Rezension: Die Kinder der Rothschildallee

Die Kinder der Rothschildallee - Stefanie Zweig
Die Rothschildsaga (2)

Beschreibung des Verlages:
Der Boykott der jüdischen Geschäfte im April 1933 nimmt dem Kaufmann Johann Isidor Sternberg jede Hoffnung auf eine Zukunft in Deutschland. Er, seine Frau Betsy, die Kinder und Enkel werden zu Aussätzigen in ihrer geliebten Heimatstadt Frankfurt. Die Nazis nehmen ihnen Arbeit, Sicherheit und schließlich die Heimat. Die Bedrohung ihres Lebens wird für die jüdische Familie Sternberg zur schrecklichen Normalität.

Meine Meinung:
"Die Kinder der Rothschildallee" hat mich anfangs nicht so sehr gefesselt, weil mir die Handlung ein wenig zu beiläufig erzählt worden ist und nur so dahinplätscherte. Nach und nach verdüsterte sich aber die Stimmung, der Krieg rückt näher, die Ereignisse überschlagen sich und ich konnte die Figuren, ihre Beklemmung, ihre Situation und ihre Zukunftsängste immer besser fassen. Die einzelnen Figuren sind meiner Meinung nach sehr differenziert ausgestaltet und nach und nach konnte auch ich sie ohne Probleme unterscheiden und das heisst etwas, da ich wirklich ab und an so meine Schwierigkeiten mit Namen habe.
Auch sehr spannend fand ich übrigens die Einbettung der vielen jüdischen Traditionen, welche die Autorin - selber ja auch Jüdin - sehr gelungen mit der Handlung verweben konnte.
 
Schreibstil und Handlung:
Wie bereits erwähnt war ich anfangs ein wenig irritiert vom Schreibstil. Einerseits war der durchs ganze Buch hindurch sehr flüssig, aber andererseits war genau dieser Schreibstil mir am Anfang der Erzählung zu oberflächlich. Auch konnte ich die Position der Autorin nicht wirklich einordnen. Gerade am Anfang, bei dem die Eltern Betsy und Johann Isidor oft zu Wort kommen, war mir die Grundhaltung ein wenig zu belehrend und auch frauenfeindlich. Aber dann hat sich die Stimmung komplett geändert. Die Bedrohung wird immer fassbarer, die ganzen Ereignisse dramatischer und trauriger. Handlung und Schreibstil passen immer besser zusammen und vereinen sich zu einem stimmigen Ganzen.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch ist der zweite Teil einer Trilogie. Meiner Meinung nach ist es nicht notwendig, den ersten Teil zu lesen, weil die Bücher doch sehr für sich stehen. Wer aber natürlich mehr über die Kindheit und Jugend der Rothschildallee-Kinder erfahren will, kann dies im ersten Band machen.
Eine totale Leseempfehlung von mir, weil dieses Buch sehr eindringlich geschrieben ist und die Situation einer jüdischen Familie unmittelbar vor und während des zweiten Weltkrieges beleuchtet und mit flüssiger aber trotzdem tiefgründigen Sprache erzählt.

Titel: Die Kinder der Rothschildallee
Autorin: Stefanie Zweig, 1932 in Oberschlesien geboren, wanderte im Zuge der nationalsozialistischen Verfolgung 1938 mit ihren Eltern nach Kenia aus und verlebte ihre Kindheit auf einer Farm. Ihre Romane "Nirgendwo in Afrika" und "Nur die Liebe bleibt" schildern diese Zeit. Nach der Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1947, die Stefanie Zweig in dem Roman "Irgendwo in Deutschland" beschreibt, zog ihre Familie schon bald in das Haus in der Rothschildallee.
Stefanie Zweig hat dreißig Jahre lang das Feuilleton einer Frankfurter Tageszeitung geleitet und lebte bis zu ihrem Tod 2014 als freie Schriftstellerin in Frankfurt. Für ihre Jugendbücher wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Alle ihre großen Romane standen wochenlang auf den Bestsellerlisten und erreichen eine Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Büchern. 1993 erhielt Stefanie Zweig die "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland". "Nirgendwo in Afrika" wurde von Caroline Link verfilmt und erhielt 2003 den "Oscar" für den besten ausländischen Film.
Taschenbuch: 400 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Heyne
Erschienen: 08.12.2010 
ISBN: 978-3-453-40778-7 

1 Kommentar:

  1. Huhu!

    Eine sehr schöne Rezension, das Buch klingt trotz Anlaufschwierigkeiten und kleiner Schwächen sehr gut!

    Mit den jüdischen Traditionen habe ich mich mal für eine Blogtour zu dem Buch "Daniel, mein jüdischer Bruder" beschäftigt und war überrascht, wie wenig ich tatsächlich über diese Kultur wusste. Man beschäftigt sich in der Schule viel mit dem Holocaust, aber nur wenig mit den jüdischen Gebräuchen und Festen - eigentlich schade!

    Wenn ich das Buch mal lese, fange ich aber wahrscheinlich doch erstmal mit dem ersten Band an! :-)

    Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfaht durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka
    mikka@keladry.com

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