Kommentar erst gerade entdeckt. Vielen lieben Dank fürs Verlinken und ja klar, das ist natürlich in Ordnung.

      Ganz liebe Grüsse
      Livia

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