Drüberleben

Für dieses Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich beim Goldmann Verlag.

Drüberleben - Kathrin Weßling

Klappentext:
Depressionen sind doch kein Grund, traurig zu sein!
Ida steht zum wiederholten Mal in ihrem Leben vor der Tür einer psychiatrischen Klinik, mit einem Zettel, auf dem ihr Name und der Grund für ihren Aufenthalt genannt sind. F 32.2. Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome. "Drüberleben" erzählt von den Tagen nach diesem Tag, von den Nächten, in denen die Monster im Kopf und unter dem Bett wüten, den Momenten, in denen jeder Gedanke ein neuer Einschlag im Krisengebiet ist. Es erzählt von Gruppen, die merkwürdige Namen tragen, von Kaffee in ungesund großen Mengen, von Rückschlägen und kleinen Fortschritten, von Mitpatienten und von Therapeuten. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich zehn Wochen in eine Klinik begibt und dort lernt zu kämpfen. Gegen die Angst und gegen das Tiefdruckgebiet im Kopf.

Inhalt:
Ida erwacht einmal mehr neben einem Mann, den sie bis vor wenigen Stunden noch nie gesehen hat, in einer Müllhalde, die aber eigentlich ihre eigene Wohnung ist, und weiss, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Zum Glück hat sie genau an diesem Tag den Termin in der Klinik, in die sie sich für unbestimmte Zeit begeben wird. Ohne sich noch einmal umzublicken und nach einer sehr kurzen Verabschiedung von dem Mann in ihrem Bett, verlässt sie das Haus und kommt pünktlich in der Klinik an. Nachdem sie dort gefühlte tausend Seiten Eintrittspapiere durchgelesen und unterschrieben hat, bekommt sie endlich eine kurze Führung durchs Gebäude. Schnell lernt sie einige Mitpatienten kennen, Richard, Peter, ihre Mitbewohnerin Isabell und einige andere. Schnell beginnt sie, sich über die Begrüssungsfloskel "und warum bist du hier?" zu ärgern, sie hat es satt, immer wieder ihre Geschichte zu wiederholen. Und auch bald realisiert sie, dass sie nicht allen einfach trauen sollte und dass ihre Mitbewohnerin nicht immer nur die Wahrheit erzählt und selber eine richtige Drama-Queen ist. Es geht einige Tage, bis Ida merkt, dass auch sie wohl nicht nur den anderen, sondern auch sich selber immer wieder etwas vor macht. Der Klinikalltag und die vielen Einzelgespräche lernen sie, auf sich selber zu hören und zu verstehen, was genau ihre Probleme sind, und wie sie diese anpacken kann. Die Autorin Kathrin Weßling schreibt in diesem Buch nicht nur über Ida, sondern immer auch ein wenig über sich selber und verarbeitet so ihre Vergangenheit und ihren früheren Alltag mit Depressionen. Trotzdem muss man klar trennen zwischen Ida und Weßling. Einzig der geschilderte Klinikalltag und die unterschiedlichsten Mitpatienten und Arztgespräche dürften wohl beiden, der Protagonistin und auch der Autorin, sehr gut bekannt sein.

Meine Meinung:
Auch wenn mir gewisse Szenen und Situationen, sowie Gedankengänge der Protagonistin zu extrem und teilweise zu aufgesetzt provokativ vorkamen, so hat mir das Buch doch sehr gut gefallen. Die Geschichte von Ida fesselt und berührt und mit einer schonungslosen Ehrlichkeit und trotzdem viel Ironie schafft es die Protagonistin, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Das Buch kann es schaffen, Menschen zum Nachdenken anzuregen und es plädiert für mehr Respekt, Offenheit und Mut. Psychisch kranke Menschen sind auch (nur) Menschen und genau dies spürt man während der Lektüre von "Drüberleben" und dies ist es wohl auch, was uns die Autorin auf den Wege geben will und was sich sicher einige Menschen ein wenig bewusster überlegen sollten.

Fazit:
Ein unterhaltsames Buch mit einem ernsten Hintergrund, welches zum Nachdenken anregt und für mehr Verständnis und Toleranz plädiert.

Zusätzliche Infos:
Autorin: Kathrin Weßling
Fester Einband: 317 Seiten
Verlag: Goldmann
Sprache: Deutsch
ISBN  978-3-442-31284-9

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