Nur noch ein einziger Tag, Teil 1

Das Telefon klingelte an einem Samstagmorgen um neun Uhr. Draussen regnete es, die Heizung funktionierte nicht richtig und eigentlich war es viel zu dunkel für einen Tag mitten im April.
Sie schlug verschlafen die gestreifte Bettdecke zurück, rieb sich die Augen, setzte sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und griff dann ärgerlich zum Hörer.
„Hallo, hier Franzi Fehner, wer ist am Apparat?“
„Guten morgen Franzi, hier Karl.“
Ausgerechnet der hatte ihr gerade noch gefehlt. Schon einmal an einem Samstagmorgen um neun Uhr vom Boss geweckt worden? Tolles Gefühl.
Sie setzte sich ohne es zu merken gerader hin und ihre Stimme nahm diesen samtenen Klang und die absolut fehlerfreie Artikulation an, die alle Stimmen namhafter Schauspieler besitzen, wenn sie grosse Rollen von grossen Dichtern rezitieren.
„Ich will es kurz machen. Ich habe eine Rolle für dich und Matt. Sie wird euch zum internationalen Durchbruch verhelfen, da bin ich mir einfach sicher“, sprach Karl munter ins Telefon und Franzi versuchte sich bereits jetzt vorzustellen, um was für eine Rolle es sich handeln würde, die ihren langjährigen Freund und Bühnenpartner Mattias und sie weltberühmt machen würde.
„Um was geht es?“, fragte sie und ihre gut trainierten Stimmbänder schafften es, dass Karl die Aufregung in ihr nicht wahrnehmen konnte.
„Das Stück heisst „Nur noch ein einziger Tag“ und wurde von Friedrich Zucker für zwei Personen geschrieben. Es geht um zwei junge, verliebte Menschen namens Fiona und David, die noch das ganze Leben vor sich haben, bis David erfährt, dass er noch einen einzigen Tag leben wird, bevor er in einem fremden Land und ohne das Beisein seiner Frau exekutiert wird für ein Verbrechen, das er nie getan hat. Nun liegt die Spannung darin, den letzten Tag der beiden so realistisch wie möglich darzustellen. Von der letzten Nacht bis hin zu jenem Zeitpunkt, in dem er den Flieger besteigt um nie wieder zurückzukehren. Bist du dabei? Matt hat mir bereits zugesagt.“
Franzi musste nicht sehr lange überlegen, ihr Herz pochte heftig gegen ihre Rippen und ihre Finger kribbelten beim Gedanken an die grosse Herausforderung.
„Klar bin ich dabei“, rief sie in den Hörer und diesmal versuchte sie gar nicht erst, ihre begeisterten Gefühle zu verbergen.
Das Telefonat dauerte noch ein paar wenige Minuten um organisatorische Fragen zu klären und als Franzi sich zufrieden noch einmal hinlegte um über die Vorbereitungen für das Stück nachzudenken, reifte in ihrem Kopf eine verheerend grandiose Idee.
Mattias würde in einer Woche zu seinen Eltern nach London verreisen.
Den letzten Tag vor seiner Abreise könnten sie so miteinander verbringen, wie wenn es ihr letzter Tag überhaupt sein würde.
Ihre eigene Idee zog sie immer mehr in ihren Bann und sie beschloss, Matt sofort davon in Kenntnis zu setzen. Er willigte begeistert ein und kündigte an, eine Woche später mit einem Koffer und in seinen liebsten Kleidern bei ihr zu erscheinen.


Meine Lieben
Wollt ihr die Fortsetzung der Geschichte lesen oder nicht?

Liebe Grüsse
Eponine 

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