Der Steher

Als ich heute Morgen um ca. 9.15 Uhr von der Bushaltestelle zur Schule spazierte, wählte ich (wie jeden Morgen) den Weg zwischen milliardenschweren Firmen, Banken und Möbelgeschäftern hindurch. Natürlich waren alle Angestellten eifrig bei der Arbeit.
Nur einer wohl nicht.
Ein Mann, er war etwa vierzig Jahre alt, stand dort. Er stand starr auf einem kleinen Mauerabsatz neben einer Zufahrtstrasse in einem Hinterhof. Er stand auf dieser ca. 7 cm hohen Kante und blickte hinunter in die tosenden Wogen der ewigen See. Schien zumindest so. Er sah aus, wie ein Brückensteher kurz vor dem Sprung in den Tod. Und so schien er sich auch zu fühlen. Blickte ganz starr und voller Schmerz in die 7 cm umfassende Tiefe, bereit, sich todeswillig hinabzustürzen.
Als ich ihn grüsste, rührte er sich nicht vom Fleck.

Was wohl in ihm vorgegangen ist?

2 Kommentare:

  1. Wenn er so tief in Gedanken versunken war, muss ihn wohl etwas stark beschäftigen. Vielleicht hat ihn etwas auch emotional sehr berührt. Wir werden es wohl nie erfahren...
    Sehr schön beobachtet,und sehr schön einfühlsam und bildhaft beschrieben!
    Liebe Grüße
    Inka

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  2. @Inka
    Das war genau das Problem. Irgendwie muss ich immer noch an ihn denken und habe fast ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn nicht auf seine Lage angesprochen habe...

    Liebe Grüsse
    Eponine

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